Die Opfer im Alter von 87 und 89 Jahren waren bei der Tat im März 2009 schwer verletzt worden.

Reinbek/ Lübeck. Es ist ein Verbrechen, das in Stormarn für Entsetzen sorgte - und auf das mindestens fünf Jahre Haft stehen. Drei Männer dringen in das Haus eines älteres Ehepaars am Jahnckeweg in Reinbek ein. Die Frau (89) wird an der Haustür zu Boden gestoßen, fällt auf die rechte Hüfte, erleidet einen Oberschenkelhalsbruch. Ihr 87 Jahre alter Ehemann wird im Wohnzimmersessel sitzend geknebelt. Der Täter drückt so fest gegen den Mund des Opfers, dass dessen Zahnprothese verbogen wird. Später müssen dem Mann fünf Zähne entfernt werden. Zudem erleidet der 87-Jährige Wunden, die genäht werden müssen. Gegen zwei der Täter wurde gestern das Verfahren wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes vor dem Lübecker Landgericht eröffnet.

Auf der Anklagebank: Resmi E. (23) und Dragan V. (25) aus Serbien. Beide Täter wurden in Handschellen von Justizmitarbeitern in den Verhandlungssaal geführt. Gemeinsam mit dem bereits zu drei Jahren Haft verurteilten Rade P. (34) aus Kroatien (wir berichteten) sollen sie das Reinbeker Ehepaar am Abend des 26. März 2009 überfallen und 200 Euro geraubt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Resmi E. die Rentnerin zu Boden gestoßen, sich auf sie geworfen und ihr den Mund zugehalten hat. Dragan V. soll den Rentner geknebelt haben. Rade P. musste sich am 15. Dezember vergangenen Jahres für diese Tat vor Gericht verantworten. Strafmildernd wirkte sich damals für ihn aus, dass er die beiden anderen Täter benannte. Rade P. sagte aus, er sei in den ersten Stock des Hauses gelaufen, während die beiden anderen Täter die Eheleute ruhig stellten. Die Täter seien davon ausgegangen, dass ihre Opfer Geld in einem schwarzen Koffer aufbewahrten. P. habe gewusst, wie die Räume aussehen und wo der Koffer stand. Denn Natascha P., die im Juli 2008 bei dem Ehepaar als Pflegerin gearbeitet hatte, habe den Räubern alles genau erklärt. Doch als Rade P. den Koffer öffnete, fand er darin nur Papiere. Die 200 Euro habe er aus dem Portemonnaie des Mannes genommen. "Ich habe nie Geld in dem schwarzen Koffer aufbewahrt", sagte das Opfer damals vor Gericht aus, "seit dem Krieg bewahre ich dort sämtliche wichtige Dokumente auf."

Auch gegen die Pflegerin leitete das Gericht ein Ermittlungsverfahren ein und erließ Haftbefehl. Dieser wurde jedoch nie vollstreckt. Inzwischen ist Natascha P. nach Angaben des Anwaltes der Opfer untergetaucht. Resmi E. war gemeinsam mit Rade P. am 28. Oktober 2009 in München festgenommen worden. Seitdem sitzt der Serbe in Untersuchungshaft. Zunächst in Lübeck, jetzt in Neumünster. Dragan V. wurde am 24. November 2009 in Bulgarien festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft in Lübeck.

Am ersten Verhandlungstag wurden die beiden Angeklagten schon nach etwa 30 Minuten wieder hinter Gitter gebracht. Denn am Donnerstag wurde zunächst nur die Anklageschrift verlesen. Der Prozess wird am Mittwoch, 28. April, in Lübeck fortgesetzt.