Die Demokraten stehen auf, veranstalten einen Gipfel und debattieren über das Vorgehen gegen Rechtsradikalismus. Initiativen wie diese, so wichtig sie sind, wirken manchmal eher gut gemeint als gut ausgeführt - besonders dann, wenn es am Ende zwar viele Bekenntnisse, aber keine konkreten Veränderungen gibt.

Anders ist es bei der Konferenz, die jetzt in Ratzeburg stattfand. An ihr ist eine wesentliche Sache neu: Vertreter kleiner Gemeinden aus dem Westen Deutschlands haben sich erstmals mit Vertretern kleiner Gemeinden aus dem Osten an einen Tisch gesetzt. Ein Punkt, der wesentlich ist.

Zuerst einmal kann so das Klischee vom braunen Ossi, der auch ein ostdeutsches Problem ist, auf diese Weise entsorgt werden. In der Tat begreifen die Neonazis ganz Norddeutschland als einen Aktionsraum, wie auf der Konferenz deutlich wurde - dazu gehört neben Hamburg und Schleswig-Holstein eben auch Mecklenburg-Vorpommern.

Ist das Klischee einmal entsorgt, können die westdeutschen Gemeinden den dann wieder freien Blick in ihre eigene Zukunft werfen. Anders ausgedrückt: Verödete Landstriche mit verarmten Gemeinden, in denen Neonazis leichtes Spiel haben, könnten in Zeiten schrumpfender Bevölkerung und knapper Kassen auch im Westen Realität werden. Eine Lehre aus diesem Szenario: Auch künftige Politiker werden Geld für ein funktionierendes Gemeinwesen brauchen.