Ladenflächenmanager Stefan Pötzsch will neue Einzelhändler in die Kreisstadt holen. Er habe Kontakt zu 300 bis 400 Firmen.

Bad Oldesloe. Ein Kaufhaus, das seine Türen bald für immer schließt, ein Café am Markt, das schon seit mehr als zwei Jahren unvermietet ist und Ladenflächen, die leer stehen: Viele Oldesloer sind mit ihrer Innenstadt unzufrieden. Doch das soll sich nun ändern. Die Stadt hat mit Stefan Pötzsch von der Firma MR Consultants aus Neumünster einen Ladenflächenmanager engagiert. Maximal drei Jahre hat er Zeit, um Bad Oldesloe auf Vordermann zu bringen.

Derzeit ist der 51-Jährige dabei, Gespräche mit Mietern und Eigentümern der Geschäfte zu führen. "Es geht vor allem darum, eine Bestandsanalyse vorzunehmen: Welche Flächen sind attraktiv? Wo gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? Wie lassen sich die Läden an den Mann bringen?" Wichtig sei es, die Geschäftseigentümer von seinen Ideen zu überzeugen. Denn die Arbeit von Stefan Pötzsch beruht auf Freiwilligkeit. Die Vermieter entscheiden selbst, ob sie mitmachen wollen.

Anschließend will Pötzsch Verbindung mit verschiedenen Handelsunternehmen aufnehmen. Er habe Kontakt zu 300 bis 400 Firmen, für die Bad Oldesloe als Standort in Frage kommen könnte. Ein Ziel müsse es sein, Geschäfte mit Magnetwirkung in die Innenstadt zu bekommen, um die Menschen aus der Umgebung anzulocken. "Im Bereich der Post könnte ich mir zum Beispiel gut einen Lebensmittelvollversorger vorstellen. Die gibt es bisher in Oldesloe nur auf der grünen Wiese", sagt Pötzsch. Auch ein SB-Warenhaus würde seiner Meinung nach an die Lübecker Straße passen. Die Drogeriekette Müller sei ebenfalls interessant, weil sie von Spielwaren über Kosmetikartikel bis zu Schreibwaren alles anbiete.

Die bevorstehende Schließung des Kaufhauses M & H sehe er als Chance. "Bisher waren Marken wie Tom Tailor, Esprit und Gerry Weber im Kaufhaus vertreten. Nach der Schließung müssen sie sich überlegen, wie sie die Kaufkraft in Bad Oldesloe jetzt abgreifen wollen", sagt der Ladenflächenmanager. "Vielleicht können wir sie als selbstständige Shops herbekommen."

Ilona Rehme, die Vorsitzende der Gemeinschaft Oldesloer Kaufleute (GOK), sieht das anders. "Eine Stadt unserer Größenordnung braucht ein Kaufhaus", sagt die Buchhändlerin. "Es ist ein großer Magnet, und so einen benötigen wir dringend." Diese Meinung teilen auch viele Kunden. "Ohne Komplettsortimentladen sind vor allem die älteren Bürger aufgeschmissen, die nicht mehr mit dem Auto nach Lübeck oder Hamburg zum Einkaufen fahren können", sagt zum Beispiel Erzieherin Barbara Thole, 31.

Generell sei aber vor allem ein Umdenken der Kunden nötig, meint Ilona Rehme. "Ihnen muss bewusst werden, was sie mit ihrem Kaufverhalten anstellen", sagt sie. "Wenn sie auf die grüne Wiese fahren oder im Internet bestellen, machen sie damit die Innenstadt kaputt." Von dem neuen Ladenflächenmanager erhoffe sie sich vor allem, dass er Kontakte zu den Vermietern suche und sie dazu bewege, mit den Mieten herunterzugehen. Sie sagt: "In Gesprächen mit anderen Kaufleuten höre ich immer wieder, dass die Mieten nur schwer zu erwirtschaften sind."

Das Ziel von Stefan Pötzsch geht jedoch in eine andere Richtung. "Ich möchte mit höheren Mieterträgen die Wertigkeit der Immobilien erhöhen", sagt der Ladenflächenmanager, der mit seinem Konzept bereits im hessischen Korbach und in Stadthagen in Niedersachsen gearbeitet hat. Beide Städte sind ähnlich groß wie Bad Oldesloe.

Nach der Bestandsanalyse und der Kontaktherstellung zu den Einzelhändlern werde er ab 2013 mit einem eigenen Büro in Bad Oldesloe präsent sein, als Ansprechpartner, und um noch näher am Geschehen zu sein. Pötzsch: "Mein Ziel ist es, dass die Stadt hinterher in der Lage ist, das Ladenflächenmanagement eigenverantwortlich weiterzuführen." Deshalb seien verschiedene Coachings für die Rathausmitarbeiter geplant.

Nachgedacht werden müsse auch über das Thema Parkgebühren. "Auch wenn sie der Stadt Geld bringen, muss es nicht immer der richtige Weg sein", sagt Pötzsch. "Denn bevor Einzelhändler nach Bad Oldesloe kommen, wollen sie wissen, wo ihre Kunden parken können." Gebühren könnten abschreckend wirken. Die Stadt müsse deshalb überlegen, ob es nicht besser sei, neue Einzelhändler anzulocken, die Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen.

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Wichtig sei es, die Stadt von innen nach außen zu strukturieren. In den meisten Städten sei der Mittelpunkt am Rathaus. "In Bad Oldesloe ist das aber nicht so", sagt Pötzsch. "Wir müssen darüber nachdenken, ob und wie wir den Einzelhandel in Richtung Markt ziehen." Ein Problem sei auch die Länge der Einkaufsstraße. Dieses lasse sich aber lösen, indem die Fußgängerzone in Themenquartiere unterteilt werde, wie zum Beispiel ein Bereich mit Geschäften unter dem Titel "Mediterranes".

Stefan Pötzsch ist zuversichtlich, etwas für Bad Oldesloe erreichen zu können. Die Stadt habe ein unglaubliches Flair, hinter jeder Ecke gebe es etwas Schönes. Er sagt: "Wir werden die Menschen nicht vollständig davon abhalten können, auch in Hamburg einzukaufen. Aber wir müssen dafür sorgen, dass sie ihre Grundbedürfnisse in Bad Oldesloe bekommen."