In Ahrensburg tagten Fraktionsvorsitzende der Grünen. Themen waren die Landtagswahl und die Gründung einer Bundesnetzgesellschaft.

Bad Oldesloe. "Alles, was Rang und Namen hat, ist nach Ahrensburg gekommen", sagt Robert Habeck. Er klingt stolz. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Schleswig-Holstein hat zur Pressekonferenz ins Park Hotel geladen, rechts und links von ihm haben Renate Künast und Jürgen Trittin Platz genommen, die Fraktionsdoppelspitze der Partei im Bundestag.

Zwei Tage lang haben sie in der Schlossstadt mit den Fraktionsspitzen der 16 Bundesländer über Themen wie die Gründung einer Bundesnetzgesellschaft, die Aufhebung des Kooperationsverbots im Bildungsbereich und die anstehenden Landtagswahlen diskutiert. "Wir sind kein Piraten-Bekämpfungskommando", sagt Jürgen Trittin. "Wir sind die Grünen."

Nach dem Gespräch mit der Presse posieren die Politiker für ein Erinnerungsfoto vor dem Hotel, dann geht es zum Rondeel. Dort haben die Ahrensburger Grünen bereits einen Stand aufgebaut und verteilen grün-gelbe Luftballon-Blumen. Links neben ihnen haben die Sozialdemokraten ihren roten Schirm aufgespannt, auf der anderen Seite steht der gelbe Pavillon der FDP. Doch sobald Trittin, Künast und Habeck das Rondeel betreten, hat dafür niemand mehr ein Auge. Stattdessen drängen sich alle um den Stand der Grünen, um einen Blick auf die Politprominenz zu erhaschen. Viele zücken ihre Handys, um ein Bild zu machen. Andere interessieren sich für eine Stadtrundfahrt auf dem Elektromobil des Landtagsabgeordneten Detlef Matthiessen.

"Ich war vor einem Jahr schon mal in Ahrensburg und habe mich hier sehr wohl gefühlt", sagt Robert Habeck, während er in die Hocke geht, um mit einem kleinen Jungen für ein Foto zu posieren. "Deshalb erschien mir die Stadt als richtige Kulisse, um unsere Politprominenz herzuholen." Während der Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl am 6. Mai immer wieder das Gespräch mit den Bürgern sucht, unterhalten sich Renate Künast und Jürgen Trittin hauptsächlich mit ihren Stormarner Parteifreunden.

Nur wenige Ahrensburger trauen sich, die beiden in ein Gespräch zu verwickeln. "Ich wüsste gar nicht, was ich den Mann fragen sollte", sagt eine Frau mit Blick auf Jürgen Trittin. Tjark geht es da anders. Der Fünftklässler der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule hat gleich mehrere Fragen an den Spitzenpolitiker der Grünen. "Ich will wissen, was man beim Wählen beachten muss, welche Ziele seine Partei hat und ob sie die auch einhält", sagt der Elfjährige und geht ganz mutig auf Jürgen Trittin zu. Dabei lässt er sich auch nicht von der Tatsache abschrecken, dass sein Gegenüber zwei Köpfe größer ist als er.

"Ich bin Klassensprecher und Schulreporter und habe den Auftrag, ihn für die Schülerzeitung zu interviewen", sagt Tjark nach dem Gespräch. Unabhängig davon habe er aber auch schon immer mal mit einem Politiker sprechen wollen. Zettel und Stift hat der Schüler nicht dabei. "Ich versuche, mir alle Antworten zu merken und werde zu Hause gleich den Bericht schreiben", sagt er. Und wie war das Gespräch? "Gut", sagt Tjark, und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: "Aber ein bisschen aufgeregt bin ich schon gewesen."

Wenige Minuten später wird dem Spektakel der Grünen auf dem Rondeel ein abruptes Ende gesetzt. Ein kräftiger Regenschauer bringt Jürgen Trittin, Renate Künast und Robert Habeck dazu, in ihre Autos zu springen und den Heimweg anzutreten.