Bei einem Planspiel im Ahrensburger Rathaus debattierten Schüler der Stormarnschule über die Gestaltung von Flächen in der Innenstadt.

Ahrensburg. Über die Nutzung des Lindenhof-Areals und des Parkplatzes Alte Reitbahn diskutieren nicht nur die Ahrensburger Politiker. Auch Schüler der Stormarnschule debattierten gestern darüber, was mit den beiden Flächen in der Innenstadt passieren soll. 110 Mädchen und Jungen erhielten bei dem Planspiel Jugend im Rathaus einen Einblick in die Demokratie in der Kommune und sprachen mit Verwaltungsmitarbeitern und Politikern über aktuelle innerstädtische Vorhaben.

Im Anschluss entwickelten die Elftklässler in Arbeitsgruppen eigene Beschlussvorlagen und stimmten im Abschlussplenum über diese ab. Organisiert hatte das Planspiel Ahrensburgs Jugendpfleger Frank Ropers.

In Arbeitsgruppen behandelten die Schüler Themen wie Stadtplanung, Kultur und Bildung. Das Hauptinteresse der Jugendlichen wurde schnell deutlich: im ersten Plenum, das einer Stadtverordnetenversammlung entsprechen sollte, schlugen gleich drei Gruppen den Bau eines Kinos vor. Die möglichen Standorte: die Alte Reitbahn, der Lindenhof-Parkplatz und der Alte Lokschuppen.

Außerdem wollten die Jugendlichen den Rathausplatz verschönern und ein von Sponsoren unterstütztes Freiluft-Musikfestival ins Leben rufen. Die Arbeitsgruppe Stadtplanung schlug vor, einen Bauwagenplatz im Stadtteil Hagen zu erschließen und so günstigen Wohnraum zu schaffen. "Die Umsetzung kostet nicht viel und es wäre ein Vorzeigeprojekt für Ahrensburg", warben die Schülerinnen für Idee. Auch an ihren Alltag dachten die Jugendlichen: neue Klassenräume und Schließfächer sollten in der Stormarnschule gebaut werden. Des Weiteren werde dringend ein Schulbus von Ahrensburg nach Stapelfeld um 14 Uhr gebraucht.

In anschließenden Sitzungen der blauen, roten, grünen und schwarzen Fraktion versuchten die Schüler unter Leitung von Politikern eine einheitliche Fraktionsmeinung herzustellen. Die Beschlussvorlagen wurden diskutiert und die Jugendlichen brachten zu den einzelnen Ideen ihre Pro- und Kontra-Argumente vor. Im Abschlussplenum stimmten dann alle 110 Elfklässler über die Beschlussvorlagen ab.

"Ich habe für das Open-Air-Event gestimmt. Ich finde, dass das eine gute Sache für Jugendliche ist", sagte Chiara Tappert. Eine weitere Idee ihrer Klassenkameraden fand jedoch nicht die Zustimmung der 17-Jährigen: Mit einer Smartphone-App und einer überarbeiteten Homepage sollte Ahrensburg verstärkt über kulturelle Veranstaltungen informieren und dafür werben. Chiara: "Ich halte das nicht für sinnvoll, weil ich nicht glaube, dass sich viele Leute so eine App herunterladen würden." Das Planspiel fand die Schülerin interessant: "Es hat Spaß gemacht, zu sehen, wie Kommunalpolitik abläuft", sagte die 17-Jährige. Sie habe einen Einblick in die Verwaltungsarbeit gewinnen können. "Jetzt kann ich mir eher vorstellen, ob so eine Arbeit später auch etwas für mich wäre."

Ahrensburgs Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Fricke und Verwaltungsmitarbeiter Andreas Bäuerle leiteten zwei der Arbeitsgruppen und unterstützen die Schüler bei der Umsetzung ihrer Ideen. Ein Kino in der Schlossstadt zu bauen, hielten beide für sinnvoll. "Das fehlt zurzeit einfach in Ahrensburg", sagte Gabriele Fricke.

Doch ähnlich wie in der Realität, scheiterte das Vorhaben letztendlich vor allem an den Kosten. Beim Planspiel wichen diese allerdings von der Wirklichkeit ab: 77 Millionen Euro sollte die teuerste Kino-Variante kosten. Landtagsabgeordneter Tobias Koch (CDU), der die Sitzung der schwarzen Fraktion leitete, gab zu bedenken: "Das ist mehr als Ahrensburg im Jahr insgesamt ausgibt."

Dieses Argument fand bei den Schülern Anklang: bei der abschließenden Plenumssitzung gab es für keine der drei Beschlussvorlagen für ein Kino eine Mehrheit. Die Schüler konnten insgesamt über ein Haushaltsbudget von 4,5 Millionen Euro verfügen.

Die Gruppe um Tim-Hendrik Schreiber hatte die 77 Millionen-Beschlussvorlage erarbeitet hatte. "Wir haben mit rund 5000 Euro Gesamtausgaben pro Quadratmeter gerechnet", erläutert der 18-Jährige das Vorgehen seiner Gruppe. Von dem Misserfolg seiner kostspieligen Idee lässt sich Tim-Hendrik nicht abschrecken. Interesse an Politik finde er wichtig, denn: "Nur darüber hat man die Möglichkeit, Dinge verändern."

An dem Planspiel Jugend im Rathaus nehmen auch andere Ahrensburger Schulen teil. Heute werden sich 75 Schüler der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule über Verwaltungsabläufe informieren. 69 Elftklässler des Gymnasiums am Heimgarten erarbeiten morgen unter fachkundiger Leitung Beschlussvorlagen und stimmen über diese ab.