Jugendliche der Sachsenwaldschule bauen bei den Projekttagen im Planspiel eine Kita und senken Kosten des Sachsenwald-Forums.

Reinbek. An was arbeiten die Menschen im Rathaus? Und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Politik? Diesen Fragen können rund 200 Schüler der Gemeinschaftsschule und des Gymnasiums Sachsenwaldschule im Reinbeker Verwaltungshaus auf den Grund gehen - bei den Projekttagen "Jugend im Rathaus".

"Ich hätte nicht gedacht, dass die Stadt so viele Schulden machen wird", sagt Tim Lucas, der mit weiteren Schülern aus zwei elften Klassen des Gymnasiums in der Gruppe "Planung/Bauordnung" den Bau einer Kita vorbereiten soll. Die angespannte finanzielle Situation der Stadt im Hinterkopf, informieren sie sich im Rathaus zunächst darüber, wo in Reinbek die meisten Kita-Plätze fehlen. Auch, damit der Neubau nicht zu teuer wird und nicht überflüssige Plätze entstehen. "Eine Kita sollte da gebaut werden, wo sie gebraucht wird - in Alt-Reinbek." Nebenbei erfahren die Schüler von Stadtplaner Michael Vogt etwas über Lärmschutzgutachten und Bebauungspläne. "Und dass es gute sechs Monate Zeit braucht, bis es in der Politik zur Abstimmung kommt", sagt Lucas.

Und obwohl sich die Politiker 2011 gegen eine neue Kita entschieden haben, sind sich die Jugendlichen einig: Reinbek braucht eine Kita, und die könnte für 1,4 Millionen Euro auf dem Bolzplatz hinter dem Schulzentrum entstehen. "Da ist Platz, das Grundstück gehört der Stadt und muss nicht teuer gekauft werden", erklärt Tim Lucas später bei der Präsentation seinen Mitschülern, die sich auf die Gruppen Kultur, Schulentwicklungsplanung, demografischer Wandel und klimafreundliche Stadt verteilt haben.

Das fehlende Geld in der Stadt ist auch Thema in der Kulturgruppe. Auf einem Flipchart haben die Jugendlichen die Einnahmen und Kosten der Reinbeker Kulturstätten summiert. Vor der Zahl 1 039 262,82 Euro steht ein dickes rotes Minus. "Einen großen Teil machen die Mietkosten des Sachsenwald-Forums aus. Es wäre besser, es nur tageweise anzumieten - da kann man viel einsparen", schlägt Alina Käselau vor. Antje Bebert vom Sachsenwald-Forum stimmt zu: "Ja, ein Großteil des Defizits würde wegfallen. Auch das wird derzeit neben anderen Varianten diskutiert." Dass die Zukunft des Forums mit Auslaufen des Vertrags Ende 2014 ungewiss ist, wussten viele der Schüler nicht. Aber auch die Angebote sind ihnen unbekannt. "Dass dort Kinofilme gezeigt werden, habe ich erst heute erfahren", sagt Tim-Julian Michalski erstaunt, und gleich haben die Jugendlichen eine Idee: eine Internetseite, die die Stadt gemeinsam mit Jugendlichen gestaltet. "Wir wissen über viele Dinge, die in der Stadt passieren, gar nicht Bescheid. Andere Informationswege könnten das ändern", sagt Michalski. Ob es zur Umsetzung kommt, wird sich bald entscheiden. Unmöglich ist es nicht. Politiklehrer Hans-Jürgen Otto: "Es gab immer wieder Ideen von Jugendlichen, die hier entstanden sind und später zu Anträgen in der Stadtverordnetensitzung wurden - wie etwa eine Schülertheatergruppe, die vor zwei Jahren dann im Sachsenwald-Forum erfolgreich aufgetreten ist."