Der Bürgerverein Havighorst ist kein Einzelfall. Nahezu überall in Stormarn lösen sich Vereine auf, weil sich niemand in der Führungsriege engagieren möchte. So kam das Aus für die Oldesloer Karnevals-Gesellschaft (OKG) nach sechs Jahrzehnten. Auch die Vereinigung der Briefmarken- und Münzsammler Bad Oldesloe (Bumbo) ist seit Kurzem Geschichte. In Ahrensburg lassen die Kunstfreunde ihre Aktivitäten ruhen, weil sich kein Vorstand findet. Kleine Feuerwehren, einst Keimzelle des dörflichen Lebens, kämpfen um jedes aktive Mitglied. Die Parteien haben zunehmend Probleme, Ehrenamtler für die kommunalpolitische Arbeit zu finden. Schützen von Barsbüttel bis Reinfeld sagen ihre Feste ab.

Wer diese Entwicklung allein mit einer zunehmenden Bequemlichkeit der Menschen begründet, macht es sich zu einfach. Vielmehr spielt die gesellschaftliche Entwicklung eine Rolle. Schon Jugendliche haben dank Ganztagsschulen und nur noch achtjähriger Gymnasialzeit immer mehr Leistungsdruck und weniger Zeit. Das setzt sich im Studium und Berufsalltag fort. Der 9-bis-17-Uhr-Bürojob ist die Ausnahme, Arbeitszeiten bis in die Nacht und am Wochenende sind in vielen Branchen die Regel. Zudem ist Flexibilität gefragt: Firmen- und Wohnortwechsel lassen keinen Platz, sich über Jahrzehnte im Verein zu engagieren.

Hinzu kommt ein Wandel in den Familien. Sprangen früher Eltern oder Verwandte bei Terminen in der Kinderbetreuung ein, wohnen sie heute oft Hunderte von Kilometern weit weg. Auch wer seine Kinder allein erzieht, hat kaum Freiraum fürs Ehrenamt. Damit werden die Vereine leben müssen - und manchmal nicht überleben können.