In Stormarn leben zurzeit 4421 ehemalige Asylbewerber, die jetzt - befristet oder dauerhaft - hier bleiben dürfen.

Bad Oldesloe. - Bei weiteren 45 läuft das Verfahren noch. Und 112 Menschen werden geduldet, weil sie zum Beispiel wegen einer Krankheit nicht abgeschoben werden können.

Die Zahl der Flüchtlinge ist kreisweit in den vergangenen Jahren leicht gestiegen. "Bundesweit ist sie jedoch rückläufig, da es für Flüchtlinge immer schwieriger wird, die Festung Europa zu erreichen", sagt Kirstin Schwarz-Klatt von der Migrationssozialberatung Nordstormarn, einem Angebot der Diakonie der Kirchenkreise Plön und Segeberg. Die meisten Asylbewerber stammen aus Afghanistan, dem Irak und dem Iran. Bundesweit entfielen in den ersten drei Monaten dieses Jahres rund 45 Prozent der Erstanträge auf diese drei Herkunftsländer. "Im Durchschnitt dauert ein Verfahren zwischen drei Monaten und drei Jahren, im Einzelfall auch länger", sagt Schwarz-Klatt. Die Flüchtlinge wohnen in Gemeinschaftsunterkünften und dürfen ein Jahr lang nicht arbeiten. Danach haben sie nachrangigen Zugang zum Arbeitsmarkt.

In dieser Zeit müssen sie mit wenig Geld auskommen und haben auch keinen Anspruch auf einen Deutschkursus. "Sie erhalten Grundleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz", sagt Schwarz-Klatt. Das seien nicht mal zwei Drittel der Hartz-IV-Leistungen. Schwarz-Klatt: "Das bedeutet eine erzwungene Abhängigkeit von Leistungen der öffentlichen Hand."

Sie fordert deshalb, das Gesetz zu streichen und Flüchtlinge wie alle anderen Hilfsbedürftigen zu behandeln. Auch der Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein setzt sich dafür ein, Asylbewerber besser zu unterstützen. Vor allem müsse Geld für Sprachkurse zur Verfügung gestellt werden. "Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Doch die meisten Asylbewerber können die Kosten für einen Integrationskursus mit Sprachunterricht nicht aufbringen", sagt Johanna Boettcher vom Flüchtlingsrat. Ein Integrationskursus über mehrere Monate kostet rund 1400 Euro.

Für die Dauer des Verfahrens bekommen die Flüchtlinge eine Aufenthaltsgestattung und dürfen den Kreis, dem sie zugeordnet wurden, nicht verlassen. 2009 wurden bundesweit knapp 40 Prozent der Anträge abgelehnt. Gegen den Bescheid kann Klage beim Verwaltungsgericht Schleswig eingereicht werden. "Dafür muss ein Rechtsanwalt beauftragt werden, dessen Bezahlung bei einem Taschengeld für Erwachsene von 40 Euro monatlich schwierig ist", sagt Schwarz-Klatt. Wer eine Aufenthaltserlaubnis bekommt, hat Anspruch auf einen Integrationskursus und darf arbeiten.