Schuld sei das Image des Verwaltungsjobs, meinen Experten. Eine Kampagne soll helfen, es zu verbessern

Bad Oldesloe. Eine Farbe, vielleicht auch zwei, sie können offenbar mehr über das Image eines Jobs aussagen als viele Worte. Grau zum Beispiel. Oder dunkles Braun. Einer Umfrage der Kieler Firma Image zufolge seien das die Farben, die Menschen mit einem Arbeitsplatz in den Amtsstuben der Verwaltungen in Verbindung bringen, sagt die für Personal zuständige Fachdienstleiterin in der Stormarner Kreisverwaltung, Larissa Bebensee. Grau und Braun. Das klingt irgendwie öde, langweilig, angestaubt.

Möglicherweise wegen dieses verbreiteten Bildes haben Stormarner Verwaltungen immer häufiger Probleme, freie Stellen mit qualifizierten Bewerbern zu besetzen. "Dabei haben wir wirklich tolle Berufe im öffentlichen Dienst", sagt Landrat Klaus Plöger. Der Kreis und die Verwaltungen der Städte Bad Oldesloe, Reinbek, Bargteheide und Ahrensburg ziehen bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern jetzt an einem Strang und beteiligen sich an der Imagekampagne von Kreisen und Kommunen in Schleswig-Holstein.

Auf der Internetseite www.berufe-sh.de werben sie gemeinsam mit bunten Bildern und Symbolen für die mehr als 100 verschiedenen Berufe in der Verwaltung. Berufe vom Abwassermeister bis zum Zimmerer. Vom Sozialpädagogen bis zum Tierarzt. Die Botschaft ist eindeutig: Bei der Verwaltung gibt es mehr als nur Verwaltungsjobs. Mit der gemeinsamen Kampagne will die öffentliche Hand jetzt mehr Bewerber für den Arbeitsplatz in einer Behörde begeistern.

In Reinbek bleiben die Stellen unbesetzt

Ausgeschriebene Stellen können nämlich oft nur nach langer Ausschreibung besetzt werden. Das geht mittlerweile sogar so weit, dass Arbeitsplätze unbesetzt bleiben. Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf sagt: "Im Hochbaubereich haben wir nach Ende der Ausschreibungsfrist keinen geeigneten Bewerber gefunden. Wir haben es daher aufgegeben, die Stelle erneut auszuschreiben." Durch die Nähe zu Bergedorf und wegen der guten Erreichbarkeit der Hansestadt Hamburg scheint es nur geringes Interesse zu geben, bei der städtischen Verwaltung zu arbeiten. Gerade in technischen Berufen, die qualifiziertes Personal erfordern, sei das spürbar.

Weiteres Beispiel: In Bargteheide haben sich auf eine Hausmeisterstelle im vergangenen Jahr mehr als 200 Menschen beworben. Als jedoch ein Tiefbauingenieur gesucht wurde, landeten gerade mal sechs Bewerbungen auf dem Tisch in der Personalbteilung, berichtet Bürgermeister Henning Görtz. "Oft ist aber ein Fülle an Bewerbern notwendig, um überhaupt eine Auswahl treffen zu können", sagt Landrat Klaus Plöger.

Und das, obwohl eine Anstellung bei Verwaltungen auch eine gewisse Sicherheit biete, die viele Betriebe nicht garantieren könnten. Diese Sicherheit ist allerdings oftmals mit Abstrichen auf dem Lohnzettel verbunden und deshalb nicht immer konkurrenzfähig mit den Gehältern in der Wirtschaft.

Insofern setzt die öffentliche Hand jetzt verstärk auf ältere Quereinsteiger. Die Erfahrung älterer Mitarbeiter sei gefragt, sagt Landrat Plöger. Ein Bauingenieur etwa, der 20 Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet habe, wisse beispielsweise genau, wie er zu kalkulieren habe. Plöger: "Wir haben gute Erfahrungen mit Bewerbern von außerhalb gemacht." Für den öffentlichen Dienst könnten sich in vielen Bereichen auch Menschen bewerben, die bisher in der freien Wirtschaft arbeiteten.

Die werden auch dringend gebraucht, denn in den kommenden 20 Jahren wird schätzungsweise mehr als ein Viertel der Beschäftigten aus dem öffentlichen Dienst in den Ruhestand gehen. Schon jetzt sind viele Verwaltungen überaltert. Bad Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary sagt: "Wir haben mehr Abgänge, als Azubis nachkommen."

Ob in ein paar Jahrzehnten überhaupt noch so viele Mitarbeiter in der Verwaltung benötigt werden wie heute, mag indes noch niemand so recht abschätzen. Sicher ist aber, dass in Bereiche wie Kinderbetreuung in den kommenden Jahren sogar noch mehr Mitarbeiter benötigen werden.

Es gehen mehr in den Ruhestand, als Auszubildende nachkommen

Einen Teil der vakanten Stellen versuchen die Verwaltungen durch eigene Auszubildenden zu ersetzen. Doch die Suche nach Auszubildenden wird durch die demografische Entwicklung erschwert. Seit Jahren geht die Zahl der Schulabsolventen zurück. Und gerade in einem wirtschaftlich florierendem Kreis wie Stormarn stehen die Verwaltungen mehr als anderenorts in direkter Konkurrenz zur Privatwirtschaft und buhlen um die besten Bewerber. Offenbar sind die Verwaltungen dabei häufig nur zweite Wahl. Personalleiterin Bebensee bekommt seit Jahren immer häufiger Absagen von Bewerbern mit gutem Schulabschluss. Die Bewerberanzahl von 120 auf die jährlich vier ausgeschriebenen Verwaltungsfachangestellten-Stellen sei jedoch konstant geblieben. Sie vermutet, dass die Bewerber sich gleich auf eine Vielzahl von Ausbildungsplätzen bewerben, sich bei mehreren Zusagen aber gegen die Amtsstube entscheiden.

Die Auszubildende Sabrina Bohlke hält das verbreitete Image der Verwaltungen für überholt. Die Grabauerin ist im ersten Ausbildungsjahr zur Verwaltungsfachangestellten in der Kreisverwaltung. Sie sagt: "Das ist ein lebhafter Job, in dem es immer wieder Abwechslung gibt." Während der Ausbildung sei die besonders groß: Berufschule, Verwaltungsakademie in Bordesholm und wechselnde Abteilungen. Derzeit kümmert sie sich bei der Kreiskasse um das Mahnwesen und fährt sogar manchmal mit den Vollstreckungsbeamten in den Außendienst. Langweilig sei das sicherlich nicht.

www.berufe-sh.de