Leser Manfred Grunow aus Bargteheide spielt beim Oldie-Kabarett mit

Als überwiegend technisch orientierter Mensch war ich jahrzehntelang als Bauingenieur, das heißt als Konstrukteur und zuletzt als Bauleiter, tätig - bis zum Beginn des Rentenalters. An vielen interessanten Projekten im In- und Ausland war ich mit großem Engagement beteiligt. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich nach all den Jahren als "Siebziger" noch einmal Eingang in eine völlig andersartige Welt finden würde.

In Bargteheide agiert im örtlichen Theater unter anderem seit längerem eine Gruppe von über 65-Jährigen mit wechselnden Kabarettprogrammen auf der Bühne. Vor sechs Jahren kam ich mehr oder weniger zufällig dazu, mir eine solche Veranstaltung anzusehen. Und ich war ungemein angetan von der mentalen und darstellerischen Leistung der Oldies. Denn immerhin waren da oben Menschen in Aktion, die 90 Jahre und älter waren.

Nach einer weiteren Aufführung einige Monate später brachte ich in einem Brief an die Theaterleiterin meine Begeisterung zum Ausdruck. Tage später war ich nicht wenig erstaunt, als sie mich anrief und mich zu einem Gespräch in ihr Büro einlud. Offensichtlich hatte noch nie ein Zuschauer schriftlich auf diese Weise auf eine Aufführung reagiert. Mein Besuch im Theaterbüro endete mit der Frage, ob ich nicht Lust hätte, beim Oldie-Kabarett mitzumachen - und so war ich bald darauf bei einer der wöchentlichen Probestunden dabei.

Der erste Auftritt bei einem auswärtigen Gastspiel ließ dann nicht lange auf sich warten. Natürlich bekam ich nicht sofort eine eigene Rolle. Da ich aber doch schon seit einigen Jahren dem Seemanns-Chor in Hamburg angehörte, hatte ich schon etwas Bühnenluft geschnuppert, somit war mir diese Seite des Showgeschäfts doch schon ein bisschen vertraut.

Es ist aber ein gewaltiger Unterschied in einer großen Formation nach Dirigat zu agieren oder sich selbst auch darstellen zu können oder zu müssen. Von dem allseits gefürchteten Lampenfieber im üblichen Sinn wurde ich zwar nie befallen. Ich kann mich aber gut an die Reaktion nach meinem ersten Soloauftritt erinnern. Denn da zitterten mir gewaltig die Hände, nachdem ich wieder hinter den Kulissen war.

Nach und nach wuchs ich buchstäblich in die Gruppe - gut zwanzig Personen - hinein. Neben dem Lernen und Proben immer wieder neue Rollen zu spielen, bringt sehr viel Freude. Und dann das persönliche Verstehen und die lockere Atmosphäre.

Viel wichtiger als die Freude über die eigne Mitwirkung im Team ist aber die Reaktion aus dem Publikum, die oftmals sehr unterschiedlich ausfällt. Unser Zuhörerkreis variiert von einer kleinen Familiengruppe um ein Geburtstagskind oder Jubiläumspaar bis hin zur Großveranstaltung mit bis zu tausend Personen. Am eindruckvollsten sind für uns die Engagements in Altenheimen und Seniorenresidenzen, denn gerade die Gleichaltrigen im Saal nehmen unser Spiel oft mit großer Hingabe oder auch Dankbarkeit auf. Dann treten wir die Heimfahrt erfüllt und mit Freude wieder an.