Neuer Betreiber des Servicehauses im Ahrensburger Gartenholz will Angebote erhalten

Ahrensburg. Die Awo ist nach 13 Jahren raus: Das Bargteheider Seniorenzentrum hat in dieser Woche das Servicehaus im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz übernommen. Jetzt hofft der neue Betreiber auf einen guten Start. "Wir müssen eine Chance bekommen", sagt die neue Geschäftsführerin Katrin Czuba, die jedoch Gegenwind verspürt. Die Philosophie der Awo hatte bindende Kraft. Jetzt gibt es einen harten Schnitt: Das bisherige Team wurde ohne Übergangsfrist rausgeworfen. Das erleichtert den Neubeginn nicht, wie sich bei der Bewohnerversammlung zeigte, zu der die neuen Hausherren eingeladen hatten - einen Tag vor der Übernahme.

Czuba: "Rund 70 Mieter waren da. Sie waren neugierig, gespannt. Und natürlich bedauern viele, dass die Awo weg ist. Ich hoffe, dass sich die Situation bald beruhigt." Zurzeit herrschen jedoch Aufregung, Verunsicherung, Ärger und auch Trauer vor. Die rund 100 Bewohner, Leiterin Sabine Gerstenberg und ihr Team sowie die circa 15 Ehrenamtlichen hatten bis zum Schluss gehofft, dass das Betreute Wohnen im Gartenholz gehalten werden kann. "Natürlich wussten wir, dass die Awo in einer schlechten Lage ist. Aber wir hatten gedacht, dass wir wenigstens mehr zusammenarbeiten und gemeinsam neue Ideen entwickeln würden", sagt Sabine Gerstenberg, die vor allem die Art der Übernahme entsetzt und auch traurig macht.

"Mit uns wurde vorher kein Wort gesprochen", sagt die bisherige Leiterin. Nicht einmal für eine Übergangsfrist sei das Know-how der bisherigen Kräfte gefragt gewesen. Gerstenberg: "Wir wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt. Das ist haarsträubend, persönlich kränkend und für die Bewohner katastrophal. Es sind so viele persönliche Bindungen entstanden. Und das zählt. Schließlich geht es hier um Alter, Krankheit und Behinderung."

Die Übernahme durch die neue Betreibergesellschaft sei für die Betroffenen alles andere als die gewünschte Lösung. Für den Insolvenzverwalter Gideon Böhm ist es nicht einmal die beste: "Wir haben tolle Konzepte vorgelegt, um eine ganzheitliche Sanierung hinzubekommen. Aber das ist am Widerstand der Eigentümer gescheitert."

Vier Bewerber seien im Gespräch gewesen: das Bargteheider Seniorenzentrum und drei namhafte Anbieter, die bundesweit im Pflegebereich tätig sind. Diese drei wären bereit gewesen, sowohl die insolvente Awo-Gesellschaft "Mobile Soziale Dienste" als auch das Servicehaus zu übernehmen. "Die hätten auch die 5000 Euro Miete für das Servicehaus gezahlt und sogar noch eine umfangreichere Betreuung angeboten. Trotzdem lehnten die Eigentümer der Immobilie im Gartenholz das ab", sagt der Insolvenzverwalter, der das bedauert und den das zugleich ärgert: "Es ist der Eindruck entstanden, dass die Entscheidung für die Bargteheider von vornherein feststand."

"Das stimmt nicht", sagt die neue Geschäftsführerin des Servicehauses. Das Seniorenzentrum Bargteheide habe bis zuletzt um den Zuschlag gezittert. Czuba: "Wir mussten uns anstrengen, im Rennen zu bleiben. Deswegen bleiben auch alle Betreuungsangebote erhalten. Wir senken auch die Pauschale von 155 auf 148 Euro. Und außerdem sind wir der einzige Bewerber, der eine Tagespflege und eine Nachtwache einrichtet."

Den Eindruck, hingehalten zu werden, hatte auch die Awo selbst, die mehr als ein Jahr um die Verlängerung des Mietvertrags gekämpft hatte. Vergebens. Bei der Frage nach dem Warum drängt sich einigen Beteiligten der Verdacht auf, dass personelle Verflechtungen eine Rolle gespielt haben könnten.

Katrin Czuba widerspricht: "Es gibt keine Verflechtungen, und wir sind auch nicht Mitinhaber der Immobilie. Die Bargteheider und die Ahrensburger Investoren kennen sich. Mehr nicht."

Fakt ist allerdings, dass die Verhandlungen lange gedauert haben. Anwalt Böhm: "Wir könnten mit der Sanierung der Awo schon viel weiter sein." So bangen die rund 90 Mitarbeiter der insolventen Awo-Gesellschaft "Mobile Soziale Dienste" weiter um ihre Arbeitsplätze. Der Insolvenzverwalter ist jedoch zuversichtlich: "Die Gespräche mit den anderen Bewerbern gehen weiter. Ich rechne damit, dass wir in zwei Monaten ein Ergebnis haben werden und dass der neue Betreiber die Angestellten alle übernimmt."

Margot Sinning (SPD), Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreises Stormarn, bedauert die Entwicklung: "Die Awo hat sich extrem bemüht, die Einrichtung zu halten. Es tut mir furchtbar leid für die Mitarbeiter, die das Haus mit so viel Engagement aufgebaut haben." Nun müsse sich zeigen, ob die vertrauensvolle und solide Arbeit weitergehe. "Die Bargteheider leisten, so weit ich das beurteilen kann, sehr ordentliche Arbeit."

Katrin Czuba, die Geschäftsführerin der neuen Betreibergesellschaft des Servicehauses, nennt Zahlen: "Wir haben gerade die Note 1,4 vom Medizinischen Dienst der Kassen für unsere Arbeit in Bargteheide erhalten. Der Bundesschnitt liegt bei 2,8."