Wenn in diesem Land über Bildungspolitik gestritten wird, geraten schnell die Lehrer ins Visier. Denn die haben immer früh Feierabend, müssen weder feiertags noch an Wochenenden arbeiten und haben auch noch zwölf Wochen Ferien im Jahr.

Viele von ihnen spulen, besonders in naturwissenschaftlichen Fächern, nur ihren Standard-Unterricht ab, lassen danach den Herrgott einen guten Mann sein. Sagen die einen. Lehrer haben einen anstrengenden Job, weil sie - so sie es ernst meinen mit ihrer Berufung - viel Zeit in Vor- und Nachbereitung des Unterrichts investieren. Sie erdulden politische Zick-Zack-Kurse wie beim Streit um G8/G9, gleichen durch ihren Einsatz schon lange den Personalmangel an Schulen aus. Sagen die anderen. Nun sollen sie eine Stunde mehr unterrichten, weil Kiel wegen der dramatischen Kassenlage in der Klemme steckt. Das weckt Unmut. Sicher ist der Einsatz einiger Pädagogen nicht gerade vorbildlich, manche stöhnen auf hohem Niveau. Andere sind damit überfordert, dass Schule oft auch soziale Reparaturwerkstatt ist. Denn Lehrer müssen heute mehr denn je Erziehungsaufgaben übernehmen, mit denen Familien hin und wieder überfordert sind. In sozialen Problemgebieten leisten Pädagogen teils Großes, um Kindern Halt zu geben. Das verdient Respekt und Unterstützung. Diese Leistung lässt sich nicht allein in Stundenzahlen messen. Die Politiker in Kiel sollten gut zuhören, und die Argumente von Lehrern und GEW gegen Mehrarbeit abwägen.