Unser Dorf: Abendblatt-Regionalausgabe auf Sommertour. Stormarns Eisenbahn-Miniatur-Wunderland liegt in Rümpel

Rümpel. In Rümpel rumpelt's. Hört sich an wie ein Kalauer, stimmt aber. Ein Blick auf die Dorfstraße genügt: schönstes Kopfsteinpflaster. Wer darüber fährt, spürt die Wirkung dieser historisch-ländlichen Bauweise. Wer daneben steht, hört sie. Leise ist das nicht gerade. Klaus Timm sieht es positiv. "Das hält wenigstens. Jedenfalls müssen wir nicht, wie andere Gemeinden, um die Beseitigung von Frostschäden zu finanzieren, Schlaglöcher verkaufen", sagt der 59-Jährige, der ohnehin Schöneres im Angebot hat: Modelleisenbahnen und Berge von Zubehör.

"Früher gab es in Rümpel eine Gewerbegemeinschaft mit 16 Mitgliedern. Jetzt gibt es nur noch meinen Laden", sagt Timm, der dafür einen riesigen Kundenkreis in ganz Norddeutschland hat. "Ich komme aus Cuxhaven", sagt Frank Reitz, der sich an diesem Morgen sofort entscheidet. "Die nehm' ich mit", sagt er und zeigt auf einen roten Oberleitungswagen mit Anhänger.

Eigentlich wollte Klaus Timm mit anderen Händlern in Stormarn etwas Ähnliches aufziehen wie das Miniatur-Wunderland in Hamburg. "Aber jetzt ist das Wunderland eben in Rümpel", sagt der Händler, "auf dem Dorf ist es auch nicht so teuer wie in der Stadt. Und die Kunden können vor der Tür parken."

Gleich neben dem Eisenbahn-Wunderland wohnt Hans Höppner. Er lebt in dem Haus, in dem er vor 86 Jahren geboren wurde. In seinem Vorgarten blühen riesige Sonnenblumen. "Gemüse haben wir nicht mehr. Aber um die Blumen kümmere ich mich noch", sagt der alte Herr. Früher kannte er jeden im Dorf. "Aber jetzt sind doch einige zugezogen", sagt der Ur-Rümpeler, dessen Eltern schon in dem Backsteinhaus aufgewachsen sind. Kommt er zurecht im Alltag? "Muss ja", sagt er. Mit dem Laufen ist es allerdings schwierig. Macht nix. "Ich muss noch mal los", sagt der 86-Jährige, holt seinen Wagen aus der Garage und düst los, um in Bad Oldesloe Brot zu holen.

Für Kartoffeln hätte er es nicht so weit. Die sind auf dem Hof am Ende der Straße zu haben. Hier lebt und arbeitet die Familie Gaden, die wie die Höppners zu den Alteingesessenen gehören - und denen einer der letzten fünf landwirtschaftlichen Betriebe gehört. "1980 ist unser Hof an der Ecke Wiesenstraße/Dorfstraße abgebrannt,", sagt Harald Gaden. Viele Höfe im Umkreis erwischte es damals. Vermutlich war es Brandstiftung. Ein Jahr später wurde der Betrieb wieder aufgenommen: an der Straße Roter Hahn, 100 Meter von Hans Höppner entfernt.

"Kartoffeln und Spargel sind ein Zuverdienst", sagt Harald Gaden. Das Hauptgeschäft aber sind die 90 Milchkühe. Namen haben die nicht. Aber wer den "Chef" durch den Stall gehen und den Kälbchen über den Kopf wuscheln sieht, der weiß: Die Tiere haben es hier gut. Auf dem Hof Gaden wurde auch der erste Laufstall im Ort eingerichtet. Und dass die beiden Bullen mittendrin sind und jederzeit ran dürfen - vorausgesetzt die Kuhdamen sind einverstanden - gehört ebenfalls zur Philosophie. Und warum stutzt er die Hörner der Kühe nicht? "Ich mag das so lieber leiden." Der Existenzkampf ist hart. Der Milchpreis ändert sich ständig. Aber seine Liebe zur Landwirtschaft ist ungebrochen. Das gleiche Bild im benachbarten Höltenklinken bei Rüdiger Knapp, der sein Glück mit Schweinen versucht.

"Wir haben 1100 Ferkel und Säue", sagt der Herr über 230 Hektar, zu dem auch Wald, Acker und Karpfenteiche gehören. Das Wort Gutsherr passt zu dem dynamischen und unkomplizierten 31-Jährigen nicht so recht. "Mein Urgroßvater hat als Besitzer der Schokoladenfabrik Feodora den finanziellen Grundstock gelegt", erzählt er. Das Geschäft mit den süßen Sachen lief, die Kinder konnten gut ausgezahlt werden. "Ich hätte ja auch Zahnarzt werden können. Wollt ich aber nicht", sagt der 31-Jährige Erbe. Gibt er seinen Tieren Namen? "Nein. Nur die Eber heißen alle Peter", sagt er. Fünf Peter für 120 Sauen. "Die müssen Gas geben", sagt Erntehelfer Christian Schilling und lacht.

Auch im Salon von Sabrina Thomas hat man Spaß. Im März ist sie in ihr Heimatdorf zurückgekommen und versorgt die Rümpeler nun mit Dauerwellen, neuer Farbe und selbst mit Haar-Tatoos. "Das ist der neue Trend", sagt die Friseurin, die sich mit ihrem Geschäft einen Traum verwirklicht und einen neuen Treffpunkt geschaffen hat.

Wer Gemeinschaft sucht und der Gemeinschaft zugleich helfen will, geht in die Feuerwehr. 36 Aktive sind es in Rümpel, 21 im Ortsteil Rohlfshagen - darunter mit der 17-jährigen Daniela Krüger die erste Feuerwehrfrau in der Gemeinde. Die "Fahrradzicken" und die "Treckerfrünnen" treffen sich zu Ausflügen. Und die Herren des Angelvereins stiefeln zur Beste. "Da gibt es alles, Forellen, Aale und Barsche", sagt der Vorsitzende Andreas Siemers. Der Sportverein hat 230 Mitglieder, davon allein neun Jugendmannschaften.

Die ganz Kleinen sind im Kindergarten Regenbogen gut aufgehoben. "Wir haben dort gerade eine gemischte Gruppe eingerichtet, um die erforderlichen Krippenplätze zu schaffen", sagt Bürgermeister Claus-Jürgen Vieregge. Der Kindergarten befindet sich wie die Feuerwehr und der Sportplatz am Gemeinschaftshaus. Hier treffen sich auch der Singkreis und der Sozialverband. Das 1995 errichtete Gebäude ist Dorfmittelpunkt. "Natürlich vermissen viele einen Tante-Emma-Laden und eine Kneipe", sagt der Bürgermeister. Eine Befragung vor zwei Jahren ergab aber auch: Die Dorfbewohner fühlen sich wohl. Der Bürgermeister ist das beste Beispiel: "Ich habe schon mal in Rümpel gewohnt und bin wiedergekommen, weil ich hier Freunde gefunden habe."