Werdende Mütter beklagen kurzfristiges Aus der Geburtshilfe in Bad Oldesloe. Auch die Hebammen blicken sorgenvoll in die Zukunft.

Bad Oldesloe. Die Geburtshilfe der Oldesloer Asklepios-Klinik schließt zum Ende dieses Monats. Für viele Mitarbeiter und vor allem werdende Mütter kam diese Ankündigung vor nur zwei Wochen völlig überraschend. Binnen kürzester Zeit müssen sich die Schwangeren eine neue Klinik suchen, in der sie ihr Kind zur Welt bringen können. "Mich haben viele besorgte Frauen angerufen und gefragt, was sie jetzt machen sollen", sagt Irina Eibauer, die als freiberufliche Hebamme in dem Oldesloer Krankenhaus tätig war, "ich musste den Frauen sagen, dass ich bei der Entbindung nicht dabei sein kann. Einige haben dann geweint."

Kirstin Rosenow ist eine der enttäuschten Mütter. Die 34-Jährige ist im siebten Monat. Sie erwartet im Mai ihr drittes Kind. "Frauen wie ich, die von den Ärzten und Hebammen in der Klinik betreut wurden und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut haben, stehen regelrecht auf der Straße", sagt Rosenow. Sie hat kein Verständnis für die kurzfristige Schließung: "Ich finde den Ablauf der Entscheidung skandalös. Statt mit einer für alle angemessenen Frist zu arbeiten, werden die Tore buchstäblich von heute auf morgen zugemacht."

Kirstin Rosenow hat sich bewusst für die Oldesloer Klinik entschieden, obwohl sie im 25 Kilometer entfernten Wahlstedt (Kreis Segeberg) lebt. "Ich habe in Oldesloe vor mehr als einem Jahr meine Tochter zur Welt gebracht. Es ist für mich eine vertraute Umgebung." Jetzt muss sie sich Hals über Kopf eine andere Klinik suchen: "Ich werde mir die Entbindungsstationen in Neumünster und Bad Segeberg angucken und dort mit den Ärzten und Hebammen sprechen müssen." Enttäuscht ist Kirstin Rosenow auch darüber, dass sie nicht sofort von der Asklepios-Klinik informiert wurde. "Ich habe es den Medien entnommen und eine Hebamme angerufen."

Mathias Eberenz, Sprecher des Asklepios-Konzerns, betont dagegen auf Anfrage, dass alle Frauen, die sich in der Oldesloer Geburtshilfe angemeldet hatten, per Post über die Schließung informiert wurden. "Ich kann nachvollziehen, dass viele Frauen enttäuscht sind und dies auch emotional schwierig für sie ist. Aber wir müssen wirtschaftlich denken", so Eberenz. "Die Geburtszahlen sind rückläufig, den Trend haben wir insbesondere in Bad Oldesloe zu spüren bekommen."

Die Kliniken ständen im Wettbewerb um die Frauen. Nachdem sich zwei Asklepios-Ärzte in den vergangenen Monaten wegen fahrlässiger Tötung - eine junge Mutter war 2008 nach der Geburt wegen hohen Blutverlustes gestorben - vor Gericht verantworten mussten, sei das Vertrauen in die Oldesloer Geburtshilfe gesunken. Zwar sei das Verfahren eingestellt worden, doch der Image-Schaden bleibe.

"Wir gucken jetzt in die Zukunft und wollen die frei gewordenen Räume für die Urologie und Beatmungsmedizin nutzen. Wir rechnen damit, dass diese beiden Stationen in den nächsten Jahren einen großen Ansturm erleben werden. Insbesondere die Beatmungsmedizin wird sehr gefragt sein", sagt Eberenz. Und was wird aus den Mitarbeitern der Gynäkologie und Geburtshilfe? "Wir sind ein großer Konzern und versuchen, sie an einem anderen Standort unterzubringen. Alles passiert in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat", sagt der Asklepios-Sprecher. Außerdem gebe es Weiterbildungsmöglichkeiten.

Sorgenvoll blicken indes die Hebammen in die Zukunft. Sie arbeiten freiberuflich, verlieren ihren Haupt-Arbeitgeber. "Ich lass mich davon aber nicht entmutigen und möchte weiter als Hebamme arbeiten", sagt Irina Eibauer. Ihre Kollegin Meike Gatermann-Sauer sagt: "Unsere Arbeit in Bad Oldesloe geht weiter." Mit zwei weitere Hebammen bietet Gatermann in der Oldesloer Elternschule Schwangerschafts-Vorbereitungskurse und Rückbildungsgymnastik an, zudem gibt es dort eine Still-Gruppe. Bisher konnten die Gruppen Räume in der Asklepios-Klinik nutzen. Bis zum Sommer müssen sie jedoch dort raus. "Wir hoffen, dass wir in der Stadt andere Räume finden, die wir mieten können", so Gatermann-Sauer.

Die Hebammen, die Geburten begleiten, müssen sich in anderen Kliniken umsehen. Es hat bereits ein Gespräch zwischen Oldesloer Hebammen und der Segeberger Klinik gegeben. Die dortige Krankenhausleitung rechnet damit, dass die Zahl der Geburten jetzt steigen wird. Auch der Reinbeker Klinikchef Lothar Obst sagt: "Wenn wir nach dem Aus für die Geburtshilfe in Bad Oldesloe dauerhaft mehr Geburten haben sollten, müssten wir natürlich zusätzliche Hebammen einstellen."