Emotionale Diskussion um den Extremismus-Bericht der Verwaltung von Ahrensburg. Der Bauhof soll Parolen dokumentieren und entfernen.

Ahrensburg. Die Verwaltung von Ahrensburg hat Lob und Tadel geerntet für ihren Bericht zu rechtsextremistischen Tendenzen. Bürgermeister Michael Sarach und Jugendpfleger Frank Ropers stellten die Auswertung im Sozialausschuss öffentlich vor. Bereits in der Einwohnerfragestunde entwickelte sich eine emotionale Debatte über den Umgang der Stadtverwaltung und der Politik mit dem Thema.

"Der Bericht ist sehr einseitig und unvollständig", kritisierte Florian Meyer. Er engagiert sich im Vorstand des Vereins Jugendkulturinitiative Ahrensburg und Umgebung (Juki). Immer wieder sehen sich Mitglieder des Vereins von Rechtsextremisten bedroht. Noch deutlicher wurde Sarah Lang, Vorsitzende der Juki: "Ich bin von dem Bericht sehr enttäuscht. Es kann doch nicht sein, dass man glaubt, lose Strukturen in der Szene seien ein Vorteil." Es sei lächerlich, dass Umstände im Bericht geschildert würden, die 14 Jahre zurücklägen, dafür aktuelle Übergriffe verschwiegen würden. "Ich kann nicht anders, als die Sache emotional zu sehen", so Lang weiter und wies auf Morddrohungen und eingeschlagene Scheiben beim Jugendtreff 42 hin.

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Lob gab es dagegen von Mitgliedern des Ausschusses. "Wir haben dem Bürgermeister und der Verwaltung eine herkulische Aufgabe übertragen, als wir den Bericht in Auftrag gegeben haben. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Arbeit", sagte Roland Wilde (CDU). Auch Detlef Steuer, bürgerliches Ausschussmitglied für die WAB, dankte der Verwaltung für den Bericht.

Michael Sarach rief dazu auf, sich vor jeder Kritik zunächst den Bericht vorstellen zu lassen. Dies übernahm er selbst und wollte nicht zuletzt dadurch zeigen, welche Bedeutung das Thema auch für die Verwaltung hat. "Es ist nun einmal das Wesen eines Berichts, dass er nur eine Momentaufnahme wiedergeben kann", erläuterte der Bürgermeister, um dann jedoch deutlich zu machen, dass in Zukunft die Wachsamkeit erhöht werde. "Wir werden den Bericht fortschreiben", sagte er. "Zudem werden Mitarbeiter des Bauhofes Schmierereien und Aufkleber dokumentieren und dabei Umfang, Ort und Zeit erfassen." Er werde Jugendtreffs und Schulleiter auffordern, Ereignisse mit rechtsextremem Hintergrund sofort zu melden. Sarach: "Nur dies gibt uns die Möglichkeit, den Bericht auch detailliert fortzuführen." Darüber hinaus will die Verwaltung eine E-Mail-Adresse freischalten, über die sich Bürger - auch anonym - an die Verwaltung wenden können. Zudem werde der Bürgermeister mit seinen Fachbereichsleitern einen Ansprechpartner für das sensible Thema auswählen.

In seinem Fazit zu dem Bericht sagte Sarach: "Derzeit gibt es in Ahrensburg keine festen Strukturen. Das heißt aber nicht, dass diese nicht entstehen können. Deshalb intensivieren wir die Beobachtung." Er sehe den Bericht dabei als ersten Schritt. "Den Vorwurf, wir täten gar nichts, weise ich zurück." Es müsse vielmehr klar sein, dass die Möglichkeiten Ahrensburg begrenzt seien, so Sarach.

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Der Ausschuss diskutierte anschließend über präventive Maßnahmen etwa an den Schulen. "Bildung ist das A und O bei der ganzen Geschichte", sagte Christof Schneider vom Seniorenbeirat. Es gelte, mit den Schulleitern über konkrete Lerninhalte zu sprechen.

An die Mitglieder des Juki gewandt sagte Nadine Levenhagen (CDU): "Ich würde mir eine Zielvereinbarung mit Betroffenen wünschen, um zu klären, was wir Politiker tun können." Florian Meyer zeigte sich skeptisch: "Bislang hatten wir den direkten Draht zur Verwaltung. Es hat sich jedoch erwiesen, dass dieser Weg selten fruchtbar war."

Die Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Fricke schlug vor, einen Arbeitskreis einzurichten. "Ich wäre bereit, einen solchen auf den Weg zu bringen."