Leichter und umweltfreundlicher zieht sie wieder in die Supermärkte ein. Doch viele Kunden sind skeptisch

Ahrensburg. Sie ist klein, federleicht, und sie erlebt zurzeit ein regelrechtes Comeback: die Getränkedose. Seit kurzem steht sie wieder in den Regalen vieler Supermärkte und Discounter.

Beispiel Penny an der Klaus-Groth-Straße in Ahrensburg. Da stapeln sich die mit Blech beladenen Paletten neben den Glas- und Kunststoffflaschen. Vor der Bargteheider Filiale des Discounters wirbt die Kette auf einem grellen Plakat sogar für Getränkedosen. Auch in den Netto-Filialen sind sie zu haben.

Die Kunden vor den Geschäften wissen noch nicht so recht, was sie davon halten sollen. "Das ist doch überhaupt nicht umweltfreundlich", sagt Christel Fuhl, die gerade bei Netto in Bargteheide eingekauft hat. Die Wiedereinführung der Blechverpackung löst bei der 54-Jährigen geradezu Empörung aus, der sie auch Luft macht. "Mehrwegflaschen sind viel umweltverträglicher. Dafür nehme ich auch das Tauschen in Kauf. Das habe ich schon immer so gemacht", sagt sie mit Nachdruck.

Die Dose ist das genaue Gegenteil der Mehrwegflasche. Lange galt sie als Symbol der Wegwerfgesellschaft und war - nicht nur bei Umweltschützern - als Umweltsünde verpönt. Nach der Einführung des Dosenpfands im Jahr 2003 sah es sogar so aus, als sei es um die Blechdose geschehen, als würde sie aus den Regalen verschwinden.

Von wegen. Höher wurde sie und schmaler, Bier und Cola waren immer seltener drin, wichen teuren Trendgetränken und Energydrinks.

Nach und nach verschwand die klassische Dose zunächst tatsächlich aus den Supermarktregalen und dann auch aus den Kiosken. Für immer, wie es schien. Und ginge es nach Olav Damm, 41, der bei Netto in Bargteheide einkauft, hätte das ruhig so bleiben können. "Dosen brauchen wir nicht", sagt er. Wegen der Umwelt." Dann fallen ihm noch mehr gute Gründe dagegen ein. "Eigentlich hat so eine Dose ja nur Nachteile. Macht man sie erst mal auf, muss man sie auch austrinken, weil sie sich nicht wieder verschließen lässt."

Und er trifft den Nerv vieler Stormarner Kunden, die das ganz ähnlich sehen. Zwar finden viele von ihnen das Flaschenpfand nicht optimal, nehmen es für die Umwelt aber gerne in Kauf. Die Dose betrachten sie hingegen nach wie vor als ökologisch unzumutbar, Mehrwegflaschen erscheinen ihnen als die bessere Wahl.

Zumindest was die Umweltbilanz anbelangt, wollen die Hersteller die Kritik an der Dose nicht gelten lassen. Sie verweisen auf eine unlängst vom Produzenten-Dachverband BCME (Beverage Can Makers Europe) beim Heidelberger IFEU-Institut in Auftrag gegebene Studie. Und die bescheinigt der Dose eine bessere Umweltverträglichkeit als bislang angenommen. Das liegt zum einen daran, dass Dosen von heute tatsächlich leichter sind als einst. 25 Prozent Material haben die Hersteller eingespart.

Ein weiterer Grund für die gute Bewertung der Dose ist die veränderte Marktsituation. So müssen Getränke gerade bei den beim Verbraucher beliebten Discounter-Ketten oft große Entfernungen zurücklegen, um an ihren Bestimmungsort zu gelangen. Mehrwegflaschen müssen diesen Weg öfter zurücklegen, nämlich leer, um wiederbefüllt werden zu können. Das lässt ihre CO2-Bilanz im Vergleich zu der Dose, die nur einmal verwendet und, falls zurückgebracht, sogleich eingestanzt wird, in die Höhe schießen.

Und schließlich sei es der Wunsch der Kunden, dass es wieder Dosen gebe, meinen die Hersteller. Einige Kunden bestätigen diese Annahme. Janina Axel, 30, aus Ahrensburg ist eine von ihnen. "Erfrischungsgetränke aus der Dose schmecken einfach besser", sagt sie. Und: Ihr Lieblingsgetränk - mit Kohlensäure versetzter Eistee - gebe es überhaupt nur in Dosen.

Doch die IFEU-Studie ruft auch Kritiker auf den Plan. So lasse sich die darin bescheinigte Ökobilanz der Dose unterschiedlich interpretieren - und zwar nicht ausschließlich zugunsten der Blechverpackung. Der Interpretationsansatz der Industrie sei fragwürdig, meint etwa Sebastian Windischmann von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. "Meines Erachtens werden da die umweltschädigenden Konsequenzen heruntergespielt", sagt er, "IFEU selbst bescheinigt PET- und Mehrwegflaschen eine bessere Bilanz." Und das Umweltbundesamt und die Deutsche Umwelthilfe raten unverändert zum Griff zur Mehrwegflasche.

"Auf Dosen werde ich nicht wieder umsteigen - auch jetzt nicht", sagt die 25-jährige Sandra Barholz. Warum auch? "Ich fand Flaschen auch schon vor der Einführung des Dosenpfands besser. Zwar läuft im Moment alles kreuz und quer mit dem Flaschenpfand, aber die Hauptsache ist doch, dass man sein Leergut irgendwo abgeben kann und das Geld zurückbekommt. Außerdem: Auch für die Dosen von heute gilt das Einwegpfand, das schon für die Dosen von gestern gegolten hat.