650 000 Euro kostet die geplante Erneuerung von zwei Straßen in Reinbek. Die Stadt will, dass Anlieger sich mit 75 Prozent daran beteiligen.

Reinbek. Der Ordner, den Dieter Kwoll seit einigen Monaten regelmäßig mit neuen Unterlagen füttert, ist mittlerweile gute zwölf Zentimeter dick. Der 66 Jahre alte Rentner aus Reinbek beschäftigt sich seit vergangenem Herbst eingängig mit seiner Straße Cronsberg, an der er seit 1956 wohnt - nicht aus historischem Interesse, sondern weil er und rund 150 andere Anlieger der Straße und der Rosenstraße in diesem Jahr für deren Ausbau kräftig zur Kasse gebeten werden sollen. Die Stadt plant, die beiden Verkehrswege für 650 000 Euro zu sanieren und umzubauen, 75 Prozent der Kosten sollen die Anlieger zahlen.

"Für einige werden es mehrere Tausend Euro, eine Anwohnerin rechnet sogar damit, dass sie 10 000 Euro zahlen muss", sagt Kwoll. Dass an der Straße dringend etwas gemacht werden muss sei zwar unbestritten - immerhin ist das Straßenpflaster gute 60 Jahre alt und an vielen Stellen löchrig - jedoch sei der Umfang der Sanierung vollkommen unnötig. "Nicht nur die Fahrbahn soll erneuert werden, die Stadt plant, die gesamte Straßengeometrie zu verändern", kritisiert Kwoll. Der östliche Gehweg am Cronsberg soll aufgelöst und durch einen 65 Zentimeter breiten Sicherheitsstreifen ersetzt werden, die Straßenbreite dadurch von derzeit fünf auf 5,50 Meter verbreitert werden. "Das ist ein Veränderung, die keine Vorteile bringt. Mit der Struktur haben wir hier 60 Jahre gelebt. Wir wollen keinen Luxusausbau", sagt Kwoll.

+++ Auch in Trittau und Reinbek müssen Anlieger zahlen +++

Zusätzlich verärgere die Anwohner, dass auch einige seitliche Parkplätze wegfallen und dafür in der Kurve der Straße Cronsberg quere Parkbuchten geplant sind - allerdings auf Flächen, die bei einigen Anliegern derzeit noch Vorgärten sind. Dem Bauamt waren vor kurzer Zeit nämlich Vermessungsfehler aufgefallen, als Luftbildaufnahmen mit Katasterkarten verglichen worden. Private Grünflächen liegen teilweise bis zu zwei Metern auf öffentlicher Fläche.

Auch der Verbindungsweg zur Herrmann-Körner-Straße müsste dadurch baulich verändert werden. "Das ist alles höchst aufwendig und viel zu kostenintensiv - und von uns Anwohnern nicht gewollt. Der Straßenverlauf und der Verbindungsweg sollen bleiben wie sie sind", sagt Kwoll.

Auf einer Protestliste, die er Stadt und Politikern im November überreichte, sammelte er 108 Unterschriften. "Sie alle sind nur für das Herrichten der Fahrbahn", sagt Kwoll. "Wir wollen nicht für etwas zahlen, das wir nicht wollen und nicht brauchen." Anwohnerin Brigitte Schüßler ergänzt: "Einige von uns haben schon schlaflose Nächte, weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt." Die Gegend sei schließlich kein Villenviertel. Unter den Anliegern seien viele Ältere, die die Kosten mit ihrer Rente kaum aufbringen könnten. Unterstützung erhoffen sich die Anlieger von der Politik, die über den Umfang des Ausbaus entscheiden wird.

Die Fraktionen signalisierten bereits, dass auch sie die Kosten so gering wie möglich halten wollten. Derzeit arbeite das Bau- und Planungsamt auf Hochtouren, um alle Anregungen der Bürger in verschiedene Planungsmöglichkeiten mit einzubeziehen, die Ende Januar dem Bau- und Planungsausschuss zur Entscheidung vorgelegt werden sollen, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel. Mehr als 150 Bürgereinwendungen und -fragen hatte das Amt nach einer Informationsveranstaltung im September erhalten. "Die werden wir alle beantworten, soweit die Politik eine Entscheidung getroffen hat", sagt Noetzel. Jedoch geht er nicht davon aus, dass die Kosten sehr viel geringer ausfallen würden. "Die Straße hat die Zeit hinter sich. Wenn wir nichts machen, können wir die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleisten."

Die Sitzung des Bau- und Planungsausschusses beginnt am Dienstag, 31. Januar, um 19.30 Uhr im Rathaus.