Knapp vier Prozent aller Einwohner stammen aus einem anderen Land. Größte Gruppe sind die Türken, gefolgt von Polen und Portugiesen. Die Regionalausgabe Stormarn des Abendblattes stellt einige von ihnen vor.

Ahrensburg. Recep Kaya kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland. 1964 war das gewesen. Seine Eltern gehörten zu den Gastarbeitern, die ihre Heimat verließen, um hier ihr Glück zu machen. Sie sind als Rentnern zurückgekehrt in die Türkei. Für Recep Kaya ist das keine Option. Der Gastronom und Vater von drei Kinder, der in Trittau lebt und hier das "Parisienne" betreibt, sagt: "Ich bin in Deutschland aufgewachsen. Hier habe ich meine Wurzeln."

6,7 Millionen Menschen in Deutschland sind Ausländer. Im Kreis Stormarn leben 9207 von ihnen. Knapp vier Prozent der Stormarner kommen damit aus einem anderen Land. 130 Nationalitäten aus Europa, Amerika, Asien und Afrika bietet der Kreis ein Zuhause. Wie bunt das Staatengemisch ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Dabei fällt auf, dass die meisten Mitbürger ausländischer Herkunft aus den Staaten der Europäischen Union kommen. Der Arbeit wegen, oder weil sie ihr großes Glück gefunden haben. "Insgesamt sind das 3577 Personen", sagt Astrid Matern, Leiterin des Fachdienstes Öffentliche Sicherheit in der Oldesloer Kreisverwaltung. Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe im Kreis bilden die Türken (1591). Menschen, die wie Kayas Eltern in den 60er oder 70er Jahren zum Arbeiten nach Deutschland kamen und hier ihre Spuren hinterlassen haben. Gefolgt von Polen (952), Portugiesen (453), Russen (432), Serben und Briten (jeweils 313) und Österreichern (303). Auch für Italiener (292), Niederländer (251), Dänen (225) und Griechen (202) ist Stormarn zur zweiten Heimat geworden.

Ula Tesdorpf kam 1981 mit ihrer Mutter von Polen nach Deutschland. Sie war 21 Jahre alt. Die Verhältnisse in Polen waren damals schwierig. Es war verboten, eine Fremdsprache zu lernen, erzählt Ula Tesdorpf. Sie war die Tochter einer deutschstämmigen Mutter, konnte aber kein Deutsch sprechen. "Das habe ich erst in Hamburg gelernt", sagt Tesdorpf, die Sozialpädagogik studiert, in Ahrensburg in der Migrationssozialberatung arbeitet und Menschen bei der Integration hilft. Sie selbst hatte damit nie Probleme, sagt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern. "In Stormarn bin ich zuhause. Das Heimweh nach Masuren aber bleibt."

Integration? Auch für Amen Gafsi ist das kein Problem. "Die Menschen sind freundlich zu mir. Ich habe schon viele deutsche Freunde. Ich bin aber auch nicht schüchtern und spreche Deutsch, auch wenn ich noch Fehler mache," sagt der 29 Jahre alte Tunesier, der in Afrika ein Leben als Star hinter sich gelassen hat: Er war Mitglied der Handball-Nationalmannschaft. Amen Gafsi kann sich gut vorstellen, für immer hier zu bleiben und noch die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Bei seinem Schwiegervater hat es funktioniert. Auch er ist Tunesier und lebt mit seiner deutschen Frau schon 32 Jahre in Hamburg.

Laut Statistik leben 399 Menschen aus Afrika im Kreis. Die asiatischen Länder sind mit 1239 Mitbürgern vertreten, Amerika mit 366. Es gibt aber auch nationale Einzelgänger. So befindet sich zum Beispiel jeweils nur ein Mitbürger aus Kambodscha oder Uruguay unter den 227 087 Menschen im Kreis Stormarn.

Gastwirt Kaya und seine Töchter sind nur noch im Urlaub in der Türkei

Recep Kaya kam als Kind türkischer Gastarbeiter Anfang der 60er Jahre nach Hamburg. Heute lebt in Trittau, ist Inhaber des Restaurants "Parisienne". Er ging in Hamburg zur Schule, hat dort seine Ausbildung gemacht. "In Deutschland liegen meine Wurzeln", sagt der 48-Jährige. Er ist geschieden, seine Töchter Meltem (11, l.) und Hülya (15) leben bei der Mutter in Hamburg. In Denizli, der Stadt in der Türkei, in der er geboren wurde, verbringt er jedes Jahr drei bis vier Wochen Urlaub. Mit seiner Familie und den Eltern, die vor einigen Jahren zurückgegangenen sind in ihre Heimat, spricht er Türkisch. "Das beherrsche ich aber längst nicht so perfekt wie Deutsch", sagt der Gastronom.

Ulla Tesdorpf denkt oft an ihre Freunde in Polen

Die diplomierte Sozialpädagogin und Migrationssozialberaterin wurde in Masuren geboren und zog 1981 mit ihrer Mutter nach Stormarn. Sie hat hier geheiratet und ihre beiden Kinder großgezogen. Anfangs sei ihr das Leben in Deutschland nicht leicht gefallen: "Ich konnte die Sprache nicht", sagt die 48-Jährige, "die Fülle in den Läden hat mich einfach erschlagen." In Polen habe es fast gar nichts gegeben. Sie habe sich integriert, aber das Heimweh nach der alten Heimat ist geblieben. Sie vermisse das Essen, wie zum Beispiel die Piroggi, und ihre Schulfreunde, die sie beim 30jährigen Abi-Treffen kürzlich wieder getroffen hat.

Der Tunesier Gafsi schätzt die Ehrlichkeit

Amen Gafsi (29) ist erst seit zehn Monaten in Deutschland. "Ich bin mit meiner Frau Sarah gekommen. Ihre Mutter ist Deutsche", sagt der Tunesier, der in seiner Heimat Handball-Nationalspieler war. Gafsi trainiert die A- und B-Handballjugend des Ahrensburger TSV, gibt nachmittags Sportunterricht an der Gesamtschule und am Heimgarten. "Es gefällt mir sehr gut hier", sagt Gafsi. Was ihn an Deutschland besonders beeindruckt, ist die Ehrlichkeit und die Zuverlässigkeit: "Wenn man sich mit jemandem verabredet, dann kommt der auch. Und zwar pünktlich." Der Vater von Yessin (sieben Monate) kann sich vorstellen, für immer in Deutschland zu bleiben.