Unser Dorf: Abendblatt-Regionalausgabe auf Sommertour. Brunsbek ist eine hübsche Gemeinde, die schon eine Miss Hamburg und eine Miss Schleswig-Holstein hervorbrachte

Brunsbek. "Bei Schnaps und Bier werden die überredet", sagt Andreas Pahlen von der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Brunsbeker Ortsteil Langelohe. "Die", das sind die Zugezogenen. Die in den Neubaugebieten, von den Alteingesessenen auch scherzhaft "Kredithügel" oder "Hypothekental" genannt. Und überredet werden sie dazu, bei der Feuerwehr mitzumachen. "Erst neulich haben wir drei Neue bekommen", sagt Pahlen und grinst dabei. So geht das also. Erst wird der Durst gelöscht, dann das Feuer.

Brunsbek hat gleich drei Ortswehren, je eine in Papendorf, Langelohe und in Kronshorst. Es sind jene drei Ortsteile, die 1974 zusammengefasst und nach dem "braunen Bach" benannt wurden, eben der Brunsbek, die sich zwischen ihnen hindurchschlängelt. Seitdem sind die Bürger Brunsbeker. Eine schöne Gemeinde. So schön, dass 2001 eine junge Brunsbekerin zur "Miss Hamburg" und im Jahre 2008 eine gewisse Bettina zur "Miss Schleswig-Holstein" gekürt wurde. Letztere war allerdings eine Milchkuh.

Doch zurück in die Gegenwart. In die Papendorfer Straße. Der kulturelle Mittelpunkt. Dorfgemeinschaftshaus, Sport- und Tennisplätze und der Schützenverein liegen dort nah beieinander und sind Treffpunkt für viele Brunsbeker. Nebenan, in der ehemaligen Dorfschule, wohnt Bernd Draheim - einer der "Neuen", der allerdings nicht auf dem "Kredithügel" siedelt. Schlimmer: In den 80er-Jahren wohnte er dort zunächst mit mehreren Freunden.

Die "Kommune" in der Schule war lange Gesprächsthema

Das Klassenzimmer wurde zum Band-Proberaum. Draheim: "Wir spielten nur Bob-Dylan-Songs, galten als 'Kommune' und waren das Gesprächsthema im Dorf." Vorbeifahrende Landwirte grüßten lange nicht. Aus der Kommune wurde mit den Jahren ein mehr oder weniger gewöhnlicher Zweifamilienhaushalt. Einmal im Jahr gibt es dort ein großes Sommerfest mit Live-Musik. Erst kamen nur Freunde, in diesem Jahr waren es mehr als 400 Besucher aus der ganzen Gemeinde. "Das Schützenfest ist kleiner", sagt Draheim. Er hat sich mit der Schule einen Traum erfüllt.

Der Langeloher Karl-Otto Detlow lernte in der Dorfschule das Schreiben, als sie noch eine Schule war. Mittlerweile hat er mehrere Bücher und Gedichtbände verfasst, meist auf Plattdeutsch. In seinem Gedicht "Brunsbek (vömals Langelohe)" heißt es: "Mien Dörp is'n /Ortsdeel worrn,/benöömt na en Rönnsel,/ överbleven vun Urstroomdaal." Ein Rönnsel, ein Rinnsal also, das bald in Rohren unter der Erde verschwinden und damit in Vergessenheit geraten könnte, befürchtete Detlow damals, der zugibt, kein Freund des neuen Gemeindenamens gewesen zu sein. Doch mittlerweile hat sich der Name bei ihm und den anderen Bürgern durchgesetzt. Und wohl fühlt sich der Autor im Ortsteil Langelohe nach wie vor. Die umgebende Natur ist immer wieder Inspiration für seine Lyrik. Auch wenn es einen "riesigen Wandel" in den vergangenen Jahrzehnten gegeben habe. In Brunsbek und auch anderswo. Detlows weitere Leidenschaft ist das Büchersammeln. Knapp 20 000 stehen akkurat aufgereiht im ehemaligen Verkaufsraum des Krämerladens seiner Oma. Waren werden dort schon lange nicht mehr angeboten.

Im Katzenhotel machen bis zu 30 Vierbeiner Urlaub

"Ja, die drei Ks sind uns in der letzten Zeit leider abhandengekommen", sagt Regine Sterzing, die drei Kilometer weiter in Kronshorst wohnt. Was die drei Ks sind? Kneipe, Kapelle und Krämerladen. Die Kapelle wurde 2008 entweiht. Kneipen und Krämer schlossen. Dafür gibt es jetzt aber ein Hotel. Ein Katzenhotel. Und damit hat Regine Sterzing über die Ferienzeit, wenn bis zu 30 Vierbeiner Urlaub auf dem Lande machen, gut zu tun. Aber einen Laden gibt es trotzdem wieder. Den Hofladen der Familie Kröger. Dort kaufen die Brunsbeker am Sonnabend Brötchen und klönen. Donnerstags wird frisch abgepacktes Fleisch aus der eigenen Schlachterei über die Ladentheke gereicht. Horst Kröger sagt: "Unser Fleisch dürfen wir sogar in der gesamten EU verkaufen. Aber das wollen wir gar nicht."

Vor Weihnachten zappeln vor Krögers Hofladen die Karpfen im Wasserbecken. Fangfrisch aus der Zucht im Brunsteich. Der See liegt, in die leicht hügelige Landschaft eingebettet, am Verbindungsweg zwischen Kronshorst und dem Ortsteil Papendorf. Eine malerische Landschaft, von der auch die Krögers schwärmen und die für viele Anreiz war und ist, hier zu wohnen. Der Teich ist im Privatbesitz der Familie Pause, die Fischzucht betreibt. "Aber eher hobbymäßig", sagt Stefani Krumm, die Lebensgefährtin des Eigentümers. Ein anstrengendes Hobby. Jeden Tag kommen sie nach der Arbeit zum See, um die Fische vom Boot aus zu füttern. "Aber die Sonnenuntergänge sind herrlich", sagt die gebürtige Hamburgerin. Eines nervt sie aber doch: dass in Kronshorst in den Ferien kein Linienbus fährt und man ohne Auto nicht weit kommt. Aber wer will schon weg aus Brunsbek? Dort, wo mittlerweile auch Schulbesitzer Bernd Draheim von den Bauern gegrüßt wird.

Heute ist Stoppelfest beim Schützenverein. Vielleicht hat die Feuerwehr danach wieder ein paar Aktive mehr.