Platzkapazitäten ausgeschöpft, Wartelisten mit bis zu 30 Namen, kein Geld für Neubauten vorhanden. Eltern fürchten um ihre Jobs

Ahrensburg. Monate- oder sogar jahrelang steht das Kind auf der Warteliste für den begehrten Platz in dem Hort, den vielleicht schon die ältere Schwester oder der Bruder besucht. Doch das Warten nützt nichts: Es gibt einfach keinen Platz mehr in der Nachmittagsbetreuung. Ende der Geschichte: Vater oder Mutter müssen sich beruflich einschränken oder sogar den Job aufgeben, weil ein Kind schon mittags aus der Grundschule nach Hause kommt.

Vor dieser Situation fürchten sich nicht nur Ammersbeker Eltern, die für ihre Kinder keine Plätze mehr in dem Ahrensburger Hort Am Reesenbüttel bekommen (wir berichteten). Auch Ahrensburger Eltern sind in Sorge. Der Grund: Die vier Horte an den Grundschulen platzen aus allen Nähten.

"Die Kapazitäten der Räumlichkeiten auch in Doppelnutzung mit den Schulen sind fast vollständig ausgeschöpft", heißt es in einer Vorlage der Stadtverwaltung, die heute Abend im Sozialausschuss diskutiert werden soll. Alle Horte haben Wartelisten mit bis zu 30 Namen für das kommende Schuljahr. Wenn nichts geschieht, werden ab August 94 Kinder unversorgt bleiben.

Einer, der mit Sorge auf den August blickt, ist Andreas Hausmann. Der Ahrensburger ist in der Kreiselternvertretung für Kitas, Krippen und Horte zuständig. Und er ist auch der Vater des fünfjährigen Timon, der in die Grundschule Am Hagen kommt. Nach dem Unterricht soll er künftig ab 12 Uhr in den nebenan liegenden Hort am Hagen gehen, den auch seine drei Jahre ältere Schwester Alina besucht. Das Problem: Bisher hat Timon keine Zusage. Andreas Hausmann: "Die Leitung bemüht sich sehr. Aber wir stehen wie andere auch auf der Warteliste."

Genauso ergeht es Andrea Syring, die ab August einen Platz für ihre Tochter Lena-Sophie braucht. "Ich weiß nicht, was kommt. Und was dann mit meinem Job wird", sagt die Mutter, die in Hamburg arbeitet.

In Ahrensburg gibt es immer mehr Eltern, die für ihre Kinder eine Nachmittagsbetreuung brauchen. Laut Rathausmitarbeiter Thomas Reich werden derzeit 380 Kinder in den vier Grundschul-Horten betreut, die alle in der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (Awo) sind. Im Jahr 2006 waren es 315 Kinder, 2002 erst 191. Reich: "Heute ist etwa jeder dritte Grundschüler im Hort."

Was diese Entwicklung für einen Hort wie den am Hagen bedeutet, schildert die Leiterin Grit Hitzeroth: "Unser Haus wurde für 45 Kinder gebaut. Mittlerweile haben wir 80". Zwar nutze man mittlerweile einen Klassenraum der Grundschule nachmittags als "Lernwerkstatt". Aber: "Besonders beim Mittagessen haben wir ein Platzproblem."

Wie soll die Stadt, die die Hortplätze mit Zuschüssen finanziert, dieser Lage bis August Herr werden? Thomas Reich betont zunächst, dass bei den 94 unversorgten Kindern auch "Doppelanmeldungen" seien. In weiteren Fällen sei eine Nachmittagsbetreuung nicht "zwingend". Doch letztlich wollen mehr Kinder als im Vorjahr betreut werden. An- oder Neubauten verbieten sich aus finanziellen Gründen, so Thomas Reich: "Wir können nicht extra neue Gebäude bauen, die dann nur halbtags genutzt werden." Und so ist der Ausweg aus Sicht der Verwaltung eine ausgedehnte "Doppelnutzung" der Schulen.

Konkret soll jeweils eine neue Gruppe für 15 Kinder Am Schloss und Am Reesenbüttel eingerichtet werden. Der Reesenbüttel-Hort kann Räume der nahe gelegenen Fritz-Reuter-Schule nutzen. Laut Thomas Reich habe man in beiden Fällen schon Vereinbarungen mit den Schulen getroffen, denen die Politiker noch zustimmen müssten. Für die Horte Am Hagen und Am Aalfang sei man "in Verhandlungen" über ähnliche Lösungen.

Dass Schulräume nicht ideal für die Nachmittagsbetreuung seien, räumt er ein: "Bei Altbauten sind die Räume häufig zu klein. Sie haben nur 50 Quadratmeter, man bräuchte aber für die Horte eigentlich 70." Die Schulgebäude der 30er-, 50er- und 70er-Jahre seien eben nicht dafür gebaut worden.

Dass man eigentlich mit einer Kompromisslösung arbeitet, wenn man immer stärker auf Klassenzimmer zurückgreift, sagt auch Grit Hitzeroth: "Stellen Sie sich einfach vor, Sie würden in ihrem Büro ihre Freizeit verbringen", verdeutlicht sie das Problem. Horträume müssten eigentlich anders aussehen als Klassenräume - für die Zukunft träumt sie deshalb davon, einen "Lebens- und Lernort" zu gestalten, der für beide Zwecke geeignet ist: Unterricht und Nachmittagsbetreuung, die auch aus Theater, Musik und Spiel besteht.

Andreas Hausmann wäre zurzeit schon zufrieden, wenn die Ahrensburger Schulen ab Sommer noch ein paar Räume mehr teilen würden. Zurzeit fehle da "ein bisschen das Entgegenkommen", wie er sagt.

Doch auch wenn die Pläne der Verwaltung realisiert werden können und Schulen und Horte in Zukunft noch enger zusammenrücken - den Mangel an Plätzen würde das laut Hausmann nicht beheben. Er ist sich sicher: "Meiner Meinung nach werden auch dann etwa 50 Kinder ab Sommer keinen Platz bekommen".

Die Mitglieder des Ahrensburger Sozialausschusses treffen sich heute im Awo-Kinderhuus Am Reesenbüttel (Schimmelmannstraße 50). Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr und ist öffentlich.