Kaufleute klagen über zu hohe Mietforderungen. Viele Geschäfte in der City stehen schon seit langem leer. Existenzgründer haben es schwer.

Ahrensburg. Anstatt einer attraktiven Auslage ein Schild hinter fleckigem Schaufensterglas, darauf zwei Wörter: "Zu vermieten". Es ist ein mittlerweile gewohntes Bild in Ahrensburgs Stadtzentrum, wenngleich Makler zu der Einschätzung kommen, dass sich die Situation schon gebessert habe. Dennoch: Viele Läden stehen leer, etliche schon seit geraumer Zeit. Zwölf Adressen allein in City-Lage, zusammen deutlich mehr als 1500 Quadratmeter.

Götz Westphal, Vorsitzender der Gewerbegemeinschaft Ahrensburger Stadtforum, kennt das Problem. "Irgendjemand im Rathaus", sagt er, "irgendjemand, der da ziemlich weit oben sitzt, müsste mal mit den Vermietern sprechen." Müsste an sie appellieren, sich vielleicht mit drei oder fünf Euro weniger Miete pro Quadratmeter zufriedenzugeben, statt ein Ladenlokal jahrelang leer stehen zu lassen. "Ich kann die Einstellung der Vermieter aber nachvollziehen", sagt Westphal.

Seiner Beobachtung nach kostet der Quadratmeter Ladenfläche in Ahrensburger Innenstadtlage zurzeit etwa 25 Euro kalt. Dieselbe Zahl nennt auch Stefan Leutelt, Geschäftsführer des Gutachterausschusses beim Kreis Stormarn. Götz Westphal: "Das ist viel Geld, das erst mal verdient werden muss."

Die Vermieter haben es seiner Einschätzung nach vor allem auf Filialisten abgesehen, die langjährige Mietverträge, gern über zehn Jahre, unterschrieben. "Ein kleiner Existenzgründer, der einen Kunstgewerbeladen eröffnen möchte, wird es schwer haben, Flächen zu finden", sagt Westphal. Folge dieser Vermieterpolitik: Der Branchenmix in der Stadt werde immer unattraktiver - und damit auch der ganze Standort.

Die Hagener Allee - genau genommen der hintere Bereich - ist ein typisches Beispiel. Ungefähr 900 Quadratmeter sind nicht vermietet. "Dieser Leerstand ist rein vermieterbedingt", mutmaßt Anita Hintz, Sprecherin der Interessengemeinschaft Hagener Allee. Auch sie sagt: "Wenn man sieht, dass man seine Miete nicht bekommt, dann muss man etwas ändern." Ulf Störtenbecker von Likedeeler Immobilien - die Firma vermakelt mehrere Flächen an der Hagener Allee - berichtet von intensiven Gesprächen mit Mietinteressenten für die Passage. "Es tut sich was", meint er. Was denn? Doch mehr als die Andeutung, es könnte sich um "großflächigen Einzelhandel" handeln, ist ihm nicht zu entlocken. Möglicherweise also ein weiterer Filialist. "Gastronomie wäre an dieser Stelle gut", sagt Anita Hintz von der Interessengemeinschaft.

Früher gab es dort sogar eine Kneipe. Makler Störtenbecker: "Wenn erst mal ein Inhaber sein Geschäft aufgibt, zieht das weitere Schließungen nach sich, weil die ganze Umgebung unattraktiver wird." Eigentlich, so der Makler, sei die Hagener Allee eine sehr attraktive Einkaufsstraße. Nun brauche man einen "Frequenzbringer", der Kunden anziehe und die Ladenzeile für weitere Einzelhändler attraktiver mache.

Auch an der Hamburger Straße sind nicht alle Ladenflächen besetzt. Immerhin mehr als 400 Quadratmeter werden nicht genutzt. Dies beginnt mit der Hausnummer 1 und endet mit der Nummer 23, dem neuen Ärztehaus. Dort ist eine Fläche seit anderthalb Jahren ungenutzt, sie war noch nie vermietet. "Der neue Mieter muss ins Ärztehaus passen", sagt Frank Eichstädt vom Hamburger Grundstückskontor, der für die Vermietung zuständig ist. Bislang gibt es im Ärztehaus eine Apotheke und einen Hörgeräte-Akustiker.

Einzelne weitere Ladenflächen im Stadtzentrum sind ebenfalls vakant. Friedhelm Kiesler, Immobilienmakler aus Großhansdorf, will trotzdem nicht von Problemen bei der Vermietung von Ladenflächen in Ahrensburg sprechen. Im Gegenteil: Rund um das Rondeel seien die Flächen "gut vermietbar". Kiesler berichtet von bis zu zehnprozentigen Mietpreissteigerungen. Als Makler könne man mit der Situation "restlos zufrieden sein". Ganz anders als vor drei, vier Jahren. Da lag die Leerstandsquote zeitweise bei bis zu 30 Prozent.

Auch Bürgermeister Michael Sarach sieht kein grundsätzliches Problem bei der Vermietung von Ladenflächen. Die Leerstände bewerte die Verwaltung als gering, sagt er. Die Stadt hat ohnehin keinen Einfluss auf das Verhalten von Vermietern. Und: "Eine Chance zur Verbesserung am Ende der Hagener Allee sehen wir in der Bebauung des Lindenhof-Parkplatzes." Dann läge die Passage nicht mehr am Rande der City, sondern mittendrin.