19 Monate alter Junge aus der Ukraine ist schwer krebskrank. In Ahrensburg wartet er auf die dringend notwendige Behandlung. Doch das Geld fehlt.

Ahrensburg. Timofiy sitzt auf einem flauschigen roten Teppich im Wohnzimmer einer Dachgeschoss-Wohnung im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz und spielt mit einem großen Plüsch-Hund. Der schwarz-weiß gefleckte Hund ist das Lieblings-Kuscheltier des 19 Monate alten Jungen. Als aus einem Kassettenrekorder Weihnachtsmusik erklingt, steht er auf und tanzt ausgelassen. "Er liebt es, zu tanzen und zu kuscheln", sagt Timofiys Mutter Olga Kozlova. Traurig klingt die 36-Jährige dabei. Denn Timofiy ist krank, schwer krank sogar. In seinen beiden Nieren wuchern Tumore. Seine Mutter ist mit ihm nach Deutschland gekommen, damit er hier gerettet werden kann.

Nephroblastom heißt die Krebsart, an der Timofiy leidet. Von den relativ seltenen, bösartigen Tumoren sind meistens Kinder im Alter von einem bis fünf Jahren betroffen. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 110 Kinder neu an der Krebsart.

Als Timofiy neun Monate alt war, fingen die Beschwerden an. "Er hatte immer Bauchschmerzen", sagt seine Mutter. "Damals sind wir das erste Mal zum Arzt gegangen." Es folgten zahlreiche weitere Arztbesuche, sogar in die Hauptstadt Kiew fuhr die Familie, um medizinische Meinungen einzuholen. Doch ohne Ergebnis. Im Dezember kam Olga Kozlova mit ihrem Sohn aus der Ukraine nach Deutschland, um ihn hier im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Zurzeit wohnen sie in der Zweizimmer-Wohnung ihrer Freundin Oksana Hense und ihrer Kinder in Ahrensburg. Die Familie stammt ebenfalls aus der Ukraine. Oksana Hense ist in einem Ahrensburger Pflegezentrum für ältere Menschen beschäftigt. Sie sagt: "Ich arbeite jeden Tag mit sehr kranken Menschen, aber so etwas bei einem kleinen Kind zu sehen, tut noch viel mehr weh."

Im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg erhofft seine Familie Heilung für Timofiy. Als Therapie sehen die Ärzte eine sechs Monate dauernde Chemotherapie vor sowie mindestens zwei Operationen. Eigentlich müsste die Behandlung sofort beginnen, denn seit einigen Wochen verschlechtert sich Timofiys Zustand. "Er hat Durchfall, sehr hohen Blutdruck und nachts schläft er kaum", sagt Olga Kozlova. Aber bevor Timofiy im UKE aufgenommen wird, muss die Familie zahlen. Rund 230.000 Euro kostet die Behandlung in der Klinik. Darin enthalten ist außerdem der Krankenhausaufenthalt für Timofiy und seine Mutter. "Die Summe hat uns umgehauen", sagt Oksana Hense. "Wir hatten 60.000 oder maximal 100.000 Euro erwartet, aber nicht so etwas."

Timofiys Vater Walerii ist gemeinsam mit dem zweiten Sohn in der Ukraine und sammelt dort Geld. Knapp 60.000 Euro sind so schon zusammengekommen. "Damit könnten wir die Chemotherapie bezahlen, aber wir brauchen das Geld für die gesamte Therapie", sagt Olga Kozlova, die als Krankenschwester in der Ukraine umgerechnet 100 Euro im Monat verdient. Und die Zeit läuft den Kozlovs davon. Olga Kozlova und ihr Sohn haben zurzeit ein medizinisches Visum für Deutschland. Doch diese Aufenthaltsgenehmigung endet am 20. Januar. "Timofiys Leben ist abhängig von der Zeit", sagt Oksana Hense. "Wenn wir zu lange brauchen, um das Geld zusammenzubekommen, ist es vielleicht zu spät, um ihn zu retten." Verlängert wird das Visum dann, wenn Timofiy im Krankenhaus aufgenommen wird. Behandlungsmöglichkeiten gibt es auch in der Ukraine. Doch zu den dortigen Ärzten hat Olga Kozlova kein Vertrauen mehr. "Sie haben uns gesagt, Timofiy könne in seinem Zustand 100 Jahre alt werden", erzählt die 36-Jährige. Sechs Monate abwarten sollten die Kozlovs, dann würden die Beschwerden schon vergehen.

Doch es trat keine Besserung ein, im Gegenteil: Die Schmerzen wurden stärker. Als Olga Kozlova innerhalb eines Monats drei verschiedene Diagnosen hörte, wurde die Krankenschwester misstrauisch.

Über eine Vermittlung in der Ukraine erhielt sie den Kontakt zum Universitätsklinikum in Erlangen. Die Familie verkaufte ihr gesamtes Hab und Gut, um so die Reise nach Deutschland und die ersten Untersuchungen bezahlen zu können. Mitte Dezember 2011 hörten die Eltern dort dann zum ersten Mal die schreckliche Diagnose: Timofiy hat Nierenkrebs. Und: Die Krankheit befindet sich bereits im fortgeschrittenen Stadium. Es ist typisch für Nephroblastome, dass Beschwerden wie Timofiys Bauchschmerzen erst zu einem relativ späten Zeitpunkt nach Ausbruch der Krankheit auftreten.

Aus Erlangen wurden die Kozlovs dann weiter nach Hamburg geschickt, mit der Empfehlung, das UKE habe die beste nephrologische Abteilung und die Heilungschancen seien dort am höchsten. Statistiken zeigen, dass nahezu 90 Prozent aller Patienten mit Nephroblastomen durch eine geeignete Therapie langfristig geheilt werden können. Die Chancen für Timofiys Leben stünden gut. Vorausgesetzt, die Therapie beginnt. "Um zu überleben, muss mein Sohn so schnell wie möglich behandelt werden", sagt Olga Kozlova. "Die Tumore können Metastasen bilden, die in die Lunge und ins Gehirn wandern." Die Verzweiflung der Eltern und Freunde und ihre Angst um Timofiys Leben wächst mit jedem Tag. "Er ist doch so ein lebenslustiges Kind", sagt Olga Kozlova. "Er liebt den Kontakt zu anderen Kindern und zu Erwachsenen."

Seine Familie hofft nun darauf, dass viele Menschen helfen, um die Behandlung des Jungen zu ermöglichen. An diesem Wochenende feiern die Kozlovs das russische Weihnachtsfest. Olga Kozlova sagt: "Für Timofiy und uns wäre das schönste Geschenk eine Spende für seine Behandlung."