Ministerium in Kiel will Einrichtungen in Ahrensburg und Schwarzenbek aus Kostengründen zusammenlegen

Ahrensburg. Die Entscheidung über die Zukunft des Stormarner Frauenhauses in Ahrensburg ist gefallen: Das Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Integration des Landes Schleswig-Holstein plant, es mit dem Frauenhaus in Schwarzenbek im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg zusammenzulegen. Beide Einrichtungen verfügen über zwölf Plätze und sind damit die kleinsten Frauenhäuser im Land.

Seitdem bekannt geworden war, dass die Sparpläne der schwarz-gelben Landesregierung ab 2012 einer Kürzung der Gelder für die 16 Frauenhäuser in Schleswig-Holstein um jährlich 500 000 Euro vorsehen, hatten die Mitarbeiterinnen des Stormarner Frauenhauses um ihre Einrichtung gezittert. Sie hatten befürchtet, dass ihr Frauenhaus geschlossen werden muss, weil es zu klein ist. Denn die Landesregierung hatte kleine Frauenhäuser für unrentabel erklärt, weil bei ihnen die Fixkosten wie Versicherungen oder Telefon prozentual höher sind.

Das Schicksal der Schließung soll nun das Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Lübeck und das Frauenhaus in Wedel im Kreis Pinneberg treffen. "Beide Regionen verfügen über überdurchschnittlich viele Frauenhausplätze", sagt Schleswig-Holsteins Gleichstellungsminister Emil Schmalfuß. Zurzeit fällt in Lübeck auf je 2675 Einwohner ein Frauenhausplatz, im Kreis Pinneberg ist es ein Platz auf 5201 Menschen. Anders die Lage in Stormarn: Zurzeit gibt es dort einen Frauenhaus-Platz für je 18 924 Einwohner. Schlechter versorgt sind in Schleswig-Holstein nur noch die Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland, in denen es überhaupt kein Frauenhaus gibt. Mit der Fusion der beiden Einrichtungen in Stormarn und im Herzogtum Lauenburg soll die Zahl der Plätze um zwei auf 26 erhöht werden, da beide Häuser in den vergangenen Jahren immer zu mehr als 95 Prozent ausgelastet waren. Darüber, wo das kreisübergreifende Frauenhaus stehen soll, macht das Kieler Ministerium bisher keine Angaben. Fest steht aber, dass das Frauenhaus in Ahrensburg nicht groß genug ist, um 26 Plätze anzubieten. Selbst wenn die Entscheidung für den Standort Ahrensburg fiele, müsste das Frauenhaus umziehen.

Die Mitarbeiterinnen des Ahrensburger Frauenhauses hatten sich gegen eine Zusammenlegung der Häuser ausgesprochen. "Es ist illusorisch, dass wir Frauen aus dem Lauenburgischen betreuen", sagte Claudia Rattmann noch vor wenigen Tagen gegenüber der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Ihre Kollegin Vira Sprotte hatte eine mögliche Zusammenlegung als "eine haarsträubende Idee" bezeichnet. Durch ein kombiniertes Frauenhaus würden die Wege wesentlich länger werden. Sprotte: "Die Frauen haben sowieso schon Angst, zu uns zu kommen. Wenn das Frauenhaus dann auch noch in einem anderen Kreis liegt, wird die Hemmschwelle noch größer." Die fachlichen Standards bei den Frauenhäusern und Beratungsstellen sollen trotz der Einsparungen erhalten bleiben. Damit dieses bei steigenden Kosten noch möglich ist, soll das Geld, dass die Frauenhäuser jährlich pro angebotenen Platz vom Land bekommen, um 300 Euro auf 10 800 Euro aufgestockt werden. Den Standard bei Beratungsstellen will das Ministerium erhalten, indem es kleinere zusammenlegt und sich die Landesförderung für die Einrichtungen an der Einwohnerzahl der Kreise orientiert.

Die Pläne des Ministeriums sehen auch vor, die Mitarbeiterinnen in den Frauenhäusern und den Frauenberatungsstellen durch die Stärkung landesweiter Angebote zu entlasten. So soll die sogenannte Frauenhelpline künftig an allen Wochentagen von 10 Uhr bis 1 Uhr nachts besetzt sein. Zusätzlich soll sie auch eine Lotsenfunktion übernehmen und Anrufer an geeignete Einrichtungen weitervermitteln.

Der Landesverband soll die Aufgabe bekommen, sich um die Einhaltung von vergleichbaren Qualitätsstandards in den Einrichtungen zu kümmern und Fortbildungen sowie Fachveranstaltungen anzubieten.