Der Bargteheider Eric Knaak hat es als Deezy in die zweite Runde des MusicStorm-Wettbewerbs geschafft. Im Internet hat er bereits einige Fans.

Bargteheide. Eine Person mit wild vom Kopf abstehenden braunen Haaren, aber ohne Gesicht ziert das Bild, das Deezy auf der Internetseite des MusicStorm-Wettbewerbs in seinem Profil hochgeladen hat. Augen, Nase und Mund schweben einige Zentimeter vor dem Kopf und erscheinen wie eine Maske. "Das ist das Cover meiner neuen CD, an der ich gerade arbeite", sagt Deezy und macht es sich auf einem hellen Sessel im Wohnzimmer der elterlichen Wohnung in Bargteheide gemütlich. "Mir fehlen noch vier Stücke. Aber fest steht, die CD wird ein bisschen philosophisch. Es geht um Erleuchtung und Gedankenerweiterung", sagt er, und fährt nach kurzem Nachdenken fort: "Die alte Schale löst sich, und ein neues Leben beginnt."

Hinter dem Künstlernamen Deezy verbirgt sich der 17-jährige Eric Knaak. "Der Name ist mir spontan eingefallen", sagt er. "Er klang für mich cool, deshalb habe ich ihn ausgewählt." Seit drei Jahren produziert Eric mit Hilfe seiner Stimme und Beats aus dem Internet Rap-Songs an dem Computer in seinem Zimmer. "Ich habe aus einer Laune heraus angefangen", sagt er. "Ich höre gern Hip-Hop-Musik und wollte es irgendwann mal selbst ausprobieren."

Drei CDs sind seitdem entstanden. 30 bis 40 Songs hat er aufgenommen. Sie sind eine Art musikalisches Tagebuch. "Ich denke mir die Texte nicht einfach nur aus, sondern verarbeite in ihnen, was ich erlebt habe", sagt Deezy. Alles habe etwas mit ihm zu tun. "Es sind meine Gedanken, die ich Tag für Tag habe." Wenn er gute Laune habe, entstünden meist auch sehr positive Songs, bei schlechter Stimmung seien es eher emotionale Stücke. Einige Titel müsse man öfter hören, um ihren Sinn zu verstehen.

Finale am 18. August vor dem Ahrensburger Schloss

Die Band A-Trio: In Boxershorts zurück nach Hause

So geht es weiter

Bei MusicStorm hat sich Deezy mit dem Lied "Frei sein" beworben. Es handelt von einer guten Freundin des Bargteheiders. "Ich war in sie verliebt, aber sie wollte nur Freundschaft", sagt der 17-Jährige. "Der Text kommt vom Herzen. Das Schreiben hat mir geholfen, das Ganze zu verarbeiten. Ich habe mich anschließend befreit gefühlt." Wenn er Musik mache, komme alles aus ihm heraus, auch Dinge, über die er sonst mit niemandem reden könne.

Meist müsse er sich nur vor den Computer setzen und Beats anhören, und schon kämen die Ideen. "Dann denke ich nicht mehr nach, sondern tippe einfach drauf los. Das ist Eingebung", sagt Eric und lässt seine Finger durch die Luft über eine imaginäre Tastatur wandern. So habe er beispielsweise schon über das Warten auf die Bahn oder über einen Tag am Strand mit Freunden geschrieben. Manchmal kämen ihm die Ideen aber auch, wenn er unterwegs sei und seine Kopfhörer aufgesetzt habe. Mal höre er seine eigenen Stücke, mal Songs von bekannten Rappern wie zum Beispiel seinem aktuellen Lieblingskünstler Kool Savas.

Von Rappern wie Bushido hält der 17-Jährige dagegen nicht so viel. "Das ist nicht so meins. Übers Ghetto zu rappen ist so klischeehaft", sagt er und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: "Ich bin anders. Ich möchte nicht nur reimen, damit es gut klingt. Ich will den Menschen mit meinen Liedern auch etwas erzählen." Schwieriger als das Schreiben sei das Einsingen der Texte. "Bei manchen Songs brauche ich tausend Versuche, bis es klappt", sagt Eric, der dafür ein kleines Mikrofon an seinen Computer angeschlossen hat. "Ich verpatze häufig Wörter oder komme mit dem Takt nicht hin." Dass eine Aufnahme bereits beim ersten Mal perfekt klappt, komme sehr selten vor.

Fast jede freie Minute nutzt Eric zurzeit, um an neuen Stücken zu arbeiten. "Früher habe ich Fußball und Basketball gespielt", sagt er. "Aber jetzt ist die Musik fast mein einziges Hobby geworden. An allem anderen habe ich das Interesse verloren, seitdem ich sie habe." Im Moment dominiert vor allem ein Thema in seinen Songs: die Veränderung. Denn auch in Erics Leben verändert sich zurzeit einiges. Im Sommer 2011 hat er seinen Hauptschulabschluss an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bargteheide gemacht, anschließend begann er eine Lehre zum Tischler. "Aber das war nichts für mich", sagt der 17-Jährige, der nun auf der Suche nach einer neuen Ausbildung ist, am liebsten im Einzelhandel.

Seine Musik verbreitet er über Internetportale wie Facebook und YouTube sowie über das Handy. "Dort habe ich viele positive Kommentare bekommen und sogar schon ein paar Fans gewonnen", sagt Eric. "Es ist cool. Einige hören meine Songs hoch und runter. Das hätte ich nie erwartet." Seine Freunde rieten ihm daraufhin, mal bei einem Wettbewerb mitzumachen. Der Bargteheider entschied sich für MusicStorm.

Vor Publikum auf einer Bühne hat Deezy jedoch noch nie gestanden. Sollte er es ins MusicStorm-Finale schaffen, wäre das sein erster Auftritt. "Darüber habe ich schon mal nachgedacht, aber dann war ich so aufgeregt, dass ich die Gedanken lieber wieder verdrängt habe", sagt er. "Das wäre wirklich heftig. Aber zur Not mache ich einfach die Augen zu, wenn ich auf der Bühne stehe und singe."