Mitglieder in Ahrensburg-Großhansdorf fordern nach Kündigung eines Mitarbeiters Vorstand zu außerordentlicher Versammlung auf.

Großhansdorf. Über den Rauswurf eines Tierpflegers ist im Tierschutzverein Ahrensburg-Großhansdorf ein Streit entbrannt. Nach 28 Jahren im Tierheim am Waldreiterweg in Großhansdorf hatte der Vorstand Harald Jablonski gekündigt. Während der 56-Jährige vor dem Arbeitsgericht in Lübeck klagt, fordern Vereinsmitglieder eine außerordentliche Mitgliederversammlung, bei der über das Vorgehen des Vorstands diskutiert wird.

"Herr Jablonski hat gegen den Arbeitsvertrag verstoßen", sagt der Vorsitzende Bernd Grundmann. So habe der Tierpfleger nicht - wie vereinbart - nur zwei eigene Hunde zur Arbeit mitgebracht, sondern bis zu vier. Gespräche und Ermahnungen hätten keine Besserung gebracht, so Grundmann weiter. Die Kündigung vom 29. Juni sei die einzig verbleibende Konsequenz gewesen.

Jablonski beteuert dagegen, er habe nach einer Abmahnung im Mai nicht mehr gegen die Bestimmung verstoßen. "Daher war ich sehr verwundert, dass mir dennoch gekündigt wurde", sagt der Tierpfleger. Er schaltete einen Anwalt ein. Am 30. August trafen sich die Kontrahenten erstmals vor dem Arbeitsgericht in Lübeck. "Der Vorstand hatte gemeint, er müsse keine Begründung für die Entlassung liefern, weil es sich um einen Kleinbetrieb handele", sagt Jablonski, "doch die Richterin bestand auf einer Begründung." Sie habe zudem eine Mediation vorgeschlagen. Jablonski: "Der Vorstand hat dann versucht, Zeit zu gewinnen, um Gründe für meine Entlassung zu sammeln. Mal haben sie einer Mediation zugestimmt, mal nicht."

Bernd Grundmann sagt dagegen, dass mit dem langjährigen Mitarbeiter eine Streitschlichtung nicht möglich gewesen sei. "Der Vorstand hat mittlerweile auch erfahren, dass er über Jahre Hundefutter aus dem Tierheim ohne Erlaubnis abgegeben hat", so Grundmann, "dafür haben wir Zeugen."

Zudem habe sich das Personal über Jablonski beschwert. "Er hat die Mitarbeiter im Tierheim dominiert. Einige haben sich weinend an uns gewandt", sagt der Vereinsvorsitzende. Der Vorstand habe auch eingreifen müssen, um das Arbeitsklima zu verbessern. Grundmann: "Es ist doch klar, dass wir eher drei Mitarbeiter halten und einen entlassen als umgekehrt." Knapp zwei Jahre lang war Julia Specht eine Kollegin von Harald Jablonski. Sie kümmerte sich mit ihm um die Hunde in den 15 Zwingern. "Als Herr Jablonski merkte, dass ich anders arbeite als er, lief es nicht mehr", sagt die Tierpflegerin. "Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder geht er oder ich."

Harald Jablonski kann sich diese Einschätzung nicht erklären. Er sagt: "Mit Frau Specht lief es eigentlich gut. Wir hatten nie einen Streit." Er vermutet, die Ex-Kollegin sei vom Vorstand beeinflusst worden. "Es ist ein persönlicher Rachefeldzug von Herrn Grundmann gegen mich", sagt Jablonski. Seit Jahren sei er bei seiner Arbeit gemobbt und bespitzelt worden. Und trotzdem sei die Entlassung für ihn ein schwerer Schlag. "Mit den Jahren habe ich mich damit abgefunden und mich auf die Arbeit mit den Tieren konzentriert", sagt er. "Von morgens bis abends denke ich an die Tiere. Daher würde ich trotz der Bedingungen auch in Zukunft im Tierheim arbeiten, auch unter dem jetzigen Vorstand."

Für einige Mitglieder des Vereins ist die Entlassung Harald Jablonskis nur der letzte Beweis für das eigenmächtige Handeln des Vorstands um Bernd Grundmann. "Das Vorgehen in der Sache ist nicht fair, der Entlassungsgrund ist fragwürdig", sagt Evelyn Bellieno. Wie sie und ihr Mann Ulrich schätzten viele Menschen die Arbeit des Tierpflegers. "Herr Jablonski hat sich in die Aufgabe reingehängt, sich viel Fachwissen erarbeitet und auch seine Freizeit geopfert." Es wäre eine Katastrophe, wenn man ihm das nähme. "Er hatte immer auch hilfreiche Tipps für die Pflege und die Ernährung unserer Tiere", sagt Bellieno. Sie würde bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung dafür kämpfen, dass Jablonski wieder eingestellt wird.

"Viele Ideen und Anregungen von Mitgliedern laufen einfach ins Leere", sagt Barbara Hohmann-Oehlker. Seit acht Jahren ist sie Tierschutzbeauftragte des Vereins. "Herr Grundmann lässt andere Meinungen gar nicht zu. Er leitet den Verein wie ein Gutsherr", meint sie. "Seit einigen Jahren gibt es mehrere junge Mitglieder, die sich selbst einbringen und etwas bewirken wollen", so Hohmann-Oehlker. Das versuche der Vorstand jedoch zu unterbinden. Und bei den Versammlungen würden die Mitglieder nicht ausreichend informiert. "Die normalen Mitglieder wissen etwa nicht über die Finanzlage des Vereins Bescheid", sagt Hohmann-Oehlker. Die Informationspolitik kritisiert auch Klaus Plauschinat, der mit seiner Frau Christel 27 Jahre im Verein aktiv war, zeitweise sogar im Vorstand. Vor einigen Jahren trat das Ehepaar aus. "Unliebsame Fragen werden vom Vorstand einfach abgewürgt. Das ist doch nicht zu tolerieren", sagt Klaus Plauschinat.

Bernd Grundmann weist die Kritik zurück. Wechselnde Kassenprüfer würden auf den Versammlungen ihre Berichte vorlegen. "Gegen eine außerordentliche Mitgliederversammlung habe ich nichts", sagt Grundmann. Doch werde es vor Weihnachten eng. Zu einer Aussprache mit den Mitgliedern soll es nun im Januar kommen.