Das schnelle Internet zieht in Stormarner Dörfer ein. Der Anschluss an das Breitband-Kabelnetz macht Download-Raten bis zu 100 Mbit/s möglich.

Ahrensburg. Die Stormarner wollen schneller surfen. Vielen reicht die Internet-Übertragungsrate in ihrer Gemeinde nicht mehr aus. Deshalb planen zurzeit gleich mehrere Kommunen im Kreis den Ausbau ihrer Netze. Auch Unternehmen soll so mehr Anreiz geboten werden, in Stormarn zu bleiben oder sich neu anzusiedeln.

In Ahrensburg, Großhansdorf, Kuddewörde, Lütjensee, Siek und Trittau können seit Dezember Verträge fürs Hochgeschwindigkeits-Internet mit dem Unternehmen Kabel Deutschland abgeschlossen werden. Die Einwohner können damit mit einer Geschwindigkeit von 100 Mbit/s im Internet surfen. "Bisher lag die maximale Übertragungsrate im Download bei 32 Mbit/s", sagt Kathrin Wittmann, Managerin Produktpresse bei Kabel Deutschland.

Wie viele Menschen in Ahrensburg und Umgebung sich seit Anfang Dezember tatsächlich fürs Hochgeschwindigkeits-Internet entschieden haben, will das Unternehmen nicht sagen. "Aus Wettbewerbsgründen geben wir keine regionalen Zahlen heraus", sagt Wittmann. Sie könne lediglich sagen, dass rund 20 Prozent der Neukunden sich mittlerweile für die schnellere Internet-Variante entschieden. Das "beliebteste Produkt" sei aber weiterhin das Internet mit 32 Mbit/s.

Dass somit rund 80 Prozent der Neukunden noch kein Interesse an dem neuen Produkt zeigen, liegt wohl unter anderem am Preis. Im ersten Jahr nach Vertragsabschluss zahlt der Kunde für eine Internet- und Telefon-Flatrate zwar zunächst 19,90 Euro pro Monat. "Ab dem zweiten Jahr steigt der Preis dann auf 39,90 Euro", sagt Wittmann. Hinzu kommt, dass technisch die Einrichtung von Hochgeschwindigkeits-Internet bisher nicht überall möglich ist. Wittmann: "Bohren lässt sich manchmal nicht vermeiden."

+++ Glasfaser auf dem Land: Teurer Kabel-Salat +++

Bauarbeiten kommen auch auf die Gemeinde Bargfeld-Stegen zu. Dort soll es bald schnelles Internet via Glasfaser geben. Der Unterschied zur bisherigen Übertragungsrate ist dort allerdings weitaus bedeutender als rund um Ahrensburg. "Bisher hatten wir nur Internet über Funknetz und kamen damit auf eine Geschwindigkeit von ein bis zwei Mbit/s", sagt Bürgermeister Andreas Gerckens (CDU).

Die Vereinigten Stadtwerke Ratzeburg, Bad Oldesloe und Mölln (VSG) übernehmen nun den Ausbau des Glasfasernetzes im Dorf. Damit können die Bargfelder künftig mit jeweils 50 Mbit/s Dateien hoch- und herunterladen. Eine Internet-Flatrate kostet 25,90 Euro pro Monat. Für den Ausbau werden die VSG eine Vermittlungsstelle in der Gemeinde errichten. Von dem Gebäude aus werden zumeist unterhalb der Fußwege Glasfaser-Hauptleitungen an allen Straßen verlegt. Rund 600 unterschriebene Verträge verlangten die VSG bis zum 1. Dezember, damit sich der Netzausbau rechnet und im Frühjahr beginnen kann. "Wir haben die Hürde in Rekordzeit geschafft", sagt Bürgermeister Gerckens.

Im September gründeten einige Bargfelder eine sogenannte Breitband-AG. Mit Flyern machten die Mitglieder die Bürger auf das Angebot der VSG aufmerksam und gaben bei Hausbesuchen Unterstützung beim Ausfüllen der Verträge. "So eine Chance können wir uns nicht entgehen lassen", sagt Breitband-AG-Mitglied Helge Schacht. Die Feinplanung soll im Februar abgeschlossen werden. Wenn es frostfrei bleibt, wird es dann möglichst schnell losgehen. Schacht: "Der komplette Ausbau dauert etwa zwölf Monate." Wichtig ist laut Bargfelds Bürgermeister Gerckens, dass sich auch die Menschen in den Außenbereichen anschließen. "Wenn sich genug Menschen, die nicht im Kerngebiet des Dorfes wohnen, für das neue Internet entscheiden, verlegen die VSG auch dort Leitungen."

Auch die anderen dem Amt Bargteheide-Land zugehörigen Kommunen wollen die VSG mit Breitband-Internet versorgen. Gerckens: "Bargfeld-Stegen war zuerst an der Reihe, weil unser Internet im Vergleich zu den anderen Gemeinden einfach extrem langsam ist."

+++ Neues Funknetz bringt Internet auf Trab +++

Die Einwohner des Klein Wesenberger Ortsteils Klein Schenkenberg genießen seit wenigen Tagen schon die Vorzüge einer superschnellen Internetverbindung. Sie sind die Ersten in Nordstormarn, die die VSG an ihr Glasfasernetz angeschlossen haben. Noch in diesem Jahr sollen der Rest von Klein Wesenberg sowie die Gemeinden Barnitz und Westerau folgen. Geplant ist, dass bis 2014 auch die übrigen Kommunen des Amtes Nordstormarn mit Glasfaserkabel versorgt werden.

Weniger gut sieht es momentan für Lasbek, Pölitz und Travenbrück aus. Für den Breitbandausbau hatten die Gemeinden 195 000 Euro Fördergeld vom Land erhalten. Damit sollten 352 Haushalte schnelleres Internet bekommen. Der Vertrag mit der beauftragten Firma Mvox platzte allerdings. "Wir sind nun in Gesprächen mit der Firma LüneCom", sagt Ralf Malzahn von der Amtsverwaltung Bad Oldesloe-Land. "Diesen Monat werden wir die Feinheiten besprechen. Glasfaser wäre die optimale Lösung." Als unterversorgt und somit förderberechtigt gelten Gemeinden, deren Internetversorgung zurzeit bei weniger als zwei Mbit/s liegt. Daraus ergibt sich, dass außer Lasbek, Pölitz und Travenbrück keine der Oldesloer Gemeinden Geld aus dem Landes-Topf erhält.

Anfang des Jahres hatte sich auch das Amt Siek um Landesfördermittel für schnelles Internet bemüht. Doch verbessert hat sich die Download-Lage im Gewerbegebiet Stapelfeld/Braak seitdem nicht. Das Geld war nämlich bereits aufgebraucht. "Wir stehen noch immer bei zwei oder maximal drei bis vier Mbit/s", sagt Ortwin Jahnke (CDU), Vorsteher des Amtes Siek. Nun kümmert sich die Gemeinde Braak auf eigene Kosten um die voraussichtlich 300 000 bis 400 000 Euro teure Internet-Versorgung. Jahnke: "Die Leitungen werden verlegt. 2013 wollen wir das schnelle Internet dann aktivieren."

Auch in anderen Teilen des Kreises kämpfen die Gemeinden vor allem wegen der Unternehmen für Hochgeschwindigkeits-Internet. In Bargteheide gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Diskussionen darüber, wie man das Netz ausbauen könnte. Vor allem die Firmen im Gewerbegebiet Langenhorst hatten sich darüber beschwert, dass die Übertragungsrate mit einem Mbit/s deutlich zu langsam sei. Geändert hat sich bis heute nichts.

"Leider ist die Lage noch dieselbe wie damals", sagt Bürgermeister Henning Görtz. Noch immer sei die Versorgung einiger Unternehmen in diesem Punkt "äußerst schlecht". Zurzeit führe die Stadt Gespräche mit einigen Breitband-Anbietern, darunter die VSG."Es sieht nicht gut aus. Für die Anbieter ist die Versorgung eines Gewerbegebiets nicht sehr rentabel, weil es dort im Vergleich zu Wohngebieten nur wenige Anschlüsse gibt", sagt Görtz. "Wir sind enttäuscht, dass die Umsetzung des Projekts nicht vorangeht."