Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Viele Menschen haben sich vorgenommen, für sieben Wochen auf etwas zu verzichten.

Ahrensburg. Wer heute schon an den 8. April denkt, an den Ostersonntag, der hat sich etwas vorgenommen. Eine sieben Wochen währende Prüfung. Eine plötzliche Lebensumstellung. Die Frage zum heutigen Start in die Fastenzeit lautet: Kann ich verzichten? Kann ich aushalten, dass es etwas nicht gibt, was sonst immer da ist? Macht es vielleicht sogar Spaß, zum Beispiel ohne Handy auszukommen?

Für manche Jugendliche, für viele Erwachsene ist das eine rein rhetorische Frage. Natürlich macht es keinen Spaß, es macht genau das Gegenteil von Spaß: Es macht übellaunig. Warum also fasten, warum auf etwas verzichten, wenn es schmerzt? Sieben Wochen lang Schmerzen ertragen - das klingt ziemlich unsinnig.

Fasten wäre in der Tat vollkommen unsinnig, wenn es sich auf ein bloßes Absitzen von Zeit beschränken würde. Aber es geht nicht darum, die sieben Wochen irgendwie rumzubringen. Es geht nicht um periodische Veränderungen im Ess- oder Trinkverhalten, sondern um dauerhafte Veränderungen im Kopf. Das Nachdenken beginnt schon dann, wenn man sich ernsthaft die Frage stellt, worauf man sieben Wochen verzichten könnte.

Aufs Fernsehgucken? Aber wäre damit nicht das Eingeständnis verbunden, dass man viel zu viel Zeit vor der Glotze verbringt? Auf Alkohol? Wäre damit nicht das Eingeständnis verbunden, dass man zuletzt doch ziemlich oft und ziemlich tief ins Glas geguckt hat? Auf stundenlanges Spielen im Internet? Wäre damit nicht das Eingeständnis verbunden, dass man gar nicht so genau weiß, mit welchen anderen Betätigungen diese Stunden gefüllt werden könnten? Läuft dies alles nicht auf den sehr unangenehmen Moment hinaus, in dem man zugeben müsste, in irgendeiner Weise abhängig zu sein?

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So gesehen ist der erste Schritt zum Fasten zugleich ein Schritt zur Selbsterkenntnis. Durchaus möglich, dass dieser Schritt, der vor Beginn der Fastenzeit getan werden muss, das Schwierigste ist. Das würde zugleich bedeuten: Von heute an wird es einfach. Sieben Wochen lang Schmerzen ertragen? Das wäre in der Tat unsinnig. Jetzt geht es um das Gegenteil. Sieben Wochen lang ist nun die Freude zu spüren, dass man es schafft, ein bisschen anders zu sein.

In diesem Jahr währt die Freude sogar noch ein bisschen länger als zuvor. Ein seltener Kalendergast, der 29. Januar, macht nämlich auch mit.

Über die sieben Stormarner, die sieben Wochen lang "ohne" leben wollen, werden wir in der Fastenzeit in regelmäßigen Abständen berichten.