Führungsstil von Arp Kreßin kommt im Wohlfahrtsverband nicht gut an. Sechs von neun Vorständen zurückgetreten

Oststeinbek. Im Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Oststeinbek schwelt ein erbitterter Streit um die Vereinsführung. Aus Protest gegen den Führungsstil des neuen Vorsitzenden Arp Kreßin traten sechs von neun Vorstandmitgliedern zurück. Wegen der internen Querelen wurde nicht einmal der 40. Geburtstag des Ortsvereins gefeiert. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung kam es jetzt zur Aussprache. Arp Kreßin hatte dazu auch Unterstützer aus dem AWO-Kreisverband eingeladen. Dessen Vorsitzender, Heinz-Dieter Dühring, und die Geschäftsführerin Anette Schmitt mühten sich, die Wogen zu glätten.

Jetzt scheint es, dass die Oststeinbeker einen Neuanfang wagen wollen. Arp Kreßin berichtete am Freitag von einer friedlichen und konstruktiven Vorstandssitzung am gleichen Morgen. Dass sich auf der Jahreshauptversammlung am 27. März ein neuer Vorsitzender findet, glaubt er nicht. Deshalb will er bis zu den Vorstandswahlen 2013 im Amt bleiben.

Der ehemalige AWO Geschäftsführer, der zuvor den 2010 in Insolvenz geratenen Ahrensburger AWO-Pflegedienst abgewickelt hatte, wurde auf Vorschlag des Kreisverbandes im letzten Jahr als Interims-Vorsitzender gewählt. Denn nachdem Anke Büchler-Hartmann, von 2004 bis 2011 Vorsitzende und Schriftführerin, aus privaten Gründen aufgegeben hatte, fand sich kein Nachfolger unter den rund 200 Mitgliedern. Der 64-jährige Hamburger sollte so lange bleiben, bis es den Oststeinbekern gelungen wäre, einen neuen Vorsitzenden zu finden.

Der Stil des Hauptamtlichen kam jedoch bei den Ehrenamtlichen in Oststeinbek nicht gut an. Er habe den Vorstandsmitgliedern vorgeschrieben, wie sie Protokolle zu schreiben hätten, käme so gut wie nie zu den Veranstaltungen des Vereins und kenne auch die Mitglieder nicht, heißt es aus Kreisen des ehemaligen Vorstands.

Kreßin sagt dagegen, dass es bei einem Generationswechsel oft der Fall sei, dass ein Vorsitzender ein Amt abgeben muss, es aber innerlich nicht kann. Deshalb habe sich bisher auch niemand gefunden, der Lust hätte, im Oststeinbeker Vorstand mitzuarbeiten. Auch er habe sich immer als Gast und als Zwischenlösung gefühlt und sich trotzdem einbringen wollen. Als ehemaligem Geschäftsführer eines gemeinnützigen Unternehmens seien ihm die Finanzen wichtig. Also habe er einmal im Monat die Buchhaltung sehen wollen. "Das hat gar nichts mit Misstrauen zu tun, sondern ist ein natürlicher Reflex.", sagt er. Auf einer Vorstandssitzung, auf der es laut und unangenehm wurde, habe er "so für sich" aus Schillers Glocke zitiert "und Weiber werden zu Hyänen". Da sei seine humanistische Bildung durchgekommen. "Wenn sich da Leute angesprochen fühlen, bedauere ich das".

Als der Streit im Vorstand eskalierte und es schließlich sogar darum ging, den Verein aufzulösen, griff der Vorsitzende der AWO-Stormarn, Heinz-Dieter Dühring, ein. Er schrieb den Oststeinbeker Vorständen einen Brief und nannte ihr Verhaltend darin "vereinsschädigend". Sechs der neun Vorstandsmitglieder traten daraufhin empört von ihrem Amt zurück.

Auch Kassenwartin Andrea Gehn gehörte dazu. Die Zusammenarbeit mit Arp Kreßin sei von Misstrauen und Desinteresse geprägt gewesen, sagte sie auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung. Auch die im Amt verbliebene Zweite Vorsitzende Inge Fender wehrte sich: "Ich bin hier 20 Jahre lang immer wiedergewählt worden. Wir haben viel geleistet, aber das wurde nicht richtig anerkannt.", sagte sie und bekam Applaus von den rund 60 Zuhörern. Eine Zuhörerin rief: "Warum müssen acht Leute sich ändern, warum kann sich Herr Kreßin nicht anpassen?"

Der wiederum erhielt Unterstützung vom Kreis-Chef. "Ich nehme von dem Brief nichts zurück.", sagte Heinz-Dieter Dühring. Er habe nur an einer Vorstandssitzung in Oststeinbek teilgenommen. Diese sei derart desaströs verlaufen, dass er noch nichts Vergleichbares erlebt hätte. "Wir möchten nicht, dass hier alles wegbricht." Schließlich sei der Ortsverein mit seinen vielen Aktivitäten einer der größten und wichtigsten in Stormarn. Der auf drei Köpfe geschrumpfte Oststeinbeker Vorstand bekommt nun vom Kreisverband bis auf Weiteres eine hauptamtliche Assistentin an die Seite gestellt.