Medizinischer Dienst der Kassen prüft Alten- und Pflegeheime. Ergebnisse bei den ersten 18 Einrichtungen zwischen “sehr gut“ und “befriedigend“

Ahrensburg. Wie gut sind Stormarns Pflegeheime? Bekomme ich für mein Geld auch die versprochene Qualität? Bin ich dort in guten Händen? Das sind Fragen, die in der Vergangenheit schwer zu beantworten waren. Der Grund: wenig Transparenz, kaum Vergleichsmöglichkeiten. Wer jetzt einen Heimplatz sucht oder Angehörige unterbringen möchte, kann sich bestens informieren. Erstmals hat der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) die Heime in einer unangekündigten Prüfung unter die Lupe genommen und Noten vergeben. Und die sind im Internet für jedermann einsehbar.

In Stormarn hat der MDK bislang 18 der 41 Einrichtungen mit stationärer Pflege einer Prüfung unterzogen. Sie schnitten relativ gut ab. Keines der Häuser wurde schlechter als mit der Note 3,4 bewertet. Wichtige Bewertungskriterien sind die Pflege, die medizinische Versorgung und der Umgang mit Demenzkranken. Darüber hinaus haben die Prüfer die Alltagsgestaltung, die soziale Betreuung sowie Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene bewertet.

Die bislang besten Ergebnisse im Kreis erzielten das Haus Billetal in Trittau, das Haus Togohof in Glinde sowie das Senioren- und Therapiezentrum Barsbüttel, denen die MDK-Prüfer die Note 1,1 gegeben haben. Damit liegen sie sowohl deutlich über dem Landesdurchschnitt von 2,4 als auch über dem Bundesdurchschnitt von 2,2. Die Stadtresidenz Ahrensburg folgt mir der Note 1,2 dicht dahinter.

Die Bewertung ist an das Schulnotensystem angelehnt. Die Noten reichen von sehr gut (1,0) bis mangelhaft (5,0) und sind im Internet für jedermann einzusehen. Die Chefs der überprüften Einrichtungen finden das gar nicht so schlecht. "Die Veröffentlichung ist für uns eine gute Gelegenheit, unsere Qualität unter Beweis zu stellen", sagt Doris Simon, Leiterin der Stadtresidenz Ahrensburg. "Ich finde es auch gut, dass die Kontrollen unangekündigt sind. Nur so können Dritte die Häuser ohne Beeinflussung beurteilen."

"Prüfungen an sich sind für uns nichts Neues. Die Noten allerdings schon. Man muss jedoch bedenken, dass die Prüfung nur einen Ausschnitt zeigt", sagt Sebastian Herholz, Chef im Senioren- und Therapiezentrum Barsbüttel. "In einem solchen Test kann unmöglich die ganze Bandbreite der Menschen, die sich um die Bewohner kümmern, erfasst werden."

Die Prüfer arbeiten vor Ort einen Fragebogen mit 64 Fragen ab. Aus den Antworten dazu ergibt sich die Gesamtnote. Bei ihrem Besuch befragen die Prüfer auch mindestens fünf Heimbewohner nach ihren persönlichen Eindrücken. Diese Bewertung fließt aber nicht in die Gesamtnote ein. Viele Bewohner reagieren positiv auf den Pflege-TÜV. "Ich halte die Prüfung für sinnvoll und nötig, da es nicht in allen Heimen so gut läuft wie hier in der Stadtresidenz", sagt Eva Bücker aus Ahrensburg. Die 78-Jährige lebt seit sieben Jahren in der Pflegeeinrichtung und ist Vorsitzende des Heimbeirates, der sich für die Anliegen der Bewohner einsetzt. Zum Preis-Leistungsverhältnis sagt Bücker: "Natürlich könnte ich günstiger wohnen, aber ich werde hier verwöhnt und bin sehr zufrieden. Außerdem gefällt mir, dass ich mitten in der Stadt bin."

Auch Rita Schwietza aus dem "Haus Billetal" findet die Heimnoten zwar grundsätzlich gut. Sie könne sich aber nicht vorstellen, dass dieses neue System ihre Wahl beeinflusst hätte. Sie habe sich auch ohne Pflege-TÜV gut informiert. "Ich habe das Haus im Vorfeld besucht. Mir gefiel sofort, dass es hier sehr familiär zugeht und man für voll genommen wird." Unter den besten Vier ist das Haus in Trittau mit 1487,84 Euro monatlich für Bewohner ohne Pflegestufe das teuerste.

Jessica Michaelis, Geschäftsführerin des "Haus Billetal", sagt: "Wir lassen uns gern kontrollieren. Wir haben nichts zu verbergen, und das wollen wir zeigen." Trotzdem begegnet sie den unangemeldeten Kontrollen mit ein wenig Skepsis. Michaelis: "Viele unserer Bewohner sind mit der kurzfristigen Befragung durch die fremden Prüfer überfordert. Es wäre besser, wenn man sie darauf vorbereiten könnte." Das Haus ist auch auf die Versorgung Demenzkranker spezialisiert.

Es fällt auf, dass die Bewohner ihr Heim meist besser bewerten als die MDK-Prüfer. Das "Haus Schulenburg" in Pölitz erhielt beispielsweise die Note 3,4 und ist damit das Schlusslicht im Kreis. Die Bewohner geben ihrem Pflegeheim allerdings eine 1,1. Wie das Qualitätsurteil ausfällt, liegt offenbar im Auge des Betrachters. Deshalb machen es viele so wie Rita Schwietza, die sich ihr künftiges Heim vorher angesehen hat. Diese Möglichkeit bieten viele Pflegeheime. In etlichen von ihnen können Interessenten sogar zur Probe wohnen. Um den "Wohlfühfaktor" in einem Pflegeheim zu ermitteln, kann auch die Bewertung durch die Bundesinteressensvertretung der Nutzerinnen und Nutzer von Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung (BIVA) eine Hilfe sein. Während die MDK-Untersuchung vor allem die objektiven Qualitätsfaktoren unter die Lupe nimmt, zielt der BIVA-Test vor allem auf das subjektive Wohlbefinden der Bewohner ab. Entscheidend für die Untersuchung, die mit der Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durchgeführt wurde und an der Heime freiwillig teilnehmen, sind Faktoren wie "Autonomie, Teilhabe und Menschenwürde". Die Ergebnisse der Untersuchung sind unter www.heimverzeichnis.de im Internet einsehbar. Bis Ende dieses Jahres soll die Überprüfung aller Einrichtungen im Kreis abgeschlossen sein. "Alle Einrichtungen sind per Gesetz verpflichtet, die unangekündigte Qualitätsprüfung zuzulassen", sagt Elise Coners, MDK-Fachbereichsleiterin.

www.pflegelotse.de