Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Respekt: Sieben Stormarner Familien erzählen in einem neuen Buch, was ihnen wichtig ist

Bad Oldesloe. Was ist uns als Eltern wichtig? Welche Werte wollen wir unseren Kindern auf den Lebensweg mitgeben? Und wie sehen andere Familien das? Beim Thema Wertevermittlung sind viele Eltern verunsichert. Das Mehrgenerationenhaus Oase in Bad Oldesloe hat deshalb jetzt ein Buch herausgegeben, in dem sich sieben Familien vorstellen und erzählen, wie sie ihre Wertvorstellungen im Alltag umsetzen. Das Buch ist Teil des bundesweiten Projekts "Wertebildung in Familien" , das vom Bundesfamilienministerium gefördert wird.

Die Koordination hat das Generalsekretariat des DRK übernommen. "Das Wertethema ist alt und dennoch brandaktuell", sagt Projektleiter Heribert Rollik im Vorwort. "Werte geben jedem Einzelnen Halt und Orientierung, und gemeinsame Werte sind die Basis unserer Gemeinschaft. Vokabeln wie Wertekonflikt, Wertewandel und Werteverfall beschreiben aktuelle Diskussionen, die insbesondere im Zuge von Migration und Modernisierung hohe gesellschaftliche Relevanz haben."

Ein allgemeingültiger Wertekanon steht bei dem Projekt nicht im Vordergrund. Den Initiatoren des Buches "Wir sind Wer(t)!" ist es vielmehr wichtig, dass Eltern ihre eigenen Werte erkennen und sie ihren Kindern vermitteln. Perfekt muss dabei nichts sein. "Es ist ein Mutmach-Buch, das Familien anregen soll, sich mit ihren Werten auseinanderzusetzen", sagt Wiebke Finck von der Oase, die das Projekt mit ihrer Kollegin Andrea Kefrig-Blase betreut hat. "Jede Familie hat Werte, auf die sie stolz sein kann. Die Familien in dem Buch sollen Beispiele sein, wie eine wertorientierte Erziehung aussehen kann und wie unterschiedlich sie gelebt wird."

Am Anfang stand die Idee, etwas Nachhaltiges zum Thema "Wertebildung in Familien" zu gestalten. "Wir hatten verschiedene Veranstaltungen zu dem Thema geplant. Aber wir wollten auch etwas zum Nachschlagen schaffen, etwas, das immer wieder rausgeholt werden kann", sagt Finck. Bei mehreren Treffen und Workshops entstanden mit den beteiligten Familien Vorstellungen, an welchen Werten Mütter und Väter sich im Alltag orientieren und wie sie ihre Vorbildfunktion leben. Heraus kamen Fragen wie: Wie gehen Familien mit kleineren und größeren Katastrophen um? Wie werden Familienleben, Beruf und Arbeitsteilung im Haushalt organisiert? Welche Bedeutung haben Geschlechterrollen? Wie viel Förderung muss sein, und wo werden den Kindern Grenzen gesetzt? Mitgemacht haben nur Familien, die die Koordinatoren bereits vorher aus der Oase kannten. "Es war uns wichtig, dass alles authentisch ist", meint Andrea Kefrig-Blase.

Der Grundsatz des Projektes lautet "Werte entstehen in Familien - Werte leben in Familien". Wie unterschiedlich das geschehen kann, zeigen die sieben Beispiele in dem Buch. Zwar gebe es einen Grundkonsens, dass Werte wie zum Beispiel Ehrlichkeit oder Freundlichkeit wichtig seien, sagt Andreas Olbertz. Er steuerte die Texte und Fotos für das Buch bei und besuchte die Familien für Interviews zu Hause. "In den Gesprächen ist dann aber herausgekommen, dass jede Familie ihren ganz eigenen Schwerpunkt setzt."

So wie bei den Reichels, für die Bildung eine hohe Priorität hat. "Lernen ist ganz wichtig für die Zukunft, wenn man einen ordentlichen Beruf ergreifen möchte", sagt Irina Reichel. Die 26-Jährige kommt aus Russland. "Dort macht man vieles anders, zum Beispiel sind Eltern strenger", sagt sie. Ihr sei auch wichtig, dass ihre Kinder Respekt vor älteren Menschen hätten. Andere Eltern versuchen, ihren Kindern zum Beispiel gegenseitige Wertschätzung, Naturliebe, Respekt vor Tieren, Rücksichtnahme, Familiensinn oder Selbstvertrauen zu vermitteln. Und Mutter Bettina Kawerau sagt: "Unsere Kinder sollen mit sich und mit dem, was sie haben, zufrieden sein."

Rund ein Jahr haben Wiebke Finck und Andrea Kefrig-Blase mit den Familien an dem Buch gearbeitet. Ins Boot holten sie neben Andreas Olbertz auch der Illustrator Daniel Such, der für das Titelbild und für zahlreiche Details auf den Seiten verantwortlich ist.

Herausgekommen ist ein buntes Buch im Querformat. "Es soll auch Familien ansprechen, die sonst nicht viel lesen", sagt Finck. Die ersten 1000 Exemplare sind gedruckt, Anfragen gibt es bereits. Die Initiatoren wollen das Buch nun in den 500 Mehrgenerationenhäusern in Deutschland, bei Ärzten und Beratungsstellen verbreiten. Auch in der Oldesloer Oase (Ratzeburger Straße 20, Telefon 04531/67 08 48) ist es gegen eine Spende erhältlich. Das Geld wird für neue Projekte verwendet.