Die Nordtangente beweist erneut: In der Schlossstadt wird endlos diskutiert und nichts entschieden

Das Schöne ist: Was Ahrensburgs Zukunft betrifft, muss niemand Hellseher sein. Man ist immer auf dem Laufenden - denn es läuft sowieso nichts. Der Blick in die Glaskugel ist also überflüssig, leider genauso wie die endlosen Debatten in den politischen Gremien: Es gibt keine Entscheidungen. Jedenfalls keine wegweisenden. Und das ist nicht schön, sondern so traurig, dass sich darüber Witze reißen lassen.

Bestes Beispiel: die Nordtangente. Eigentlich hat keiner daran geglaubt, dass die erneuten Verhandlungen mit Delingsdorf den Durchbruch bringen. Trotzdem wurde alles zum x-ten Mal durchexerziert. So viel Energie, so viel Aufwand - für ein Nein am Schluss, das vorprogrammiert war. Was soll das?

Dazu kommt, dass das eigentlich nur in der Chemie bekannte Phänomen des Verpuffens langsam in der Ahrensburger Politik ein Naturgesetz zu werden scheint. Erlenhof, Landesgartenschau, Rathausplatz, Kino, Lindenhof und jetzt wieder die Nordtangente - es wird geredet, geplant, Geld ausgegeben, vertagt, wieder aus der Kiste geholt, wieder geplant, wieder geredet. Und zum Schluss? Puff. Nicht mehr. Nicht mal ein richtiger Knalleffekt, der klarmachen würde: Dahin soll es gehen oder dahin soll es eben nicht gehen. Zwar wurde das Thema Nordtangente jetzt beerdigt, aber aus Erfahrung beschleicht einen das Gefühl, irgendeiner wird es wieder aufs Tapet bringen. Hat Ahrensburg in den vergangenen Jahren doch noch etwas anderes bewiesen: Totgeglaubte leben länger.

So werden Uralt-Pläne für eine Markthalle auf dem Rathausplatz immer mal wieder hervorgekramt und immer wieder wird die Arie mit dem schönen Titel "Wir wollen ein Kino haben" angestimmt. Auf einem Parkdeck wäre das machbar. Warum wird es dann nicht gemacht? Und warum bleibt der Rathausplatz so hässlich? Das Geld ist auch anderswo nicht das einzige Argument für Stadtplanung.

Aber die alles entscheidende Frage lautet: Warum bleibt es nicht mal bei einem Ja oder einem Nein. Eine Idee mit einem Knalleffekt endgültig ins politische Nirwana zu schicken oder aber Widrigkeiten zum Trotz durchzuziehen - das wär's. Dann ließe sich von einer Vision oder zumindest von einer klaren Linie sprechen. Stattdessen können sich Ahrensburger nur darauf verlassen, dass sie sich auf nichts verlassen können. Das ist übertrieben. Aber es beschreibt eine Gemütslage, die Piraten das Feld bereitet, die ohne Programm das politische Terrain erobern. Das ist Ausdruck einer erschreckenden Entpolitisierung. Und die fängt irgendwo an. Hoffentlich nicht auch in Ahrensburg.