Stormarner Betriebe rechnen für 2012 mit guten Umsätzen, weil die Menschen in der Region ihr Geld vor allem in Häuser investieren.

Ahrensburg/Barsbüttel. Die Handwerksbetriebe im Kreis blicken auf ein gutes Geschäftsjahr zurück - und sie erwarten, dass sich der positive Trend 2012 fortsetzen wird. Das geht aus einer Umfrage der Handwerkskammer Lübeck hervor, in der auch die Stormarner Betriebe organisiert sind. Die Kreishandwerkerschaft bestätigt die optimistische Einschätzung. Besonders der Bausektor profitiere davon, dass Menschen im Zuge der Euro-Krise verstärkt in Sachwerte investieren würden, so die Einschätzung der Fachleute. Abendblatt-Recherchen ergaben ebenfalls ein positives Stimmungsbild bei Betrieben dieser Branche - aber beispielsweise auch im Friseurhandwerk.

Sprecher der Handwerkskammer rechnet mit neuen Arbeitsplätzen

"86 Prozent der Betriebe erwarten für 2012 eine gleichbleibend gute bis bessere Geschäftsentwicklung" sagt Ulf Grünke, Sprecher der Handwerkskammer Lübeck. Diese Einschätzung basiere auf einer repräsentativen Umfrage, an der rund 400 Betriebe unterschiedlicher Gewerbe zwischen Kiel, Lübeck und Ahrensburg teilgenommen hätten. Insgesamt vertritt die Kammer rund 20 000 Unternehmen. Bestätige sich die positive Einschätzung, habe das erhebliche Konsequenzen: "Das bedeutet auf jeden Fall neue Arbeitsplätze", sagt Ulf Grünke.

Adelbert Fritz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Stormarn, unterstreicht die guten Nachrichten aus Lübeck. "Ich höre von vielen Betrieben, dass sie ausgelastet sind", sagt Fritz, der rund 600 Betriebe vertritt.

Was ist der Grund für die positive Stimmung der Handwerker? Laut Ulf Grünke profitieren sie zum einen davon, dass die Binnennachfrage stark sei. Zum anderen habe die Lage indirekt mit der Euro-Krise zu tun: "In diesen Zeiten investieren viele Menschen in bleibende Werte, etwa in die eigenen Häuser. Viele Gebäude werden zurzeit energetisch saniert." Der Bausektor profitiere davon besonders. Auch Adelbert Fritz sagt: "Das Baugewerbe entwickelt sich offenbar wieder zu einem Konjunkturmotor". Dazu passe, dass das Elektrohandwerk und der Heizungs- und Sanitäranlagenbau "Schwerpunkte" der guten Entwicklung seien.

Sven Kagemann, Inhaber der Firma Quasdorf + Kagemann in Barsbüttel, kann diese Einschätzung bestätigen. Sein Meisterbetrieb für Solarenergie, Heizung, Klima und Bäder brummt: "Wir haben einen guten Jahresbeginn und arbeiten noch den Überhang von 2011 ab." Das liege auch an der Wirtschafts- und Währungskrise: "Raus aus dem Festgeld und rein in die Immobilie", sei die Devise der Kunden.

Dachdecker bekommen viele Anfragen für energetische Sanierungen

Optimistisch ins neue Jahr blicken auch Dachdeckermeister Jürgen Klement und sein Sohn Kolja, der noch in diesem Jahr das Trittauer Familienunternehmen von seinem Vater übernehmen wird. "Die Dachdeckerbranche hat sich seit 2008 sehr positiv entwickelt. Es gibt viel zu tun", sagt Kolja Klement. Vor allem im Bereich der energetischen Sanierungen gebe es auch für 2012 schon Anfragen.

Ganz anders die Branche, ganz ähnlich der Optimismus: Mit einem guten Geschäftsjahr 2012 rechnet auch Jürgen von Eisenhart-Rothe, Mitarbeiter des Friseurbetriebes "Modern Cut" in Ahrensburg, der im November am Rathausplatz eröffnet hat. "Wenn die Konjunktur gut ist, geben die Leute auch mehr Geld beim Friseur aus. Umgekehrt wird dort oft gespart, wenn die Lage schlecht ist", sagt von Eisenhart-Rothe, der seit mehr als 30 Jahren in der Branche tätig ist.

2012 - ein goldenes Jahr für die Handwerker also? Die positive Nachricht hat auch eine Kehrseite. Denn gerade jetzt macht sich der Fachkräftemangel immer stärker bemerkbar. Das gelte auch für den Bereich der Lehrstellen. "Im laufenden Ausbildungsjahr konnten wir nicht alle Stellen besetzen", sagt Adelbert Fritz. Stellen im Baugewerbe seien offen geblieben. Auch bei der Handwerkskammer Lübeck kennt man das Problem. "Berufe wie Bäcker, Fleischer und Konditor sind bei Jugendlichen leider nicht so sehr unter den Top Ten angesiedelt", sagt Ulf Grünke. Handwerkskammer und Kreishandwerkerschaft wollen sich bemühen, gerade bei Jugendlichen mehr Werbung für Jobs wie diese zu machen.