45 hartgesottene Wasserratten wagen sich beim Neujahrsschwimmen in den fünf Grad Celsius kalten Oldesloer Poggensee.

Bad Oldesloe. Zehn Grad Celsius Lufttemperatur, fünf Grad Wassertemperatur: Bestes Badewetter, dachten sich 45 hartgesottene Wasserratten, die beim Neujahrsschwimmen 2012 schreiend und prustend in den Poggensee liefen. Das Ziel, bei der mittlerweile fünften Auflage des frischen Anbadens so viele mutige Schwimmer in den See zu locken wie bisher nicht, verfehlten die Oldesloer ganz knapp - auch 2010 hatten sich bereits 45 Anbader am 1. Januar ins kalte Nass gewagt.

Es ist kurz nach 14 Uhr, als das Signal zum Anbaden ertönt. Groß und Klein, Alt und Jung in Badehosen, Bikinis und Badeanzügen laufen barfuß über die matschige Wiese des Freibads Poggensee, angefeuert von rund 200 applaudierenden und lachenden Zuschauern. Denn nicht jeder trägt einfach nur einen sommerlichen Badedress. Einige wollen noch die gute Stimmung aus der Silvesternacht weiter ins neue Jahr tragen. So wie Manfred Schwartz. Er hat sich für seinen Neujahrsauftritt ein paar extra lange Wunderkerzen aufgehoben. Mit der Funken sprühenden Rute und einem goldenem Knallbonbon im Haar hüpft der 50 Jahre alte Oldesloer geradezu elfengleich in den wintergrauen Badesee.

Bis um drei Uhr hatte er noch mit seiner Lebensgefährtin Regina Bruhns Silvester gefeiert. Jetzt aber ist er wieder fit. "Das gibt Kraft für das neue Jahr", sagt er lachend. Außerdem habe er 2011 auch sportlich mit dem Silvesterlauf im Oldesloer Kurparkstadion abgeschlossen. "Da muss 2012 genauso weitergehen. Sport hält schließlich jung, vor allem das Schwimmen", sagt er mit erhobenen Zeigefinger.

Einer, der das ganz genauso sieht, ist Günther Rohweder. Der agile 84-Jährige schwimmt regelmäßig - und das seit 78 Jahren. "Auch das kalte Wasser macht mir nichts aus. Ich schwimme im Reinfelder Herrenteich von April bis Ende Oktober - da ist das Wasser auch nicht viel wärmer", sagt Rohweder, der jedes Jahr das Sportabzeichen absolviert. Auch für 2012 hat er sich das wieder vorgenommen. Da sei das Anbaden im Oldesloer Poggensee schon mal ein guter Start ins neue Jahr. Auch, weil Rohweder am Ende der Veranstaltung - nachdem sich die ausgekühlten Wasserratten unter einer heißen Dusche und mit einer dampfenden Erbsensuppe aufgewärmt haben - einen der beiden Wanderpokale in die Hand gedrückt bekommt. Und das schon zum zweiten Mal. Auch 2009 durfte er die glänzende Trophäe schon einmal nach Hause tragen - als ältester Teilnehmer.

Den anderen Pokal überreicht Marion Arpe, Organisatorin und Betriebsleiterin des Oldesloer Hallenbads, dem achtjährigen Biane Schewe aus Lübeck. Für ihn war es das erste Winterbad seines Lebens. "Sonst war ich immer nur im Hallenbad, wenn es draußen kalt war", sagt der Grundschüler, der sich mit seiner zwei Jahre älteren Schwester Finja und seiner Poggenseer Patentante Sabrina Hugo ins Wasser traute. "Das war eine recht spontane Idee. Wir wollten aber ohnehin zum Zuschauen kommen. Jetzt sind wir eben mit dabei", sagt die 24-Jährige.

Und dabei sein ist alles beim Neujahrsschwimmen in Bad Oldesloe. "Und man wird gleich wach dabei", sagt Sven Olaf Schröer, der mit seinem Kumpel Sami Elebiari die Nacht ganz durchgemacht hatte. "Heute Morgen dachten wir uns dann, es wäre doch ein Spaß, ein wenig schwimmen zu gehen", sagt Schröer und raucht vor der körperlichen Ertüchtigung noch kurz eine Zigarette.

Für Jens Kirschtowski ist das Anbaden mittlerweile einfach nur Kult: "Und ein tolles Gemeinschaftsgefühl." Fünf Mal war er nun mit dabei - auch aus Verbundenheit zum Schwimmteam, wie er sagt. Nur allein ist er diesmal nicht gekommen. Im Schlepptau hat er seinen jüngsten Sohn, den 22 Jahre alten Sven. "Bisher bin ich immer nur in der Nordsee zum Anbaden gewesen, aber diesmal wollte ich hier auch mitmachen." Das Prickelnde am Winterbaden sei das Gefühl danach. Wenn man es geschafft habe. Nur die kalten Füße seien etwas unangenehm.

"Ach, das waren doch heute sommerliche Temperaturen", sagt Marion Arpe, die hofft, dass auch 2013 wieder die Neujahrsschwimmer in den Poggensee stürmen. Denn im vergangenen Jahr hatte das Spektakel ausfallen müssen. Eine dicke Eisschicht hatte die Veranstaltung unmöglich gemacht.