Neben Teppich Kibek könnte auch ein Elektronik-Fachmarkt nach Ahrensburg kommen. Möglicher Investor am Mittwoch im Bauausschuss.

Ahrensburg. Der Wunsch hat für Wirbel gesorgt: Frank Sachau, Geschäftsführer des Elmshorner Unternehmens Teppich Kibek, bemüht sich um ein Grundstück auf Ahrensburger Gebiet direkt an der Autobahn 1 und dem Ostring (wir berichteten). Laut Bürgermeister Michael Sarach hat Sachau sein Interesse "immer wieder mal" bekundet. Nun scheint es jedoch konkreter zu werden. Das Vorhaben stößt bereits auf großes Interesse: Seit Beginn der Berichterstattung erhält die Stormarner Abendblatt-Redaktion viele Leserbriefe zu dem Thema. Wir haben deshalb die wichtigsten Fragen und Antworten sowie den aktuellen Stand des Vorhabens zusammengefasst.

Was sind die nächsten Schritte bei der Planung?

Der Geschäftsführer von Teppich Kibek, der sich bislang nicht öffentlich geäußert hat, wird sein Vorhaben in der nächsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Mittwoch, 11. Januar, vorstellen. "Das Gebiet von drei bis vier Hektar liegt zwar auf Ahrensburger Gebiet, befindet sich aber in Privatbesitz", sagt Bürgermeister Michael Sarach. Daher werde das Thema zunächst unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert. Sollte das Projekt weiterverfolgt werden, werde die weitere Diskussion öffentlich geführt. Über den Ausbau des Straßennetzes sei bisher nicht im Detail gesprochen worden. Wichtig ist laut Sarach, dass sich die Verkehrssituation durch die Ansiedlung nicht verschlechtert.

Könnte Teppich Kibek in bestehende Gewerbegebiete ziehen?

Nein, denn das lehnen sowohl das Unternehmen als auch die Stadt Ahrensburg ab. Die Zielgruppe von Teppich Kibek geht weit über Ahrensburg hinaus. "Teppich Kibek will an die Autobahn", sagt Sarach. "Uns kommt es dagegen darauf an, dass der Einzelhandel in unserer Innenstadt erhalten bleibt", so der Bürgermeister. Große Einzelhandels-Fachmärkte sollen sich nicht in der Nähe des Zentrums ansiedeln. Sarach: "Sie könnten den Geschäften der Innenstadt Kaufkraft entziehen."

Würde neben Teppich Kibek auch ein Elektronikfachmarkt kommen?

"Es wird gemunkelt, dass sich neben Teppich Kibek auch ein Elektronik-Fachmarkt ansiedeln könnte", sagt Bürgermeister Michael Sarach zu dem Thema. In der Tat prüft die Stadt zurzeit zwei Dinge: Welche Folgen die Niederlassung von Teppich Kibek und die eines Elektronik-Marktes für Ahrensburgs Einzelhandel hätte. Beide möglichen Vorhaben werden zurzeit in das Einzelhandelsgutachten eingearbeitet, das ein unabhängiger Gutachter derzeit im Auftrag der Stadt erstellt. Laut Michael Sarach könnte das Gutachten schon im Februar schriftlich vorliegen.

Die Media-Saturn Holding GmbH, die die Ketten "Media Markt" und "Saturn" besitzt, bestätigt den Plan einer Ansiedlung bislang nicht konkret. "Grundsätzlich ist Ahrensburg für uns ein interessanter Standort", sagt Regina Jud, Sprecherin des Unternehmens. Zu "Gerüchten einer möglichen Ansiedlung unserer Märkte" äußere man sich aber generell nicht.

Wann könnten die Unternehmen mit dem Bau beginnen?

Wenn sich die Politiker für das Projekt aussprechen, müsste zunächst das Gebiet erworben und als Gewerbegebiet ausgewiesen werden. Es müsste ein Flächennutzungs- und später ein Bebauungsplan aufgestellt werden, was rund zwei Jahre dauert. Sarach: "Vielleicht lässt sich frühestens ab Mitte 2013 über einen Bau nachdenken."

Würde im Zuge der Ansiedlung auch eine Südtangente gebaut?

Der Bau einer solchen Ungehungsstraße ist laut Sarach grundsätzlich abhängig von den Vorstellungen der Deutschen Bahn im Zuge der Planungen für die Strecke S 4, die jedoch nicht vor dem Jahr 2020 abgeschlossen sein dürfte. So hält es der Bürgermeister nicht zuletzt deshalb für unrealistisch, dass eine Südtangente vor der Ansiedlung von Teppich Kibek gebaut werden könnte. "Das Vorhaben von Herrn Sachau kann nicht ewig auf Eis liegen", sagt er.

Derzeit ist eine mögliche Trasse nicht im aktuellen Flächennutzungsplan festgeschrieben. Die Verwaltung lässt aber einen neuen Plan erarbeiten. Die Politik muss in den Beratungen über den Masterplan Verkehr entscheiden, ob der Flächennutzungsplan in diesem Punkt angepasst wird. Verkehrsmodellrechnungen der Verwaltung gehen davon aus, dass bis zu 4500 Fahrzeuge pro Tag eine Südumgehung von der Eulenkrugstraße bis zum Ostring befahren würden. Dieses relativ geringe Aufkommen macht eine Förderung des Projektes unwahrscheinlich. Die Verwaltung rechnet mit Baukosten von mehr als zehn Millionen Euro. Zudem betont Sarach: "Die Nordtangente hat für uns Priorität."

Werden die Umlandgemeinden in die Planung einbezogen?

Die Bürgermeister von Großhansdorf und Siek fürchten durch die Gewerbeansiedlung zusätzliche Verkehrs- und Lärmbelastungen. Sie wollen sich in jedem Fall Gutachten vorlegen lassen. "Unsere Gemeinde muss bei Fragen der Zufahrt zu den Fachmärkten konsultiert werden. Ich erwarte, dass Ahrensburg demnächst das Gespräch mit uns und Großhansdorf suchen wird", sagt etwa Arnold Trenner, Bürgermeister von Siek. Man wolle sich laufend abstimmen, so Ahrensburgs Bürgermeister Sarach. Er sei auch offen für eine generelle Kooperation zwischen den Gemeinden bei der Ansiedlung von Gewerbe.

Die Grünen-Fraktion Großhansdorfs spricht sich gegen die Ansiedlungspläne aus. "Wir lehnen eine weitere Landschaftsversiegelung für die Errichtung eines neuen Gewerbegebiets ab", sagt ihr Fraktionsvorsitzender Stefan Kehl. Nach einem Leitfaden auf Kreisebene sollten entlang der A 1 die vorhandenen Gebiete in Barsbüttel und Stapelfeld erweitert sowie in Hammoor eines neues Gebiet eingerichtet werden. Kehl: "Das heißt, mehr Gewerbeflächen direkt an der A 1 sind nicht erwünscht." Seine Fraktion verstehe nicht, so Kehl weiter, warum in so kurzer Zeit die abgestimmte Planung über den Haufen geworfen werden solle.

Die mögliche Ansiedlung der Fachmärkte wird auch in der Wandsbeker Bezirksversammlung kritisch beäugt. Politiker befürchten, dass der Einzelhandel in Orten wie Rahlstedt und Volksdorf, die zu dem Hamburger Bezirk gehören, Schaden nehmen könnte. "Ich sehe das mit Sorge. Denn für Volksdorf könnte das einen Verkaufsrückgang bedeuten, außerdem mehr Verkehr", sagt SPD-Fraktionsmitglied Peter Pape. Ähnlich kritisch äußert sich Sören Niehaus von der Wandsbeker CDU-Fraktion. Aus der GAL-Fraktion heißt es, dass man das Vorhaben "mit sehr kritischer Aufmerksamkeit" begleiten wolle. Werden die Planungen konkret, wird sich auch die Wandsbeker Bezirksversammlung mit den Vorhaben befassen. Hamburg muss eine Stellungnahme abgeben, dabei bezieht die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt den Bezirk mit ein.

Ahrensburgs Bürgermeister rechnet nicht damit, dass sich die Hansestadt an den Baukosten einer Südtangente beteiligen oder einen Bau durch den Hamburger Teil des Naturschutzgebiets Höltigbaum zulassen würde.

Wie können sich die Bürger an der Planung beteiligen?

Nach der ersten Vorstellung der Pläne im nicht öffentlichen Teil der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses wird über das Vorhaben in den Ausschüssen öffentlich diskutiert. Bürger können dort ihre Fragen stellen und mögliche Kritik äußern. Im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens müssen auch Bürger gehört werden, deren Belange durch das Projekt betroffen sind. Ahrensfelder, die sich für den Bau einer Südumgehung einsetzen, fordern eine Neuberechnung der Verkehrszahlen auf den Straßen Brauner Hirsch und Dorfstraße. Sie planen einen Informationsabend für Bürger zum Bau einer Entlastungsstraße, zu dem dann auch Ahrensburger Politiker eingeladen werden sollen.