Bank-Geheimnisse: Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Rainer Ludwig, gut gelaunter Lach-Yogi aus Barnitz.

Barnitz. Wer regelmäßig intensiv lacht, der ist fröhlicher, fühlt sich gesunder und hat weniger Stress. Davon ist Rainer Ludwig überzeugt. Und weil das so ist, hat er immer eine rote Clownsnase in seinem Badezimmer direkt neben dem Zahnputzbecher liegen. "Wenn ich morgens mal ein bisschen schlecht gelaunt und muffig bin, dann setze ich sie einfach auf und schaue in den Spiegel", sagt der 49-Jährige. "Sobald ich mein Gesicht so sehe, kann ich nicht mehr ernst bleiben und muss lachen. Danach bin ich gut drauf."

Rainer Ludwig lebt seit dreieinhalb Jahren in der Lokfelder Brücke in Barnitz, ein alter Schulfreund hat ihn in das Künstlerdorf südlich von Reinfeld gelockt. "Dieser Fleck direkt an der Trave ist einfach schön. Hier sitze ich gern draußen am Lagerfeuer", sagt Ludwig, der sich seit Anfang des Jahres Lach-Yogi nennen darf. In Hamburg hat er einen entsprechenden Kursus absolviert. Beim Lachyoga, das 1995 von dem indischen Arzt Madan Kataria erfunden wurde, steht das grundlose Lachen im Vordergrund.

Das Prinzip dabei: Das Lachen wird so lange gespielt, bis es in ein echtes übergeht. "Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen einem echten und einem gespielten Lachen. Es fängt sofort an, Glückshormone auszuschütten", sagt Ludwig. Intensives Lachen wirke wie Meditation. "Wir können nicht gleichzeitig denken und lachen. Wer also intensiv lacht, kann nicht über Sorgen und Probleme grübeln", sagt der Barnitzer. Er ist davon überzeugt, dass Lachyoga bei allen Menschen funktioniert. "Dafür braucht man nicht mal Humor zu haben", sagt der 49-Jährige. "Das Lachen steckt an, und es ist kaum möglich, sich dagegen zu wehren."

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Damit langfristig positive Wirkungen eintreten, müsse man allerdings regelmäßig mindestens 15 Minuten intensiv lachen. Da das ganz schön anstrengend sein kann, werden zwischendurch Yoga-Atemübungen gemacht, die den Körper mit Sauerstoff versorgen und ihn entspannen sollen.

Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 100 000 Lachklubs. Einer davon ist in Barnitz. Einmal im Monat treffen sich die zurzeit acht Mitglieder, um zum Beispiel ein Löwenlachen, Rückenkratzerlachen, Ameisen-in-der-Hose-Lachen, Handylachen, Begrüßungslachen oder auch ein Kopf-auf-den-Bauch-des-anderen-Lachen von sich zu geben. Bei letzterem legen sich die Teilnehmer auf den Fußboden, jeweils mit dem Kopf auf den Bauch des Vordermanns. "Wenn dann einer anfängt zu lachen, geht es wie eine Welle durch alle Teilnehmer durch. Keiner kann sich mehr zurückhalten", sagt Ludwig. Die Energie, die er aus den Treffen ziehe, wirke bei ihm zwei Tage nach.

Rainer Ludwig ist in der Nähe von Geesthacht aufgewachsen. Bereits in der Schule entdeckte er seine Leidenschaft für Comedy. Mit seinem Freund Andreas Kukowski, der auch für seinen Umzug nach Barnitz verantwortlich ist, rief er eine Show mit Puppen aus Socken ins Leben und begeisterte seine Mitschüler. Zudem liebte er es, den Schweizer Kabarettisten Emil Steinberger nachzumachen: "Ich konnte all seine Nummern auswendig und habe sie immer wieder zum Besten gegeben."

Nach der Schule entschied er sich für einen "ernsten" Beruf, lernte Schlosser und ließ sich später zum Großhandelskaufmann umschulen. Er heiratete und wurde Vater einer inzwischen erwachsenen Tochter. Die Comedy legte er auf Eis, fast 30 Jahre lang. Bis er nach Barnitz kam und ihn seine ehemaligen Mitschüler bei einem Klassentreffen dazu aufforderten, die Puppenshow noch einmal aufleben zu lassen. Das Comeback gelang, und die Lokfelder Brücke ist seitdem zu seiner Bühne geworden. Ganz nach seinem Motto "Jeder Tag, an dem du jemanden zum Lachen bringst, ist ein guter Tag" versucht Rainer Ludwig, die Menschen auf verschiedenste Weise zu begeistern.

Seine Paraderolle ist die des Claude Merkwürdig, eines leicht tüddeligen älteren Herrn, der gern über seine Weltansichten und noch lieber mit seiner Freundin Erna spricht. Mit diesem Programm durfte er auch schon die Menschen auf der 825-Jahr-Feier in Reinfeld vor einem Jahr zum Lachen bringen. Derzeit schreibt Rainer Ludwig ein Stück für die Reinfelder Kulturnacht, das er gemeinsam mit dem Therapietheater Reinfeld vorführen wird.

Zuletzt hatte er für das Projekt, bei dem Menschen mit psychischen Problemen mit Amateurschauspielern auf der Bühne stehen, das Drehbuch für "Deus Vult" geschrieben, ein Film über Intoleranz und den Umgang mit religiösen Minderheiten. Dabei ist dem 49-Jährigen eines klar geworden: "Es tut mir nicht gut, mich mit bedrückenden Rollen zu beschäftigen." Deshalb habe er sich auch ausgeklinkt, als das Therapietheater vor kurzem beschloss, "Faust" einzustudieren. "Das ist mir zu ernst", sagt Rainer Ludwig. "Lachen ist mir wesentlich lieber."

Aus diesem Grund will er sich in Zukunft nur noch mit lustigen Dingen beschäftigen, und das möglichst hauptberuflich. Denn zurzeit reichen die Einnahmen von Auftritten und Lach-Yoga-Seminaren noch nicht aus, um davon zu leben. "Ich muss mich mit Jobs als Betriebsschlosser über Wasser halten", sagt Ludwig, und fügt energisch hinzu: "Aber das soll weg."

Zu viel Spaß mache es ihm, sich Lach-Übungen auszudenken, Sketche zu schreiben und auf der Bühne zu stehen. "Ich versinke ganz in diesen Tätigkeiten", sagt er. Das viele Lachen habe sich bereits auf seinen Alltag ausgewirkt, zum Beispiel an der Supermarkt-Kasse. "Ich habe mir angewöhnt, besonders freundlich zu sein, wenn es voll ist und alle anderen meckern", sagt Ludwig. "Die Situation lässt sich doch eh nicht ändern, und die Kassiererin hat ein Lächeln wirklich verdient." Zudem müsse er jetzt nicht mehr bei schlechtem Wetter nach draußen, um zum Beispiel joggen zu gehen. Ludwig: "Wissenschaftler haben herausgefunden, dass eine Minute Lachen körperlich dieselbe Wirkung hat wie zehn Minuten Laufen oder Rudern."