Ein Jesteburger Investor will nun die komplette Musikmöbel-Produktion nach Asien verlegen. Nur der Vertrieb bleibt jetzt noch in Trittau erhalten.

Trittau. Bei der Firma Jahnke in Trittau gehen die Lichter aus. Zwar hat ein Investor Teile des insolventen Unternehmens gekauft, aber die Produktion der traditionsreichen Musikmöbel wird nach Slowenien und nach Asien verlagert. Damit ist der größte Teil der 230 Arbeitsplätze weg, damit muss aus Trittau die größte Firmenpleite der jüngeren Stormarner Geschichte gemeldet werden.

Diese Entwicklung hatte sich abgezeichnet. Dem Insolvenzverwalter Gideon Böhm war es in den vergangenen Monaten nicht gelungen, einen Käufer für das Unternehmen zu finden. Dann blieben auch die Aufträge aus. Es war schlicht nicht mehr genug Arbeit da, deshalb hatte Böhm in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Anfang April eine Transfergesellschaft gegründet. Nach Angaben des Insolvenzverwalters sind mittlerweile 95 Prozent der Jahnke-Beschäftigten in diese Gesellschaft gewechselt. "Nur so konnte der für die Gläubiger vorteilhafte Kaufvertrag geschlossen werden", so Böhm. Mit dem Verkauf an die Savic Holding GmbH kommt angeblich ein hoher sechsstelliger Betrag in die Kasse. Dieses Geld kann nun an diejenigen verteilt werden, bei denen die Firma Jahnke in der Kreide steht.

Die neuen Herren haben bereits das Kommando in den Büros an der Hamburger Straße übernommen. Dort führt eine neu gegründete Gesellschaft, die Jahnke Vertriebs GmbH, einen Teil des Geschäfts weiter. Sie ist eine Tochterfirma der Savic Holding. Die ist wiederum eine Tochterfirma der Divisio GmbH, die ihren Sitz in Jesteburg hat. Die Savic Holding hat die Marken, Modelle, Geschmacksmusterrechte und die Lagerbestände des insolventen Unternehmens übernommen. Möbel der Marken "Jahnke" und "Cuuba" sollen weiterhin gefertigt werden - nur eben nicht mehr in Trittau, sondern im Ausland. In Trittau verbleibt nur die Vertriebs-GmbH mit wenigen Beschäftigten. Die genaue Zahl ist unklar.

+++ Jahnke-Chefs haben versagt +++

"Dass die Arbeitsplätze jetzt weg sind, ist natürlich hart für den Kreis", sagt Norbert Leinius, der Stormarner Wirtschaftsförderer. Dennoch sieht er gute Chancen für die Jahnke-Beschäftigten. "Die Arbeitslosigkeit ist sehr niedrig, viele Firmen suchen qualifizierte Arbeitnehmer", sagt er.

Die Arbeitnehmer, die in die Transfergesellschaft gewechselt sind, haben damit immerhin die Sicherheit, dass sie für die nächsten sechs Monate ein Einkommen beziehen, das über dem Arbeitslosengeld liegt. In dieser Zeit werden sie weiterqualifiziert. Sie gelten nicht als arbeitslos. Träger der Firma ist die Bremer Agentur für Struktur- und Personalentwicklung (AgS). 199 Jahnke-Mitarbeiter haben bei der Transfergesellschaft unterschrieben. Die Differenz zur Gesamtzahl der Beschäftigten erklärt sich dadurch, dass einige schon zuvor gekündigt hatten, andere die Arbeitslosigkeit vorzogen - und dadurch, dass befristet Beschäftigte, Azubis und leitende Angestellte keinen Anspruch auf eine Weiterbeschäftigung in der Transfergesellschaft haben. Oliver Fieber, Chef der Firma und geschäftsführender Gesellschafter der AgS, muss nun zunächst in Erfahrung bringen, welche Fähigkeiten die Mitarbeiter haben. Er sagt: "Es wird nicht ganz einfach werden, sie alle auf dem ersten Arbeitsmarkt unterzubringen."

Seit 1990 hat Jahnke ihren Sitz in Trittau. Die Firma besteht seit 1966. Gründer ist Alfred Jan Jahnke. Der heute 69-Jährige hatte damals die Idee, eigentlich für Sessel gedachte Drehgestelle als Standfuß für TV-Geräte zu nutzen. Sein Produkt fand reißenden Absatz, Jahnke wuchs und wuchs. Das ursprünglich in Hamburg beheimatete Unternehmen zog erst nach Barsbüttel, dann nach Trittau. Der Gründer hat sich schon seit längerem aus der Firmenleitung zurückgezogen. Die Kinder übernahmen: Tanja Burmeister, 42, und Jan Jahnke, 40. Sie schafften es nicht, das Ruder herumzureißen. Offenbar macht die Firma schon seit längerem Verluste. In der Branche wird gemunkelt, dass in Trittau zu viele verschiedene Möbel hergestellt wurden, und die dann auch nur in geringer Stückzahl.

Walter Nussel, der Trittauer Bürgermeister, bedauert den Niedergang der einstigen Vorzeigefirma. "Das ist sehr betrüblich. Ich hoffe, dass wenigstens die Verwaltung in Trittau bleibt", sagt er. Er rechnet mit 30 bis 40 Mitarbeitern in der neuen Vertriebs GmbH. Der finanzielle Verlust für die Gemeinde hält sich in Grenzen. Jahnke hat offenbar schon seit längerem keine Gewerbesteuer mehr gezahlt. Dennoch: Wenn Arbeitsplätze verloren gehen, sinkt die Kaufkraft im Ort. Wie stark sich das in Trittau auswirken wird, ist unklar. Viele der ehemaligen Jahnke-Beschäftigten, die jetzt von Arbeitslosigkeit bedroht sind, wohnen nicht im Ort. Ein Großteil ist offenbar in Mecklenburg heimisch.