Bank-Geheimnisse: Wir treffen Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Andreas Zimmermann, Sprecher der Ahrensburger Stadtverwaltung.

Ahrensburg. Es gibt den Klischee-Verwaltungsbeamten. Er gilt als unauffällig, langweilig, spießig und lässt pünktlich den Stift fallen. Eine graue Maus eben. Und es gibt Andreas Zimmermann. Schon seine modische Wintermütze mit Schirm macht deutlich, dass er eigene, weniger ausgetretene Wege geht. Seit 2002 arbeitet der 49-Jährige in der Ahrensburger Verwaltung und betreut seit gestern die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Zimmermann entspricht nicht dem Klischee eines Beamten, und er ist auch kein Freund einfacher Antworten. "Ich betrachte die Dinge eher aus verschiedenen Perspektiven, bevor ich mir eine Meinung bilde", sagt Zimmermann.

Dass er nicht den einfachen, mühelosen Weg geht, zeigt sich auch an seinen Hobbys. 15 Jahre lang ist er Marathon gelaufen. "27 habe ich vollendet. In Berlin habe ich ein Leben lang Startrecht, weil ich mehr als zehn Läufe zu Ende gebracht habe", sagt er. Elf Mal hat es Zimmermann in der Hauptstadt ins Ziel geschafft. Damit gehört er zum sogenannten Jubilee-Club. Man erkennt die Mitglieder dieses erlauchten Kreises an ihren grünen Startnummern. "Als Wald- und Wiesenläufer konnte ich teils bis zu vier Marathon-Läufe pro Jahr machen", sagt er, als handle es sich um ein Kinderspiel. Unprätentiös. Vielleicht ist er in dieser Eigenschaft dem Klischee-Beamten am nächsten.

Doch spricht er auch über unvollendete Läufe, wenn etwa die Kraft nicht reichte - oder die Motivation. Zum Beispiel bei einem Marathon in Leipzig. Am selben Tag stieg das Pokalfinale im Fußball. Zimmermann: "Wir mussten 5-Kilometer-Runden laufen. Irgendwann habe ich keine Lust mehr gehabt." Er brach den Lauf ab, setzte sich ins Auto und verfolgte auf dem Weg nach Hause das Fußballspiel im Radio.

Auch für unkonventionelle Mittel zum Durchhalten ist der Verwaltungsbeamte offen. Etwa bei einem Marathon in Köln. "Bei Kilometer 37 war ich ziemlich platt", erinnert sich Zimmermann. "Plötzlich reichte mir ein Mädel vom Seitenrand ein Kölsch." Er nahm das Glas und trank das Bier. "Der nächste Kilometer ging wie von selbst", so Zimmermann. Am Ende wurde es dann aber doch wieder schwer. "Ich habe mich dann irgendwie ins Ziel geschleppt." Sogar in New York ist er einmal gelaufen. "Ein tolles Erlebnis, keine Frage. Aber die Atmosphäre ist in Deutschland besser." Seine Bestzeit ist Zimmermann in Berlin gelaufen. "Drei Stunden, 17 Minuten und zwei Sekunden", sagt er ohne nachzudenken. "Mein Ziel war es eigentlich immer, unter die Drei Stunden zu kommen. Aber dafür habe ich wohl zu wenig trainiert. Während seiner Zeit in Berlin ist Zimmermann viel gelaufen. "Meine Dienststelle lag in der Nähe des Grunewalds. Wir hatten ideale Bedingungen für Läufer. Und so habe ich mir mittags meine Sportsachen angezogen und bin durch den Wald gelaufen."

Heute kommt der 49-Jährige kaum noch dazu, seine Laufschuhe zu schnüren. "Dabei ist das Laufen nicht nur gut gegen Rückenbeschwerden, sondern auch praktisch." Er blickt an sich herunter auf den Bauch und lacht. "Während ich gelaufen bin, passte ich immer in dieselben Sachen. 15 Jahre lang."

Dann, Zimmermann wohnte mit seiner Frau mittlerweile in Rümpel bei Bad Oldesloe, entdeckte er die Bühne für sich. "Ich bin ein Freund vom Film und Theater. Kunst in jeglicher Form interessiert mich einfach." Es sei gerade die Unmittelbarkeit des Theaters, die ihn reize. "Besonders fasziniert mich, wenn man das Publikum richtig spüren kann", so der Verwaltungsbeamte. Die Stimmung auf den Rängen übertrage sich dann auf die Bühne. 2003 suchte der Verein "Bad Oldesloe macht Theater" bei einem Casting nach Schauspielern. "Ich habe davon in der Zeitung gelesen, mir ein Jackett übergezogen und bin hingefahren." Gesucht wurde ein Mime für die Titelrolle in dem Stück "Der Salzgraf". Zimmermann sprach vor und erhielt die Rolle. "Seitdem scheine ich festgelegt zu sein auf honorige Rollen", sagt Zimmermann und grinst. "Für die Rolle eines jugendlichen Liebhabers musste ich eine Langhaarperücke aufsetzen, damit man mir die Rolle abnimmt."

Derzeit grübelt Zimmermann, ob er "Klamms Krieg" von Kai Hensel spielen soll. "Das ist ein ambitioniertes Ziel. Es ist nämlich ein Ein-Mann-Charakterstück", sagt der 49-Jährige. Nur er und die Zuschauer. "Ich bin ein großer Freund von Reduzierungen, um das Wesentliche zur Geltung zu bringen."

Nicht nur für die hohen Künste nimmt sich Andreas Zimmermann Zeit. Für die SPD sitzt er in der Gemeindevertretung von Rümpel. "Ich bin eher ein Sozi alter Prägung, orientiert an Willy Brandt oder Helmut Schmidt", sagt er. Obwohl er den Nato-Doppelbeschluss der Regierung Schmidt ablehnte. "Ich habe das damals als falschen Weg gesehen und sogar ein einziges Mal an einem Ostermarsch teilgenommen." Der habe ihn jedoch desillusioniert. Zimmermann: "Es herrschte eine aggressive Grundstimmung, die mich nachdenklich gemacht hat."

Wenig später entschließt er sich für den unbequemen Weg. "Ich habe nachträglich den Wehrdienst verweigert." Während des Studiums der Soziologie und Philosophie muss er fünf Monate nachdienen, als Erzieher in Hamburg. Er brach das Studium an der Uni Hamburg ab. "Zu der Zeit hatte ich dann schon eine Zusage für die Fachhochschule für Verwaltung in Hamburg." . Die Wartezeit bis zum Beginn der Hochschulausbildung überbrückt er mit seinem Zivi-Job. Elf Monate arbeitete er als Erzieher in Hamburg. Zimmermann: "Mein politisches Engagement ist aber völlig unabhängig von meinen dienstlichen Aufgaben."

Seit gestern spricht er für die Verwaltung und ist damit für die Außendarstellung zuständig. Dabei muss er möglichst politisch neutral agieren. Zimmermann stimmt sich eng mit Bürgermeister Michael Sarach ab. "Die Entscheidung für mich empfinde ich als Vertrauensbeweis. Sehr angenehm ist, dass der Bürgermeister direkt auf die Mitarbeiter zukommt und das Gespräch sucht." Manchmal schätzt Zimmermann dann doch den direkten Weg.