Rechtes Modegeschäft ist vielen Glindern ein Dorn im Auge. Initiative kämpft dagegen mit Kultur

Glinde. Laute Samba-Klänge ertönen am Glinder Berg. Zehn Männer und Frauen in weißer und orangefarbener Kleidung schlagen auf ihre Trommeln. Es sind Mitglieder der Gruppe Sambawelle. Um sie herum stehen rund 100 Glinder und wippen begeistert mit ihren Füßen zum Takt der Musik. Am Rand werden Würstchen gegrillt und heiße Getränke ausgeschenkt. Die Mitglieder der Bürgerinitiative "Glinder gegen Thor Steinar" haben zum Neujahrsempfang geladen.

Seit vier Monaten protestieren sie gegen das Modegeschäft Tønsberg an der Möllner Landstraße, das die in der rechten Szene beliebte Kleidung der Marke Thor Steinar verkauft. Täglich halten die Mitglieder seitdem von 16 bis 19 Uhr Mahnwachen vor dem Laden ab, insgesamt waren es bereits 100. Und ein Ende ist nicht in Sicht. "Wir halten das so lange durch, bis die hier weg sind", sagt Johannes Ratzek, Lehrer in Glinde und Sprecher der Bürgerinitiative. "Uns ist bewusst, dass das noch sehr lange dauern kann."

Neben den Mahnwachen will die Bürgerinitiative in diesem Jahr auch auf ein kulturelles Programm setzen. Der Auftritt der Gruppe Sambawelle beim Neujahrsempfang soll dabei erst der Anfang gewesen sein. Geplant sind unter anderem plattdeutsche Lesungen sowie Auftritte von Kleinkünstlern, Chören und anderen Musikgruppen. "Wir wollen der Unkultur eine Kultur entgegensetzen", sagt Ratzek. Wenn möglich, solle es jeden Sonnabend eine Veranstaltung geben.

"Wir wollen Aktionen machen, mit denen wir die Aggressionen der Menschen verringern", sagt Rolf Metschulat. "Einige Glinder haben noch Angst, uns zu unterstützen. Wir wollen sie mit fröhlichen Veranstaltungen hierher locken." Auch die Mitglieder der Sambawelle könnten sich weitere Auftritte bei den Protestaktionen vorstellen. "Wir proben in Glinde und kommen auf dem Weg dorthin immer an dem Laden vorbei", sagt Susanne Witt. "Man kann gar nicht laut genug gegen das Geschäft trommeln."

Auch über eine weitere große Demonstration und eine Lichterkette werde nachgedacht. Zudem will die Bürgerinitiative noch vor den Sommerferien einen "Markt der Nationen" organisieren, bei dem die Menschen die Spezialitäten aus ihren Ländern vorstellen. Ratzek: "Auf diese Weise wollen wir noch deutlicher machen, dass Glinde bunt ist." Diesen Wunsch hat auch Lothar Siedenborg. Er ist fast täglich bei den Mahnwachen am Glinder Berg anzutreffen. "Wir wollen, dass die Leute aufwachen", sagt er. "Viele sehen die Gefahr immer noch nicht und tun das Ganze als Kleinigkeit ab."