Führung des Vereins Ahrensburg-Großhansdorf zieht nach einem Streit um die Kündigung eines Mitarbeiters die Reißleine und tritt zurück.

Ahrensburg. Die Einladung zur außerordentlichen Mitgliederversammlung des Tierschutzvereins Ahrensburg-Großhansdorf enthält eine Überraschung. Es ist Punkt zwei der Tagesordnung: Der Vorstand tritt geschlossen zurück. "Die Streitereien der vergangenen Monate gehen an unsere Substanz", sagt Monika Ehlers, Sprecherin des Vereins und seit 20 Jahren Vorstandsmitglied. Die Vereinsspitze wolle nicht, dass der Verein weiteren Schaden nimmt.

Auslöser des Streits war die Entlassung des Tierpflegers Harald Jablonski im vergangenen Jahr (wir berichteten). Jablonski, 28 Jahre vom Verein angestellt, wehrt sich vor Gericht gegen die Kündigung und erhält dabei Unterstützung von Mitgliedern.

"Unser Schritt tut mir sehr leid, ist aber reiflich überlegt. Zusammen haben wir 90 Jahre Tierschutzarbeit geleistet", sagt Monika Ehlers. In einer Erklärung schreibt der Vorstand: "Die Ära Tonn - Ehlers - Leminski - Grundmann ist mit der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 19. Januar 2012 beendet." Das klingt nach endgültigem Abschied. Ehlers: "Da auch der Punkt Neuwahl auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung steht, gebe es die theoretische Möglichkeit, uns wieder wählen zu lassen." Doch gehe sie davon nicht aus. Auf einer letzten Vorstandssitzung soll diese Frage abschließend geklärt werden.

Das Bedauern um den Rückzug nach vielen Jahren teilt der Vorsitzende und Tierarzt, Bernd Grundmann, nicht. "Mir fällt dieser Schritt leicht, weil ich nicht mit jemandem zusammenarbeiten will, der gesetzeswidrig gehandelt hat", sagt er. "Meine Bilanz nach 30 Jahren Vorstandsarbeit fällt sehr positiv aus. Als Vorsitzender habe ich mit 50 000 Mark Schulden begonnen. Heute haben wir zwei Privathäuser, die wir vermieten, und ein dreimal erweitertes Tierheim", so Grundmann.

Ob er überhaupt Mitglied des Vereins bleibt, wisse er noch nicht. Grundmann: "Ich bin auch weiterhin Tierfreund und -schützer." Mit bitterem Ton sagt er: "Es bringt jetzt nichts mehr zu kämpfen. Die andere Seite arbeitet mit unlauteren Mitteln." Seine Gegner brächten Dinge gegen ihn vor, die schon Jahre zurückliegen würden.

Ganz anders beurteilt die Tierschutzbeauftragte des Vereins, Barbara Hohmann-Oelker, die Situation: "Ein Großteil der Mitglieder steht nicht mehr hinter dem Vorstand." Es sei an der Zeit, die Arbeit transparenter zu machen. Hohmann-Oelker: "Wir wollen in Zukunft unabhängige Buch- und Kassenprüfer einsetzen. Die Berichte soll dann anders als derzeit jeder einsehen können." Es gebe Kandidaten für die Nachfolge. Namen möchte sie jedoch vor der Wahl am 19. Januar nicht nennen. Sie selbst wolle als Tierschutzbeauftragte weiterarbeiten und nicht in den neuen Vorstand aufsteigen, so Hohmann-Oelker. Man wolle zudem Mediatoren einsetzen, an die sich die Tierpfleger wenden könnten. Dies soll die Zusammenarbeit erleichtern und einfacher machen. "Das sind doch alles erwachsene Menschen, die sich zusammenreißen können", sagt die Tierschutzbeauftragte.

Als Harald Jablonski noch im Tierheim arbeitete, war es öfter zum Streit gekommen. Besonders die Zusammenarbeit zwischen den Hundepflegern Jablonski und Julia Specht war zerrüttet. "Für sie und die anderen Tierpfleger tut es uns besonders leid. Sie haben sich auf uns verlassen", sagt Ehlers. Nun rechne sie damit, dass zwei Tierpflegerinnen gehen werden, darunter Julia Specht.

"Das Vertrauensverhältnis zu Frau Specht ist zwar zerstört", sagt Harald Jablonski, "aber mein Bestreben ist es, für die Tiere zu arbeiten. Die Zusammenarbeit der Pfleger ist sowieso begrenzt." Dennoch gehe es nicht ohne eine Mediation.

"Ich hoffe, dass ich durch diesen Schritt des Vorstands meinem Ziel näherkomme, die Tiere des Heims wieder zu versorgen", sagt Jablonski. Überrascht habe ihn die Entwicklung nicht, weil viele Mitglieder Druck auf den Vorstand gemacht hätten. Der freigestellte Tierpfleger glaube, dass ein neuer Vorstand mehr Anregungen der Mitglieder aufnehmen wird. Jablonski: "Er wird auf die Hilfe von außen angewiesen sein und diese auch annehmen."

Eine, die sich für den Tierpfleger eingesetzt hat, ist Evelyn Bellieno. Sie sagt: "Der Rücktritt des Vorstands ist überfällig. Wir sind froh darüber." Es stünden mehrere Kandidaten für die Nachfolge bereit. "Sie wollen mit Herrn Jablonski weiterarbeiten", sagt Bellieno. Im Vorstandsschreiben wirft der Vorstand ihr und ihrem Mann allerdings eine "unsägliche Kampagne" vor. Dem widerspricht Bellieno: "Wir haben keine Schlammschacht losgetreten. Wir haben stattdessen wieder und wieder um Kooperation gebeten." Man habe ihr und ihrem Mann Selbstherrlichkeit vorgeworfen, so Bellieno: "Dabei ist Selbstherrlichkeit sicher eher eine Eigenschaft des ersten Vorsitzenden."

Die Mitglieder des Tierschutzvereins treffen sich öffentlich am Donnerstag, 19. Januar, ab 19 Uhr im Ahrensburger Restaurant Strehl (Reeshoop 50).