Viele Menschen spenden für die teure Behandlung des krebskranken Jungen aus der Ukraine. Sieker Maler versteigert eine Monet-Kopie.

Ahrensburg/Siek. Das Schicksal des kleinen Timofiy aus der Ukraine hat die Menschen tief berührt und eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Viele Stormarner wollen mit einer Spende dazu beitragen, dass der 19 Monate alte Junge gerettet werden kann. Timofiy leidet an der Krebsart Nephroblastom, in seinen beiden Nieren wuchern Tumore. Eine Chemotherapie und mehrere Operationen könnten das Kind heilen. 230 000 Euro würde die Behandlung im Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf kosten. Aufgenommen wird Timofiy, der zurzeit mit seiner Mutter bei Bekannten in Ahrensburg lebt, dort erst, wenn die gesamte Summe überwiesen ist. Noch vor wenigen Tagen hatte Timofiys Mutter Olga Kozlova deshalb kaum Hoffnung. "Die Zeit läuft uns davon", sagte die 36-Jährige vergangene Woche.

Doch nun scheint sich das Schicksal zu wenden. Zahlreiche Abendblatt-Leser spendeten Geld für Timofiys Behandlung. "Ich habe geweint vor Freude, als ich davon hörte", sagt Olga Kozlova. Und noch eine gute Nachricht gibt es: Ein Kölner Krankenhaus hat den Kozlovs angeboten, sie könnten die Kosten für die Krebs-Therapie in Raten begleichen. Heute hat die Familie in Köln einen Termin, um Einzelheiten zu erfahren.

60 000 Euro haben Timofiys Eltern in der Ukraine gesammelt. Das Kölner Krankenhaus verlangt 80 000 Euro, damit die Chemotherapie beginnen kann. "Das nimmt uns den Druck. Jetzt haben wir mehr Zeit, um das übrige Geld zusammenzubekommen", sagt die Großhansdorferin Ludmilla Neuhauss. Sie ist mit Olga Kozlova befreundet und hilft der Familie, sich in Deutschland zurechtzufinden. Zahlreiche Anrufe sind bei ihr eingegangen. "So viele Menschen wollen spenden. Wir sind unendlich dankbar." Sollte durch den Spendenaufruf mehr Geld auf dem Konto des Abendblatt-Vereins "Kinder helfen Kindern" eingehen, als die Behandlung kostet, wird der Rest für ähnlich schwere Fälle ausgegeben.

+++ Mitgefühl macht Mut +++

Einer, der unbedingt helfen will, ist der Sieker Maler Jürgen Koch alias Bogomil. "Es tut mir in der Seele weh", sagt er. "So ein kleines Geschöpf und so schwer krank." Er beschloss, seine Arbeitskraft zu spenden. "Ich möchte eines meiner Werke versteigern", sagt der Meisterfälscher. Er hat eine Monet-Kopie ausgewählt. Das Bild ist 71 mal 91 Zentimeter groß und gerahmt. Das Original stammt aus dem Jahr 1880 und trägt den Titel "Frau unter Weiden sitzend". Knapp 50 Stunden hat Bogomil in seinem Atelier in Siek verbracht, um den französischen Impressionisten Claude Monet so perfekt wie möglich zu kopieren. Das Mindestgebot hat der Künstler auf 500 Euro festgesetzt. Er sagt: "Wenn ich das Bild bei einer regulären Ausstellung verkaufen würde, würde ich 1200 Euro ansetzen. Allein der Rahmen ist schon 150 bis 200 Euro wert." Bogomil hofft, dass mindestens 1500 Euro für Timofiy zusammenkommen. Gebote können per E-Mailmit Namen und Kontaktdaten an mail@bogomil-koch.de abgegeben werden. Die Versteigerung läuft bis Montag, 16. Januar, 12 Uhr.

Seit Dezember ist Olga Kozlova mit ihrem Sohn in Deutschland. Mehrfach hatten ukrainische Ärzte falsche Diagnosen gestellt und der Familie dazu geraten, abzuwarten. Doch Timofiys Zustand verschlechterte sich immer mehr, sodass seine Eltern beschlossen, ihn in Deutschland untersuchen zu lassen. Das Uni-Klinikum Erlangen diagnostizierte Mitte Dezember schließlich Nierenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Mit der richtigen Therapie können etwa 90 Prozent aller Patienten mit sogenannten Nephroblastomen langfristig geheilt werden.

Olga Kozlova und Timofiy haben ein medizinisches Visum für Deutschland. Sobald Timofiy in einem Krankenhaus aufgenommen wird, verlängert die Ausländerbehörde das Visum bis zum Abschluss der Therapie. Die Familie hofft nun weiter auf die Hilfe von Menschen wie dem Sieker Maler Jürgen Koch. Als Olga Kozlova von der Spendenbereitschaft der Stormarner hörte, habe sie es kaum glauben können, sagt Freundin Ludmilla Neuhauss. "Wir sind so froh über die großartige Hilfe."