Kompostierung im Werk Bützberg kostet Stormarn 150 Euro pro Tonne, der Nachbarkreis zahlt nur 40 Euro

Bad Oldesloe. Das Kompostwerk Bützberg kassiert für den Stormarner Biomüll offenbar einen deutlich überhöhten Preis. Das geht aus einem Antrag zur zukünftigen Vergärung des Bioabfalls hervor, über den der Kreisumweltausschuss am 31. August debattieren wird.

In dem Papier wird die derzeitige Situation geschildert - auch die im Kreis Herzogtum Lauenburg, der möglicherweise mit Stormarn in Sachen Vergärung zusammenarbeiten wird. Der Nachbar lässt seinen Bioabfall (jährlich rund 12 000 Tonnen) in einem Werk in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) kompostieren. Er zahlt dafür inklusive Transport 40 Euro pro Tonne. Stormarn bringt den Inhalt seiner Biotonnen nach Trittau (jährlich 13 500 Tonnen) und nach Tangstedt (jährlich 4500 Tonnen). In Trittau kostet die Kompostierung 84 Euro pro Tonne, im Tangstedter Kompostwerk Bützberg sogar 150 Euro - also fast das Vierfache des Grevesmühlener Preises. Das Tangstedter Werk gehört der Stadtreinigung Hamburg. Ausgerechnet die Stadtreinigung hatte den Anstoß zu den Überlegungen über den Bau einer Vergärungsanlage gegeben. Sie soll auf dem Gelände des Kompostwerks Bützberg entstehen. In einem Schreiben vom April schlug der Chef der Stadtreinigung, Rüdiger Siechau, dem Stormarner Landrat Klaus Plöger vor, eine Kooperation einzugehen.

Siechau lockte mit Geld. "Nach ersten Schätzungen", so schrieb er, "liegt das Entgelt bei nur 82 Euro je angelieferter Tonne Bioabfall." Im Kreis zeichnet sich nun allerdings eine Ablehnung des Hamburger Angebots ab. Grund: Die Stadtreinigung will eine Zusammenarbeit mit dem Kreis Stormarn. Nur sie eröffnet rechtlich einwandfrei die Möglichkeit, auf eine Ausschreibung der Abfallvergärung verzichten zu können. Und nur dieser Verzicht garantiert Hamburg, dass die Stadtreinigung die Anlage in Tangstedt bauen kann. Der Kreis aber hat alle Aufgaben, die mit Müllbeseitigung zu tun haben, an die gemeinsam mit der Kreis Herzogtum Lauenburg gegründete Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) übertragen. Joachim Wagner, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Stormarner Kreistag, sagt dazu: "Das wäre Quatsch, wenn wir jetzt plötzlich etwas ohne die AWSH machen würden." Heinz Hartmann (SPD), Mitglied im Umweltausschuss, ist ebenfalls gegen das Angebot der Stadtreinigung. Er hofft, dass bei einer europaweiten Ausschreibung noch ein deutlich niedrigerer Preis als 82 Euro zustande kommen könnte. "Vielleicht kommen wir auf 60 Euro", sagt er. Der hohe Preis, den Stormarn momentan noch im Tangstedter Werk zahlt, ist auch Hartmann ein Dorn im Auge. "Aber das ist eben auch ein alter Vertrag, der stammt aus dem Jahr 1994. Da waren die Preise noch deutlich höher."

Sie werden es auch noch eine Weile bleiben. Ausgerechnet dieser Vertrag hat eine Laufzeit bis Ende 2015. Der Vertrag fürs Trittauer Kompostwerk läuft Ende 2012 aus. Noch schneller sind die Lauenburger. Sie haben nicht nur einen Vertrag mit einem sehr günstigen Preis ausgehandelt, sondern könnten auch schon zum Ende kommenden Jahres aussteigen. Und: Sie haben sich bereits im Grundsatz bereit erklärt, ihren Bioabfall gemeinsam mit dem aus Stormarn vergären zu lassen. Für die Bürger des Nachbarkreises würde der bau einer solchen Anlage bedeuten, dass sie mehr Geld für die braune Tonne zahlen müssten. In Stormarn ist es gerade umgekehrt. Wegen des derzeitig hohen Preises dürften die Abfallentgelte sinken. Einen Rückgang um bis zu 26 Prozent gegenüber dem derzeitigen Entsorgungspreis haben die Fachleute errechnet - wenn bei der Ausschreibung ein Behandlungspreis von 55 Euro pro Tonne erzielt würde. Dies ist allerdings vorerst Zukunftsmusik - bis Ende 2016 muss Stormarn weiterhin in Tangstedt blechen.

Unumstritten ist, dass die Vergärung des Abfalls ökologisch sinnvoll ist. Beim Gärprozess entsteht Gas, das in thermische oder elektrische Energie umgewandelt werden kann. Vergärungsanlage versorgen sich selbst mit Strom und Wärme, überschüssige Energie wird ins Netz eingespeist.

Die Kosten einer Anlage, die den Biomüll aus den beiden Kreisen bearbeiten kann, werden auf zehn Millionen Euro geschätzt. Spannend dürfte die Frage des Standortes sein. Bei Kooperationen von Gebietskörperschaften ist dies der häufigste Grund für Zwistigkeiten.

Der Umweltausschuss des Kreises tagt am Dienstag, 31. August, im Gebäude Mommsenstraße 13 in Bad Oldesloe. Beginn ist um 18 Uhr.