Ahrensburger Filetgrundstück soll endlich bebaut werden. CDU, Grüne und FDP haben sich zusammen getan und wollen Wettbewerb starten.

Ahrensburg. Still ruht das Regenwasser in den Schlaglöchern. Von einer Baugrube ist auf dem Ahrensburger Lindenhof hingegen keine Spur. "Wir haben uns alle nicht mit Ruhm bekleckert und das Verfahren zu sehr verzögert. Deswegen forcieren wir das Projekt jetzt", sagt Bauausschussvorsitzender Jörg Hansen (Grüne). Wir, das sind CDU, Grüne und FDP, die sich zusammengetan haben, um mit neuen Ideen das Projekt-Lindenhof voranzutreiben.

"Wir wollen einen Realisierungswettbewerb ausschreiben", kündigt CDU-Fraktionschef Tobias Koch an. Ein Antrag der drei Fraktionen wird am kommenden Mittwoch im Bauausschuss beraten - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Koch: "Es ist ein Vorschlag zum Verfahren. Und er ist politisch mehrheitsfähig." Das ist neu.

Bislang scheiterten sämtliche Vorschläge - die der Verwaltung, die der Politik und auch die vom Baustudio Ahrensburg, das Ende 2009 an die Stadt herangetreten war und Entwürfe des Architekturbüros Westphal, Hinz und Seifert präsentiert hat. Nun soll der interfraktionelle Antrag einen gangbaren Weg eröffnen. Er sieht einen Wettbewerb für bis zu sechs Planungsbüros vor, bei dem sich die Stadt auf das Baustudio als Träger des Projektes festlegt. Und: Der mit dem Baustudio kooperierende Investor muss die 100 000 Euro für den Wettbewerb bezahlen.

"Es ist weder ein völlig freier Ideenwettbewerb, wie ihn die SPD gefordert hatte. Noch ist es eine einseitige Festlegung auf die Vorstellungen eines Investors, bei dem, überspitzt gesagt, nur noch die Farbe der Fenster verhandelbar gewesen wäre", sagt Jörg Hansen. Tobias Koch: "Es ist ein Kompromiss und entspricht einem früheren Vorschlag des Bürgermeisters." Der ist entsprechend erfreut. Michael Sarach: "Es ist wichtig, dass wir uns auf das weitere Verfahren verständigen." Es gehe um eine kluge Nutzung des Areals, eine Belebung der Hagener Alle und um insgesamt mehr Bewegung in der Stadt.

+++ Lindenhof-Plan erneut vertagt +++

Stillstand herrscht in der Tat schon länger. Das hinderte die Stadt jedoch nicht daran, das Projekt schon fiskalisch zu verbuchen. Hansen: "Schon zweimal wurde der Erlös aus dem Grundstücksverkauf in den Haushalt gestellt. Es muss etwas geschehen."

Die Wählergemeinschaft (WAB) wurde an der interfraktionellen Beratung nicht beteiligt. "Davon mal abgesehen, finde ich den neuen Vorschlag richtig", sagt Uwe Grassau. "Allerdings sollte auch das Anforderungsprofil genau festgelegt werden." Der Vorschlag der drei Fraktionen sieht einen vorher abzuschließenden Vertrag über Inhalte und Leistungen vor. Für Grassau gehört dazu die Frage nach dem Ersatz für die wegfallenden Parkplätze. Das neue Gebäude dürfe außerdem die umliegenden Blocks nicht überragen. Grassau: "Aber vor allem, was wollen die Bürger?"

Die SPD wollte alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, selbst von einem Stadtpark war die Rede und von einem Busbahnhof. "Ich bin befremdet, dass die SPD nicht in die Beratung einbezogen wurde. Die grundsätzlichen Bedenken bleiben", sagt Rafael Haase. Gutachten müssten Klarheit bringen, welche Auswirkungen eine Bebauung hätte. Haase: "Was ist, wenn der Bahnhof mehr Platz braucht oder wenn der Einzelhandel in der Hagener Allee nicht profitiert, sondern Schaden nimmt?"

Der SPD-Vorschlag, einen offenen Wettbewerb auszuschreiben, sei nicht falsch. "Aber er kam zu spät", sagt Thomas Bellizzi (FDP). Dem Baustudio sei das Grundstück in einer Anhandgabe zugesprochen worden. Man dürfe den Investor nicht einfach vor die Tür setzen. Bellizzi: "Das ist eine Frage des Stils. Investoren müssen auf eine verlässliche Politik vertrauen können."

Passiert der Antrag den Bauausschuss, muss er noch durch die Stadtverordnetenversammlung. Tobias Koch: "Selbst wenn WAB und SPD Nein sagen, haben wir eine Mehrheit." Und wenn das Baustudio oder der Investor einen Rückzieher machen? Koch: "Dann muss es doch ein Interessensbekundungsverfahren geben." Das hatte Bauamtleiterin Angelika Andres schon ins Gespräch gebracht. Sie wollte den Masterplan Verkehr abwarten und warnte vor übereilten Entscheidungen. Grund war offenbar aber auch der Verdacht, dass das Baustudio doch keinen Investor an seiner Seite habe und es deswegen erforderlich sei, andere Investoren aufzufordern, Vorschläge einzureichen - und für das Grundstück zu bieten. Das wäre mit einem festen Partner wie dem Baustudio nicht erforderlich. Von vier Millionen Euro Kaufsumme ist die Rede. Koch: "Natürlich wollen wir das Projekt auch voranbringen, weil wir Geld für Schulen und Kindergärten brauchen."

Die "Irritationen" in Bezug auf den Investor seien mittlerweile ausgeräumt, sagt der Bürgermeister. "Es gibt ihn und er steht bereit - auch für die Finanzierung des Wettbewerbs", bestätigt Baustudio-Geschäftsführer Norbert Schwencke. Welche Läden auf dem Lindenhof einziehen können, sei hingegen offen. Von einem Fitness-Studio, einem Hotel und einem Elektronikmarkt war die Rede. "Wir müssen sehen, was der Markt hergibt. Jetzt gibt es Pläne, dass Teppich-Kibek mit einem Elektronikmarkt nach Ahrensburg kommt. Das müssen wir beobachten." Ein Schwerpunkt werde jedoch der Bau von Wohnungen sein. Ein Kino werde es dagegen auf dem Lindenhof nicht geben. Schwencke: "Das kriege ich nicht finanziert."