Die Ahrensburger Bürgerinitiative setzt sich für den Erhalt von mehr als 470 Bäumen in der Siedlung ein. Die Naturidylle sei in Gefaht.

Ahrensburg. Sie fürchten den Kahlschlag in ihrem Viertel, den Schatten durch hohe Neubauten und die Betonierung von Grünflächen. Die Anwohner der Siedlung Reeshoop in Ahrensburg laufen Sturm gegen den Bebauungsplan, der noch bis zum 20. März öffentlich im Rathaus ausliegt. "In der Hermann-Löns-Straße sollen 17 geschützte Bäume direkt an der Straße gefällt werden und außerhalb des Viertels am Ahrensfelder Weg neu gepflanzt werden", sagt Reinhard Schatte, Sprecher der Initiative. Er hat einen dreiseitigen Protestbrief verfasst, den laut Schatte knapp 100 Anwohner unterschrieben haben.

Die Initiative hat den Brief bei der Verwaltung eingereicht. Das Schreiben führt "potenzielle Beeinträchtigungen" an. Unter anderem heißt es darin: "Beseitigung gemäß Baumschutzsatzung geschützter Bäume, die das Bild der Siedlung prägen" oder den Verlust an Lebensräumen für heimische Tier- und Pflanzenarten durch die zusätzliche Flächenversiegelung. Schatte: "Speziell in Zeiten des aktuellen Natur- und Umweltschutzes ist dieser Bebauungsplan nicht zu akzeptieren." Die Initiative kritisiert, dass mehr als 470 Bäumen gefällt werden sollen.

Schatte und seine Mitstreiter bezweifeln auch die Notwendigkeit der geplanten Verdichtung der Siedlung. Schatte verweist auf zusätzlichen Wohnraum im Gartenholz, Hagen oder auf dem Gelände des Erlenhofs an der Lübecker Straße. "Und eins ist auch klar: Bezahlbarer, günstiger Wohnraum wird es sicherlich nicht", so Schatte. Er fordert insbesondere die Bewohner der Siedlung dazu auf, von ihrem Einspruchsrecht Gebrauch zu machen. Über jeden Einspruch müsse von den zuständigen Gremien gesondert gesprochen werden, so Schatte.

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"Es geht darum, den Charakter des Viertels zu erhalten - das Grün, die Spielplätze", sagt Schatte. "Ich verstehe nicht, warum die Hermann-Löns-Straße auf 20 Meter verbreitert werden muss. Das zerstört das bisherige grüne Bild der Straße", so der Initiativensprecher. Die Bürger haben noch bis zum kommenden Dienstag Zeit, Stellungnahmen oder Beschwerden zu dem Vorhaben einzureichen. Zu Schattes Mitstreitern gehört Inge Kunze, die seit 32 Jahren in der Siedlung lebt. "Ich möchte die Bauarbeiten mit meinen bald 80 Jahren nicht mehr erleben - den Lärm, Staub und Bauschutt", sagt sie. Es gehe ihr aber darum, die vorhandene Idylle des Viertels für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Kunze: "Mit den derzeitigen Planungen wäre es mit dieser Idylle vorbei." Sie stört besonders, dass vor ihrer Haustür ein Parkplatz gebaut werden soll. "Da sind die Planungen falsch gelaufen. Man könnte doch eine Tiefgarage bauen", so Kunze. "Und warum müssen die Häuser der Immanuel-Kant-Straße, auf die ich aus meinem Fenster gucke, vierstöckig sein?", fragt sie. Sie glaube nicht, dass die Initiative wirklich etwas bewirken könne. "Trotzdem - wir müssen dagegen angehen und dürfen nicht den Mund halten."

Horst Reimann hat den Protestbrief ebenfalls unterschrieben. "Ich bin ja durchaus für moderne Häuser. Aber die könnten doch auch zwei oder drei Stockwerke haben und nicht gleich vier", sagt er. Zudem störe ihn, dass das Grün weggenommen werden solle, so der 78-Jährige.

Nach Plänen des Hamburger Planungsbüros PPL werden rund 770 Wohneinheiten modernisiert und 130 neu gebaut. Laut den Planern werden die Häuser in der Immanuel-Kant-Straße 13,75 Meter hoch gebaut und drei Stockwerke sowie ein geneigtes Flachdach haben. Die Modernisierung und der Ausbau des Reeshoop-Viertels ist auf 15 bis 20 Jahre ausgelegt. Die Wohnungsbaugenossenschaft Neue Lübecker investiert nach eigenen Angaben über die Jahre mehr als 100 Millionen Euro in das Projekt.

Zu den Kritikpunkten will sich Klaus Jennrich, geschäftsführender Gesellschafter des Planungsbüros, derzeit nicht äußern. "Erst mal muss man die Auslegungsfrist abwarten. Dann müssen sich Stadt und politische Gremien mit den Einwänden befassen." Er hoffe, dass nach dieser Abwägung der abschließende Bebauungsplan noch vor der Sommerpause beschlossen werde.

Auch die Stadtverwaltung wolle sich derzeit nicht zum Inhalt der Beschwerden äußern. "Bislang sind rund 20 Stellungnahmen bei uns eingegangen", sagt Stefanie Mellinger vom Bauamt. Unter diesen seien rund 15 Beschwerden von Privatpersonen. Aus den Einwänden und Stellungnahmen werde die Verwaltung nach dem Ablauf der Frist zunächst sichten und daraus Vorlagen für die Politik erarbeiten, so Mellinger. Sie sagt: "Ich rechne damit, dass die zuständigen Fachausschüsse im Mai über die Beschwerden gegen das Vorhaben diskutieren werden."