Die Kleinstadtpioniere sind beim MusicStorm-Wettbewerb in der zweiten Runde. Für den Contest üben sie fleißig am Oldesloer Bahnhof.

Bad Oldesloe. Als sich Tobias Konzok, Felix Klüssendorf-Mediger, Julien Willers und Jelle Stoltenberg vor zwei Jahren kennenlernten, spielten sie noch in zwei verschiedenen Bands. Tobias und Felix hatten im Oldesloer Inihaus ihren ersten Auftritt und sangen ihre selbst geschriebenen ruhigen Pop-Lieder. Nach ihnen standen Gitarrist Julien und Schlagzeuger Jelle auf der Bühne und präsentierten laute Punk-Rock-Songs. Doch so richtig zufrieden waren beide Gruppen nicht. "Uns fehlten die Instrumente und den anderen der Gesang", sagt Gitarrist Tobias. "Da ist uns ziemlich schnell klar geworden, dass wir uns gut ergänzen würden - obwohl unsere Musikrichtungen eigentlich der totale Kontrast waren." Aus den beiden Bands wurden mit Bassist Felix Petersen die Kleinstadtpioniere. Seit einem halben Jahr komplettiert Trompeterin Franziska Evers die Gruppe.

Ihr Musikstil hat sich zu Pop-Punk entwickelt - eine Richtung, mit der alle sechs glücklich sind. "Auch wenn wir uns musikalisch angenähert haben, sind wir immer noch sehr verschieden, was zum Beispiel unser Alter, unsere Größe und unseren Charakter angeht. Keiner gleicht dem anderen", sagt Tobias, der den 13. Jahrgang der Ida-Ehre-Schule in Bad Oldesloe besucht. Der 19-Jährige steht für Professionalität und Ernsthaftigkeit. Er sagt: "Ich mag es nicht, wenn wir drei Stunden proben und dabei nichts schaffen. Deshalb treibe ich die anderen immer an." Den Gegenpol bildet der 19-jährige Felix Klüssendorf-Mediger. Der Sänger macht eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, hat rote Haare, liebt kurze Hosen und ist laut Aussage seiner Bandkollegen "total abgedreht".

+++ Finale am 18. August vor dem Ahrensburger Schloss +++

Bassist Felix Petersen, 17 Jahre alt und Zwölftklässler an der Ida-Ehre-Schule, bleibt dagegen immer ruhig und entspannt, auch wenn es bei den Bandproben mal hektisch wird. Gitarrist und BWL-Student Julien, 23, steht für Spontaneität und Unbekümmertheit, während Schlagzeuger Jelle, 23, für die Balance innerhalb der Band sorgt. "Er macht alles", sagt Tobias. "Manchmal ist er unser Antreiber, manchmal auch ganz ruhig." Und Trompeterin Franziska? "Die ist ein Mädchen", sagt Sänger Felix. Da verstehe es sich von selbst, dass sie anders sei. "Außerdem spielt sie ein Blasinstrument. Das gibt es bei einem Mädchen auch nicht so häufig."

Besonders viel Wert legen die Kleinstadtpioniere auf ihre Songtexte. "Wer unsere Lieder hört, bekommt Emotionen", sagt Tobias, und verweist zum Beispiel auf den Song "Metropole". Darin geht um einen Menschen, der am Abend von einem Platz hoch oben auf eine Stadt blickt. "Die Lichter erscheinen wie Sterne und der Alltag wird aus einer völlig neuen Perspektive wahrgenommen. Das erzeugt ein phänomenal gutes Gefühl", sagt Felix Klüssendorf-Mediger, der für das Schreiben der Songtexte verantwortlich ist. Meistens beschäftige er sich in den Liedern mit eigenen Erlebnissen.

Die Texte sind ausschließlich auf Deutsch. "Wir wollen, dass die Leute verstehen, welche Botschaften wir ihnen vermitteln wollen", sagt Tobias. "Auf Englisch kann man zwar alles machen, aber es wird nicht tiefgründig. Denn sobald die Texte komplizierter werden, ist es nicht mehr verständlich." Auch Cover-Songs kommen für die Kleinstadtpioniere nicht in Frage, höchstens mal als Zugabe bei einem Konzert. "Das ist doch wie auf einem Bein tanzen", sagt Felix Klüssendorf-Mediger, und Bandkollege Tobias ergänzt: "Oder wie mit Stützrädern fahren. Wir schreiben lieber unsere eigenen Songs, denn nur darauf können wir stolz sein."

Insgesamt haben die Oldesloer 20 Lieder im Repertoire. Tobias sagt: "Wir befinden uns zurzeit im Wandel und überlegen, mit welchen Stücken wir langfristig arbeiten wollen." Denn die Kleinstadtpioniere haben eine Menge Ziele. "Es wäre großartig, wenn wir mal für drei Monate auf Tour durch Deutschland gehen und auf riesigen Bühnen in fremden Städten spielen könnten", sagt Tobias. "Wenn die Menschen uns dann mit Namen ansprechen würden, wäre das für uns das Größte."

Eine neue Stadt wäre für die Kleinstadtpioniere auch Ahrensburg, denn dort haben die Oldesloer bisher noch nicht gespielt. "Deshalb wollen wir es unbedingt ins MusicStorm-Finale schaffen", sagt Tobias. Damit ihre Träume wahr werden, treffen sich die sechs Musiker zwei bis drei Mal pro Woche am Oldesloer Bahnhof, zwischen Gleis 4 und 5. Dort, in einer Lagerhalle zwischen den Bahnschienen und dem Parkplatz, liegt ihr Proberaum. "Die Band ist für uns alle das wichtigste im Leben, gleich nach der Schule oder Arbeit", sagt Tobias, und Sänger Felix Klüssendorf-Mediger ergänzt: "Jeder von uns steht hinter der Band. Den Spaß, den wir bei den Proben haben, versuchen wir bei unseren Auftritten zu vermitteln." Wichtig sei aber auch, dass sie immer als Freunde unterwegs seien. Gitarrist Julien sagt: "Wir gehen nach unseren Auftritten von der Bühne herunter und können zusammen über das lachen, was schief gegangen ist."