Landrat gibt den Ahrensburger Jugendlichen bei der Bürgerstiftung Rhetorik-Ratschläge. Der erste Satz ist immer der wichtigste.

Ahrensburg. Der erste Satz ist wichtig. Er kann sogar entscheidend sein. Das gilt für Texte, aber vielleicht noch mehr für Reden. Ein knackiger Einstieg hilft, wenn man Menschen mit Worten fesseln will. Fesseln muss auch ein Lehrer. Und ein guter Pädagoge weiß, wie er Schüler dazu bringt, dass sie an seinen Lippen hängen. Stormarn wird von einem solchen Lehrer verwaltet, jedenfalls meint das Michael Eckstein. Der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Region Ahrensburg hatte Landrat Klaus Plöger eingeladen, Jugendlichen etwas über Rhetorik zu erzählen. "Sie sind der beste Redner aller schleswig-holsteinischen Landräte", sagte Eckstein zu Plöger zur Begrüßung. "Außerdem waren sie Lehrer und sind es in ihrem Herzen noch immer", so der Vorstandsvorsitzende und überließ Plöger dann die Bühne. Drauf schien der nur gewartet zu haben.

"Es ist immer eine Frage der Verkaufe", impfte er den 13 Jugendlichen ein. Sie lernen bei Dozentin Inge Decker-Meyer an zwei Tagen, wie man kommuniziert. Organisiert wird das Training von der Bürgerstiftung Region Ahrensburg, die als Gast Klaus Plöger eingeladen hat.

Die Verkaufe also. "Ich habe Mathematik studiert. Da denkt man vielleicht: 'Igitt, Mathe.' Aber ich sage euch: Mathe kann jeder. Man muss nur einen guten Lehrer haben." Und als einen solchen sieht sich Plöger offenbar. "Ich habe meinen Schülern immer gesagt, der Matheunterricht muss besser sein als Fernsehen." Man müsse das Fach schmackhaft machen, müsse die Schüler dort abholen und mitnehmen auf ihrem Weg hin zum Reich der Zahlen.

Das gleiche gelte auch für die treffende Rhetorik. "Ich muss die Leute mitnehmen", ruft Plöger den Jugendlichen zu. "Da ist es wichtig, kurze und möglichst einfache Sätze zu formulieren." Denn es gelte ja auch die Dööfsten zu erreichen und mitzunehmen. Plöger: "Nur dann macht man es richtig. Sonst verliert man zu viele Zuhörer."

Klar, dass einem Landrat niemand verloren geht. Er kam auf seine Direktwahl 1998 zu sprechen. "Ich hatte damals eigentlich kein Chance. Ich trat als SPD-Kandidat zu der Zeit an, als die Partei äußerst unbeliebt war", erinnerte sich Plöger. Dennoch habe er gewonnen. Offensichtlich habe er die Leute überzeugt. "Auf dem Plakat stand: ,Die Person zählt.' Ein dezenter Hinweis", so der Landrat.

Bei Plögers Kommunikationstraining bewahrheitet sich eine Binse: Wer andere überzeugen will, muss selbst von sich überzeugt sein. Mit seiner offensiven Art kommt der Landrat bei den jungen Leuten offenbar an. "Sie haben Eier und Rückgrat. Das gefällt mir. Ich würde sie wählen", sagte denn auch Tobias, als es darum ging, dem Landrat die Meinung zu seinem Auftritt zu sagen. Da Plöger auch noch schlagfertig ist, erwiderte er: "Stimmt. Ich habe beides."

Doch auch kritische Töne musste sich der 63-Jährige gefallen lassen. "Sie wirken ein bisschen selbstgefällig", sagte Clara. Plöger verstand nicht ganz. "Sie meinen, ich sei ein Selbstdarsteller? Welcher Politiker käme mir da am nächsten, Ihrer Meinung nach?" Clara fiel jedoch keiner ein. "Der Vergleich wäre wichtig für den Lerneffekt", erläutert der Landrat. Und der ist Plöger wichtig. Denn auch er habe einen langen Weg hinter sich. "Ich war ein schüchterner Schüler. Im Zeugnis stand immer, ich sollte mehr reden", erinnerte er sich. Dann kam das erste Semester an der Uni. "Ein Student sollte ein Referat vor 100 Zuhörern halten. Ich habe kurz überlegt und mich dann gemeldet", so Plöger. Sein Credo ist wenig überraschend: "Man muss offensiv rangehen. Denn man kann alles lernen." Plöger: "Habt keinen Schiss, mal auf die Schnauze zu fallen. Das passiert jedem."