Mehr anonyme und Urnenbestattungen, weniger Einnahmen: Infolge dieser Entwicklung musste Bargteheide schon Gärtner entlassen.

Ahrensburg/Bargteheide/Reinbek. Immer mehr Menschen entscheiden sich vor ihrem Tod für eine Feuerbestattung. Dieser Trend stellt die Friedhofsverwaltungen in Stormarn vor neue Herausforderungen. "Urnengräber sind deutlich kleiner als Erdgräber, so entstehen viele freie Flächen. Und durch die niedrigeren Gebühren der Urnenbeisetzungen haben viele Friedhöfe auch weniger Geld zur Verfügung", sagt Kai Passow, Friedhofsverwalter in Bargteheide. Dort habe man im vergangenen Jahr bereits zwei Friedhofsgärtner entlassen müssen.

"Feuerbestattungen sind günstiger, und die kleineren Gräber erfordern von den Hinterbliebenen auch weniger Pflegeaufwand", sagt Passow über den Wandel im Bestattungswesen. Allerdings würden sich die Preise für Urnenbeisetzungen immer weiter an die der Erdbeisetzungen annähern. Der Unterschied liege inzwischen nur noch bei 100 bis 300 Euro.

" Früher wurden die Kosten für die Friedhöfe fast ausschließlich von den Erdbeisetzungen getragen, das ist heute unvorstellbar", sagt Passow. Gab es vor Jahrzehnten 70 Prozent Erd- und nur 30 Prozent Feuerbestattung, so sieht es heute genau andersherum aus. Passow: "Als ich vor 20 Jahren hier angefangen habe, gab es fast ausschließlich Erdgräber. Heute sind viele Flächen frei, und es kamen immer mehr Urnengräber hinzu." Der Anteil der Grabstätten an der Gesamtfläche des Friedhofs ist von 70 auf 55 Prozent gesunken.

Damit hat sich auch der Pflegeaufwand verringert. "Die Gräber sind jetzt offener und nicht mehr so aufwendig mit Pflanzen oder Hecken verziert. Das ist eben im Moment der Trend", sagt er.

Ähnlich ist die Situation in Ahrensburg. Auch dort werden viele Flächen nicht mehr genutzt. Die Friedhofsverwaltung versucht, die Areale attraktiv und freundlich zu gestalten. "Wir jammern nicht, sondern versuchen, die freien Flächen sinnvoll zu nutzen", sagt Verwaltungsmitarbeitern Andrea Sobbe. So wurden Blumenwiesen neu angelegt und ein Kieferngarten, der eine neue Variante der Urnengemeinschaftsgräber darstellt.

Dies sei auch eine gute Möglichkeit, um den neueren Teil des Friedhofs ansprechender zu gestalten. Weil die Einnahmen allerdings sinken, sind steigende Preise bei den Urnenbeisetzungen wohl unvermeidbar, um die laufenden Kosten zu decken.

Da sich immer mehr Menschen für Urnenbeisetzungen in der Natur entscheiden, hat die Ahrensburger Friedhofsverwaltung eine Reservefläche für naturnahe Begräbnisse bereitgestellt. "Wir wollen den Friedhof so attraktiv wie möglich gestalten", sagt Andrea Sobbe. In diesem Punkt stimmt ihr Bargteheider Kollege Kai Passow zu: "Wir wollen, dass die Menschen gern auf den Friedhof kommen und sich nicht verpflichtet fühlen. Der Friedhof wird immer mehr zu einem Park werden, in dem man auch einfach mal spazieren gehen kann."

Zunehmend freie Flächen gibt es auch auf dem Reinbeker Friedhof. " Momentan liegt das Verhältnis bei 60 Prozent Urnen- zu 40 Prozent Erdbeisetzungen. Es ist schwierig, Aussagen für die Zukunft zu machen, aber wir gehen auch von einem steigenden Anteil der Urnenbeisetzungen aus", sagt Verwalterin Annegret Habel.

Viele Menschen wollten ihre Hinterbliebenen nicht mit der Grabpflege belasten. "Wir versuchen, auch neue Varianten für die Erdbeisetzung anzubieten", sagt Habel, "so gibt es die Möglichkeit, eine großen Rasenfläche mit nur einem kleinen Stück Beet für Pflanzen zu pachten. Das kommt auch gut an." Damit verringere sich der Pflegeaufwand deutlich.

Der Trittauer Pastor Matthias Heitmann beobachtet den Trend, der auch vor dem Friedhof seiner Gemeinde nicht Halt macht, mit Sorge. Gerade die anonymen Beisetzungen seien entwürdigend " Selbst Hunde kriegen einen Stein mit Namen", sagt er, "Gott will nicht, dass der Name des Menschen erlischt." Deswegen solle bei Verstorbenen wenigstens ein Stein mit dem eingravierten Namen auf dem Rasen stehen. Auf dem Friedhof der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde wurden die Urnenbeisetzungen auf Rasenflächen deshalb auch wieder abgeschafft.

Auf dem nichtkommunalen Friedhof sei die finanzielle Lage nicht dramatisch, die Kosten könnten gerade so gedeckt werden. Heitmann weiß aber von anderen Friedhöfen, die seit Jahren schon rote Zahlen schreiben. Der Pastor hält die Stormarner beim Thema Beerdigung für eher konservativ. Dennoch gebe es auch auf dem Friedhof Trittau mehr Urnenbeisetzungen.