Neuer Direktionsleiter für Stormarn und Herzogtum Lauenburg will seine Mitarbeiter besser vor Übergriffen schützen

Ratzeburg. "Ich bin wieder hier, in meinem Revier, war nie wirklich weg, hab' mich nur versteckt." Mit diesem Worten aus dem bekannten Lied von Marius Müller-Westernhagen hat Wolfgang Becker seine Rückkehr nach Stormarn beschrieben. "Genau dieser Satz trifft für mich zu", sagte der neue Chef der Polizeidirektion Ratzeburg gestern bei seiner Amtseinführung im Ratzeburger Kreismuseum. Denn nach fünf Jahren ist er wieder der Leiter der Stormarner und jetzt auch der Polizei im Kreis Herzogtum Lauenburger.

Als Chef von 664 Mitarbeitern hat sich Becker vor allem den Schutz der Polizisten auf die Fahnen geschrieben. "Ich möchte, dass mein Personal besser auf Konfliktsituationen vorbereitet wird", sagte Becker und spricht dabei die steigende Bereitschaft an, Polizisten anzugreifen und zu verletzen.

In Schleswig-Holstein sind im vergangenen Jahr 108 Beamte bei Widerstandshandlungen verletzt worden. Ein Jahr zuvor waren 47 Polizisten bei Übergriffen zu Schaden gekommen. Besonders erschreckend: Im Jahre 2009 wurden 13 Beamte so schwer verletzt, dass sie mindestens drei Wochen nicht mehr dienstfähig waren. "Das Trainingsangebot für solche Situationen muss verbessert werden", sagte Becker, "die Kollegen sollen beispielsweise geschult werden, wie Eskalationen zu verhindern sind." Zwar bräuchte die Polizei dafür geeignete Übungsräume. "Doch dies ist eine gute Investition", sagte Becker, der auch durch weitere Fortbildungs- und Trainingsangebote sein Team fit und qualifiziert halten möchte.

"Auch die Nachsorge nach psychisch belastenden Einsätzen muss verbessert werden", sagte Becker. Ein Thema, das besonders bei der Polizeigewerkschaft auf Zustimmung stoßen dürfte. Denn diese fordert schon lange eine Verbesserung der Nachsorge traumatisierter Polizisten.

Als Herausforderung in seinem neuen Amt bezeichnete Becker das Personalmanagement. Denn aufgrund des Sparzwangs ist die Personaldeckebei der Polizei sehr dünn. "Wir müssen die Mitarbeiter besser koordinieren. Die steigende Arbeitsbelastung besser verstreuen", sagte Becker und deutete an, dass die Reviere sich personell gegenseitig besser aushelfen müssen.

Viel Wert legt Wolfgang Becker auch auf Präventionsarbeit. "Polizeiarbeit konnte man früher mit einer Kopfschmerztablette vergleichen: Sie bekämpft zwar die Symptome, aber nicht die Ursache", sagte er. Dies sei nun vor allem Dank seines Amtsvorgängers Jürgen Anhalt anders.

"Wir haben beispielsweise ein Aktionsbündnis mit den Ordnungs- und Jugendämtern der Kreise für einen besseren Jugendschutz gegründet", sagte der ehemalige Polizeidirektor. "Anfangs waren viele skeptisch, und es war eine Zurückhaltung vor etwas Neuem zu spüren, doch es war und ist ein voller Erfolg", sagte Anhalt und wies auf verstärkte Kontrollen zum Beispiel bei Stadtfesten hin.

Wolfgang Becker möchte an diesem Punkt ansetzen und die Arbeit seines Vorgängers und Nachfolgers fortführen. Denn Becker leitete sieben Jahre die Polizeiinspektion Bad Oldesloe und war Chef der Stormarner Polizei. Im Jahre 2005 wurden die Polizeiinspektionen Stormarn und Herzogtum Lauenburg zusammengelegt. Jürgen Anhalt beerbte quasi Becker und wurde der Chef der Polizeidirektion Ratzeburg. Wolfgang Becker ging nach Bad Segeberg und wurde dort stellvertretende Leiter der Polizeidirektion. Nun, fünf Jahre, später wechselt Jürgen Anhalt ins Innenministerium in Kiel und wird Personalreferent der Landespolizei.

Der 55 Jahre alte Wolfgang Becker, der mit seiner Frau in Haffkrug an der Ostsee lebt, kehrt nun zurück in sein Revier. Nach Stormarn oder Herzogtum Lauenburg wird Becker, der in Neuhorst im Kreis Herzogtum Lauenburg geboren und aufgewachsen ist, nicht umziehen. "Ich war von 1984 vier Jahre lang Leiter der Polizeistation in Scharbeutz. Dort habe ich mir mit meiner Familie ein Haus gekauft", sagt der zweifache Vater, der 1970 bei der Polizei als Wachtmeister angefangen hat.

Mehrere Stationen in Eutin, Plön und Mölln folgten. Jetzt, 40 Jahre später, hat Wolfgang Becker eigenen Aussagen zufolge als Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg die letzte Station seiner Laufbahn erreicht. Wie singt doch Marius Müller-Westernhagen in seinem Lied "Ich bin wieder hier"? "Und eines ist sicher, ich geh' nie wieder weg."