14 Jahre alte Fahrstühle am Bahnhof werden für 400 000 Euro erneuert. Noch nicht alle Stormarner Stationen sind für Behinderte zugänglich.

Bad Oldesloe. Die Personenaufzüge am Oldesloer Bahnhof sollen ausgetauscht werden. Das haben Mitglieder des Bundestags jetzt beschlossen. Der Haushaltsausschuss billigte Fördermittel in Höhe von rund 400 000 Euro für den Austausch der drei 14 Jahre alten Aufzüge.

Der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Nord, Gero Storjohann (CDU), sagte, die im Jahr 1998 installierten Aufzüge hätten ihre "technische und bilanzielle Nutzungsdauer" erreicht. Es gestalte sich schwierig, sie nach technischen Störungen so zeitnah wieder in Betrieb zu setzen, dass die Ausfallzeiten ein akzeptables Maß nicht überschritten. Storjohann hatte im Juni vergangenen Jahres die Kreisstadt besucht, um den Bahnhof zu besichtigen.

Ein im Februar vom Bund beschlossenes Infrastrukturbeschleunigungsprogramm beinhaltet für den Bereich Schiene 100 Millionen Euro, von denen bislang jedoch nur 86 Millionen in konkrete Einzelmaßnahmen investiert wurden. Die neuen Aufzüge im Oldesloer Bahnhof gehören zu den Projekten, die von den verbleibenden 14 Millionen Euro finanziert werden. Storjohann: "Ich freue mich, dass der Bahnhof Bad Oldesloe es in diese Nachrückerliste für das Infrastrukturbeschleunigungsprogramm geschafft hat."

Noch in diesem Jahr will der Bund 199 000 Euro für die Fahrstühle ausgeben, 2013 sollen weitere 198 000 Euro folgen. Einige Fahrgäste haben wenig Verständnis für die hohen Kosten. "Ich bin mir sicher, dass es auch eine günstigere Möglichkeit geben müsste", sagt Anne Schnauer. Sie ist auf den Fahrstuhl angewiesen, wenn sie ihr Fahrrad mit auf den Bahnsteig nehmen möchte. Dass die Aufzüge ausgetauscht werden, begrüßt sie jedoch: "Die alten Fahrstühle sind durch Vandalismus ganz schön zerkratzt und verschmutzt."

+++ Wer möchte den Bahnhof in Bargteheide kaufen? +++

Warum rund 400 000 Euro in die neuen Fahrstühle investiert werden, kann auch Bianca Buetow nicht verstehen. Sie braucht den Aufzug im Oldesloer Bahnhof, wenn sie einen Kinderwagen dabeihat und hatte schon mehrfach Probleme, wenn die Technik ausfiel. "Manchmal sind die Aufzüge einfach mal eben so außer Betrieb, daran muss sich auf jeden Fall etwas ändern", sagt Bianca Buetow. Zweck der neuen Aufzüge ist es laut Storjohann, den barrierefreien Zugang zum Bahnhof zu gewährleisten.

Derzeit sind noch längst nicht alle Bahnhöfe im Kreis für Behinderte zugänglich. "Von den größeren Stationen im Stormarner Gebiet sind Reinfeld und Bargteheide bisher noch nicht barrierefrei", sagt Diplom-Ingenieur Jochen Schulz, der bei der Landesweiten Verkehrsservicegesellschaft (LVS) Schleswig-Holstein für den Bereich Infrastruktur zuständig ist. Der Ahrensburger Bahnhof wurde 2007 für rund 7,1 Millionen Euro umgebaut. Auch die Station in Reinbek ist für Rollstuhlfahrer zugänglich.

Die Probleme der anderen Bahnhöfe sind indes erkannt. "In Reinfeld sollen in nächster Zeit zwei Personenaufzüge neu gebaut werden", sagt Schulz. Ein genauer Zeitpunkt dafür stehe allerdings noch nicht fest. "Der Bau wird aber so schnell wie möglich angegangen." Ein "echtes Dilemma" stelle dagegen der Bargteheider Bahnhof dar. "Bargteheide gehört zum S4-Projekt", sagt Schulz. "Wenn die neue S-Bahnlinie kommt, muss der Bahnhof sowieso komplett umgebaut werden." Zurzeit lohne sich die Investition in Ausbaumaßnahmen daher nicht.

Aber auch kleinere Stationen in Stormarn wie Fresenburg und Kupfermühle sind derzeit für Behinderte nicht geeignet. In Fresenburg, wo pro Tag 25 bis 30 Fahrgäste ein- und aussteigen, gibt es nur ein Gleis. Schulz: "Ein Aufzug ist deshalb dort nicht nötig. Um den Bahnhof barrierefrei zu gestalten, müsste aber der Bahnsteig um 76 Zentimeter erhöht werden. So könnten Rollstuhlfahrer selbst den Waggon erreichen." Diese Arbeiten würden etwa 200 000 bis 300 000 Euro kosten. Angesichts der verhältnismäßig wenigen Fahrgäste sei das zu teuer.

Auch am Bahnhof Kupfermühle beträgt der Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Waggon noch etwa 55 Zentimeter. Hier steigen laut Ingenieur Jochen Schulz pro Tag etwa 100 Fahrgäste ein und aus. Aber: "Die Station Kupfermühle ist wie Bargteheide auch Teil des S4-Projektes." Umbauarbeiten hingen daher davon ab, wie die Planung der neuen S-Bahnlinie voranschreite.