Der Tote aus dem Kofferraum ist identifiziert. 73 Jahre alter Hamburger wurde von einem jungen Glinder offenbar in Oststeinbek erschlagen.

Glinde/Oststeinbek. Nach dem Fund einer Männerleiche im Kofferraum eines Autos in Glinde kommen jetzt die grausigen Details dieser Bluttat ans Tageslicht. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 73 Jahre alten Mann aus Hamburg. Er soll am 26. Dezember auf dem Friedhofsparkplatz in Oststeinbek erschlagen worden sein. Nach der Bluttat legte der Mörder den Leichnam in den Kofferraum eines Citroën. Wie berichtet, fanden Polizisten den stark verwesten Leichnam am Montag in dem Auto, das in einer Tiefgarage an der Straße "Weg an der Gutsmauer" in Glinde abgestellt worden war.

Die Polizei geht von einer Beziehungstat aus. Ein 24-Jähriger aus Glinde wurde festgenommen und hat den Mord gegenüber den Beamten bereits gestanden. Der Täter und sein späteres Opfer lernten sich vor einiger Zeit im Internet kennen. "Der Tatverdächtige unterhielt seit längerer Zeit eine sexuelle Beziehung zum Opfer", heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Doch warum es zu dieser Bluttat kam, ist unklar.

+++ Der Tote aus dem Kofferraum ist ein Hamburger +++

Ob es zum Streit zwischen dem homosexuellen Pärchen kam, müssen jetzt weitere Ermittlungen ergeben. Bisher steht fest, dass sich der 24-Jährige und sein 49 Jahre älterer Liebhaber am zweiten Weihnachtstag in Oststeinbek getroffen haben. Zwei Tage später entdeckte ein Autofahrer auf dem Parkplatz des Oststeinbeker Friedhofs eine Blutlache. Nur wenige Meter daneben lagen ein Gebiss und eine Brille. Die Polizei startete eine groß angelegte Suchaktion. Feuerwehrmänner aus Oststeinbek sowie mehrere Rettungshundestaffeln aus Stormarn und dem Herzogtum Lauenburg wurden zur Fundstelle gerufen. Jedoch ohne Erfolg. Die Glinder Polizei ging von einem Unfall aus. "Wir haben keine Hinweise auf ein Verbrechen", sagte damals der Chef der Glinder Polizei.

Rund zwölf Wochen später die traurige Gewissheit: Es war offenbar ein Gewaltverbrechen. Laut der Lübecker Staatsanwaltschaft ist es "sehr wahrscheinlich", dass die Brille und die Prothese dem 73-jährigen Opfer gehören. Ersten Ermittlungen zufolge soll der Täter den Citroën, der auf den Hamburger zugelassen war, nach der Tat zunächst am Straßenrand in Glinde abgestellt haben. Die Beamten gehen davon aus, dass das Auto mit dem Toten dort eine geraume Zeit stand. Dann mietete der Glinder in der Nähe seiner Wohnung einen Tiefgaragenstellplatz.

+++ Leichenfund im Kofferraum: Täter offenbar gefasst +++

Anwohner des Mehrfamilienhauses fiel der dunkle Citroën auf Stellplatz Nummer 46 auf. "Der hatte keine Nummernschilder", erinnert sich ein Bewohner des sechsstöckigen Wohnhauses, in dem etwa 60 Familien wohnen. "Zu jeder Wohnung gehört ein Parkplatz", sagt der Hausmeister der Anlage, dem der Citroën ebenfalls aufgefallen war. "Ich habe mir dabei aber nichts gedacht, es hat auch nicht gestunken", erinnert sich der Mitarbeiter der Hausverwaltung.

Den grausigen Fund machte die Polizei, weil die Alarmanlage eines Autos in der Tiefgarage am Montag plötzlich losging. "Es ist schon öfter vorgekommen, dass bei uns Autos aufgebrochen wurden", sagt ein Mieter. Deshalb riefen einige Bewohner die Polizei. Im Untergeschoss des Hauses fiel den Beamten dann der Citroën auf, an dem die Kennzeichen fehlten. Schnell stellten die Beamten fest, dass dieses Auto auf einen Hamburger zugelassen ist, der seit dem 1. Januar als vermisst gilt.

Ein Bekannter aus Berlin, zu dem der 73-Jährige ebenfalls eine sexuelle Beziehung pflegte, erstatte Vermisstenanzeige. Der Hamburger war Silvester nicht wie verabredet nach Berlin gereist, um dort mit dem 65-Jährigen den Jahreswechsel zu feiern. Auch am nächsten Tag war er nicht zu erreichen. Jetzt hat der Freund des Toten traurige Gewissheit.

Nachdem die Polizei den Kofferraum am Montag geöffnet hatte, untersuchten am Dienstag Gerichtsmediziner in Lübeck die stark verwesten Leichenteile. Die Identität des Toten konnte schnell geklärt werden. Genauso schnell kamen die Ermittler der Lübecker Mordkommission auch auf die Spur des Täters. Der Glinder wurde noch am Dienstagnachmittag festgenommen. Nach dem Verhör bei der Polizei beantragte die Staatsanwaltschaft Haftbefehl. Bisher war der 24-Jährige polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten.

Die Bewohner des mehrstöckigen Hauses sind nach dem Fund schockiert. "Das ist hier eigentlich eine ruhige Wohngegend", sagt ein Mann, der seit acht Jahren in dem 15 Jahre alten Wohnblock lebt. "Es ist zwar sehr anonym hier, viele Bewohner kennen sich nicht und es ziehen hier ständig Menschen ein und wieder aus, aber solch ein Verbrechen, hätte ich mir hier nicht vorstellen können. Eine Frau, die seit zwei Jahren mit ihrer Familie dort in einer Wohnung lebt, hat jetzt ein mulmiges Gefühl, wenn sie in die Tiefgarage gehen muss. Insbesondere wenn sie an Stellplatz 48 vorbeigeht.