Serie “Bank-Geheimnisse“: Pastor Rolf Dabelstein aus Bad Oldesloe wurde gestern in den Ruhestand verabschiedet. Ende März hört er auf.

Bad Oldesloe. Viele Stunden hat er vor dem Altar oder auf der Kanzel der Oldesloer Peter-Paul-Kirche gestanden und zu den Gottesdienstbesuchern gesprochen. Sein Lieblingsplatz ist jedoch woanders, und zwar über der Westempore auf der Holzbank vor der 635 000 Euro teuren Mühleisen-Orgel. "Ich genieße es, hier zu spielen und im Hintergrund die Kirche zu haben", sagt Pastor Rolf Dabelstein. Zwei bis drei Mal pro Woche ist er vor dem 8,59 Meter großen Instrument anzutreffen. Der Oldesloer sagt: "Ich spiele aber nur privat, für alles andere bin ich zu schlecht."

Das könnte sich jedoch bald ändern, denn in Zukunft hat er deutlich mehr Zeit zum Üben. Ende März wird der 65-Jährige in den Ruhestand versetzt. Bereits gestern wurde er bei einem Gottesdienst in der Peter-Paul-Kirche mit anschließendem Empfang verabschiedet. "Ich würde am liebsten weitermachen", sagt Dabelstein, "aber nach Beamtenrecht ist für mich mit 65 Jahren Schluss."

Endgültig an den Nagel hängen wird er seinen Talar trotzdem nicht. "Dafür habe ich meinen Beruf viel zu gern gemacht", sagt er. Im April stehen für den Oldesloer noch zwei Konfirmationen sowie einige goldene Hochzeiten und Trauungen auf dem Programm. Im Juli wird er eine dreiwöchige Kreuzfahrt nach Spitzbergen als Bordseelsorger begleiten. Dabelstein: "Und ab Herbst stehe ich dann in Bad Oldesloe für Vertretungsdienste zur Verfügung."

21 Jahre war Rolf Dabelstein als Pastor in der Kreisstadt tätig. Zwei Projekte werden ihm besonders in Erinnerung bleiben: der Bau der Mühleisen-Orgel, die seit 2006 in der Peter-Paul-Kirche steht, und die umfangreiche Renovierung und Verschönerung des Gotteshauses, die er als Vorsitzender des Kirchenvorstands geleitet hat. "Für den Orgelbau haben wir 415 000 Euro an Spenden zusammenbekommen. Innerhalb der Nordelbischen Kirche gilt das als vorbildlich", sagt der Pastor. "Es war überwältigend, wie viele Menschen etwas gegeben haben. Das hatte ich vorher nicht erwartet."

Viel Arbeit und Zeit hat er auch in die Renovierung der Kirche investiert. "Wir haben sehr intensiv um die Gestaltung gerungen, aber ich finde, wir sind zu einem sehr guten Ergebnis gekommen", sagt Rolf Dabelstein und lässt seinen Blick in Richtung Altarraum schweifen. "Die Kirche ist jetzt hell und offen." Besonders stolz ist er auf die neue Kanzel. Sie ist klein und schlicht, um den Gottesdienstbesuchern nicht den Blick zum Altar zu versperren. Dabelstein: "Ich habe lange dafür gekämpft. Eine Kanzel muss nicht groß und ausladend sein."

Aufgewachsen ist Rolf Dabelstein in Trittau, sein Abitur hat er an der Stormarnschule in Ahrensburg gemacht. Anschließend ging er zum Studium nach Bayern, Hamburg, Wien, Indien und zuletzt nach Heidelberg, wo er über das Neue Testament promovierte. Seine erste Pastorenstelle führte ihn anschließend nach Uetersen (Kreis Pinneberg). Bevor er 1991 nach Bad Oldesloe kam, leitete er neun Jahre lang die Fachschule für Sozialpädagogik und Diakonenausbildung in Rickling im Kreis Segeberg.

Das Schönste an seinem Beruf sei es gewesen, dass ihm die Menschen so viel Vertrauen und Offenheit entgegengebracht hätten. Dabelstein: "Ich war ganz dicht am Puls das Lebens. Die Menschen haben mich in ihr Leben hineingelassen. Das hat man sonst höchstens noch als Arzt oder Therapeut." Besonders viel Spaß hätten ihm deshalb auch die Trauungen gemacht. "Es ist toll, das Brautpaar zu erleben, wenn es richtig glücklich ist und einen mitreißt", sagt er. Wenn die Braut mit ihrem Vater die Kirche betritt und er dann vorn mit dem gerührten Bräutigam gewartet habe, sei das immer ein Höhepunkt gewesen. "Da ist man selbst gerührt", sagt Dabelstein. "Näher kann man an den Menschen und ihrem Glück nicht dran sein."

Auch die Arbeit mit den Jugendlichen habe ihm große Freude bereitet. "Sie tun zwar cool, aber der christliche Glaube ist ihnen viel wichtiger, als sie zugeben", sagt der Pastor. Vor zwölf Jahren entwickelte er mit der Nordelbischen Kirche die Teamer-Ausbildung, bei der Jugendliche zum Jugendgruppenleiter ausgebildet werden. 450 Mädchen und Jungen absolvierten seitdem allein in Bad Oldesloe diese Schulung. Einige setzte Dabelstein in seinen Konfirmandengruppen ein. Er sagt: "Sie haben Teile des Unterrichts übernommen. Ich konnte mich zurücklehnen und ein bisschen entspannen."

Glücklich habe es ihn auch gemacht, dass die Gottesdienstbesucher ihm bei seinen Predigten wirklich zugehört hätten. "Es hat mich bewegt, dass ich offensichtlich Resonanz gefunden habe mit all dem, was ich zu sagen hatte", sagt Dabelstein. Die Kirche ist für ihn ein einmaliger Ort der Besinnung. "Sie ist durch nichts zu ersetzen und wird in der hektischen Zeit weiter an Bedeutung gewinnen."

Doch es habe auch nicht so schöne Momente gegeben, wie zum Beispiel die Entscheidung des Oldesloer Kirchenvorstands, den umstrittenen Glockenturm in Neritz trotz positiven Bürgerentscheids nicht zu bauen. "Das war eine große Enttäuschung", sagt der 65-Jährige, der als Pastor nicht nur für den Südwesten Bad Oldesloes, sondern auch für die Dörfer Neritz und Rümpel zuständig war.

In Zukunft hat Rolf Dabelstein wieder mehr Zeit für seine Hobbys, zu denen außer dem Spielen der Orgel auch das Laufen gehört. "Ich jogge seit 16 Jahren dreimal pro Woche jeweils zehn Kilometer mit einem Freund", sagt er. "Insgesamt haben wir bereits 18 000 Kilometer zurückgelegt." Außerdem will er mehr lesen, im Garten arbeiten, spazieren gehen und reisen. Vielleicht schreibt er auch ein Buch zum Thema Gebet. "Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt", sagt der Pastor, der sich vor kurzem mit seiner Frau ein Haus in Bad Oldesloe gekauft hat. "Ich werde auf jeden Fall in der Stadt wohnen bleiben, denn ich bin hier verwurzelt. So kann ich den Menschen weiter begegnen." Ganz bestimmt werde er auch weiterhin Gottesdienste besuchen. Er sagt: "Die Kirche wird mein Zuhause bleiben."